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Weiter Unklarheiten um Tod von Ex-Minister Ghanem

Ghanem, ehemaliger libyscher Premier- und Ölminister unter Muammar al-Gaddafi
Ghanem, ehemaliger libyscher Premier- und Ölminister unter Muammar al-Gaddafi ©APA
Noch immer gibt der Tod des ehemaligen libyschen Premier- und Ölministers Shukri Ghanem, der in der Neuen Donau gefunden wurde, Rätsel auf. Das vorläufige Obduktionsergebnis  ergab ja nach Angaben der Polizei den Tod durch Ertrinken und keinerlei Hinweise auf Fremdverschulden.
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Was man allerdings nicht weiß ist, wie der Minister in die Donau gelangt war. Die Polizei rechnet nicht vor Ende dieser Woche mit dem Ergebnis des toxikologischen Gutachtens. Dieses soll die endgültige Todesursache klären.

Selbstmord von Ghanem ausgeschlossen

Es sei kein Abschiedsbrief oder Ähnliches gefunden worden. Auch eine akute Bedrohung sei nicht vorgelegen, erklärte  Polizeisprecher Roman Hahslinger am Montag. Der Polizei habe außerdem keine Informationen über eine akute oder latente Krankheit Ghanems. Ein Herzinfarkt sei es wohl auch nicht gewesen, so Hahslinger. Wie es zu diesem Gerücht kam, ist nicht ganz klar. Der Polizeisprecher vermutete einen “Übermittlungsfehler” durch einen mit der Familie Ghanem bekannten ausländischen Journalisten.

Ghanem hatte viele Feinde

Ghanem habe “viele Feinde gehabt” vermutete unterdessen der österreichische Handelsdelegierte in Tripolis, David Bachmann, gegenüber dem “Kurier” (Dienstag-Ausgabe). Die vergangenen Monate in Wien versuchte sich Ghanem demnach als Lobbyist in der internationalen Ölindustrie. Versuche, auch in Libyen wieder geschäftlich anzuknüpfen, seien aber gescheitert: Für die neue Regierung in Tripolis bleibe der ehemalige Gaddafi-Getreue “ein rotes Tuch”. Vielmehr habe Tripolis vom Ex-Ölminister Auskunft verlangt, wohin so manche Ölmilliarde verschwunden sei.

Ein Passant hatte die Polizei am Sonntag gegen 8.40 Uhr informiert, dass vor einem griechischen Lokal bei der Copa Cagrana ein lebloser Körper in der Neuen Donau treibe. Der Leichnam lag mit dem Kopf unter Wasser. Der Mann trug Straßenkleidung und sei seit höchsten zwei Stunde im Wasser gelegen. Die Leiche wurde mit einem Polizeiboot geborgen.

Der 69-Jährige arbeitete laut dem Polizeisprecher als Berater einer Firma in Wien. Er habe keine Ausweise bei sich gehabt, es habe aber Hinweise auf die Firmenadresse gegeben. Die Polizei nahm daraufhin Kontakt zu der Firma auf. Ein Mitarbeiter habe Ghanem dann eindeutig identifiziert.

Die Tochter Ghanems bemerkte am Sonntag gegen 10.00 Uhr Vormittag, dass ihr Vater nicht zu Hause war. Nach Angaben der Familie hatte er den Samstagabend mit seiner Tochter verbracht. Die beiden hätten fern gesehen. Der Ablauf sei ganz normal gewesen, so Hahslinger. Nur habe der Vater erklärt, dass ihm nicht gut gewesen sei.

Enger Gefolgsmann von Gaddafi

Ghanem hatte jahrelang zur engsten Entourage Gaddafis gezählt, ehe er dem Regime Mitte Mai des vergangenen Jahres den Rücken kehrte. Ghanem war von März 2003 bis Mai 2006 Ministerpräsident und von März 2006 bis Mitte Mai 2011 Chef der staatlichen libyschen Öl-Gesellschaft, also Ölminister, gewesen. Er war ein strikter Gegner der Gewalt, die Gaddafi seinem eigenen rebellierenden Volk vor seinem Sturz entgegengeworfen hatte. (APA)

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