Mit einem Kraftakt lässt der designierte Generalmusikdirektor der Wiener Staatsoper, Franz Welser-Möst, seinen anstehenden Wien-Aufenthalt beginnen. Im Musikverein bestreitet er mit seinem Cleveland Orchestra ab morgen, Dienstag, drei anstrengende Programme in vier Konzerten – gleich danach beginnt der Maestro mit der Probenarbeit für seinen Staatsopern-Ring. Aber auch neben dem Dirigieren hat Welser-Möst in Wien volles Programm: Bei einem Treffen mit dem designierten Staatsopern-Direktor Dominique Meyer soll auch die Finalisierung von Welser-Mösts Vertrag abgeschlossen werden.
Nachdem Meyer bereits vergangenen Mittwoch seinen ab 2010 gültigen Staatsopernvertrag unterschrieben hatte, war es zu Spekulationen um Welser-Mösts angebliches Zögern gekommen. In einem Interview mit News hatte der Dirigent bestätigt, dass es über einige Punkte im Vertrag, die in bester Tradition österreichischen Beamtentums standen, Unklarheiten gegeben hatte, vor allem im Bereich seiner Kompetenzen und Befugnisse. Gewisse Dinge brauchen eben ihre Zeit, beschwichtigte Welser-Möst in der Sonntagsausgabe der Tageszeitung Österreich, Anlass zu irgendeiner Aufregung um die Verzögerung sei sicher nicht gegeben, von Zögern könne keine Rede sein. Mit Meyer verbinde ihn ein unkompliziertes Verhältnis, das von fleißigem gemeinsamen Arbeiten am Telefon geprägt sei.
Während die Details seines Vertrages also noch ausverhandelt werden, stellt Welser-Möst seinen Wert gleich in vier Konzerten im Musikverein unter Beweis – und welches Orchester könnte sich besser dafür eignen, als seine Clevelander. Mit Mozart, Debussy und Beethovens Siebenter machen sie morgen, Dienstag, den Auftakt, John Adams und Bruckners Neunte werden am Mittwoch und Donnerstag gleich zweimal gespielt, den krönenden Abschluss bildet Mahlers Zweite am Freitag. Der Musikdirektoren-Vertrag mit dem Cleveland Orchestra geht noch bis 2012, in den ersten beiden Jahren in Wien wird Welser-Möst also zweigleisig fahren. Bei diesen Zweien muss es dann aber auch bleiben wie der 47-jährige im News-Interview erklärte. Ich gehöre zu den wenigen Leuten, die kaum gastdirigieren. Mir reicht je ein erstklassiges Opern – und Konzertstandbein.
Nach den Musikvereins-Konzerten geht es deshalb mit dem Opernstandbein ohne Pause und in mehreren Projekten weiter. Schon am 3. November beginnen die Wiederaufnahmeproben für die Staatsopern-Produktion von Richard Strauss Arabella, daneben freut Welser-Möst sich riesig auf die ersten Proben für seinen Ring, der am 2. Dezember mit der Walküre anheben wird und in dem er die mystische und philosophische Seite, das Unter- und Unbewusste (so Welser-Möst in News) in Wagners Werk herausarbeiten will.