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Wege des Lebens - The Roads Not Taken: Kritik und Trailer zum Film

Die Bedeutung und Auswirkungen von Lebensentscheidungen stehen im Mittelpunkt des neuen Films mit Javier Bardem und Salma Hayek. In "Wege des Lebens - The Roads Not Taken" von Sally Potter geht es um einen mutmaßlich demenzkranken Mann, der die ganze Zeit in Fantasiewelten von alternativen Lebenswegen abdriftet und seine Realität kaum mehr wahrnimmt. Stattdessen erlebt er das Leben mit seiner Jugendliebe und den Alltag als einsamer Schriftsteller auf einer griechischen Insel.

Das Leben als ein aus Schichten der Erinnerung gezimmerter Raum, durch den sich der Mensch in seiner eigenen Narration bewegt: Die große feministische Filmemacherin Sally Potter ("Orlando"), die zuletzt mit dem Kammerstück "The Party" ein politisches Werk vorgelegt hat, steigt mit "The Roads Not Taken" nun in den Kopf eines Mannes - konkret eines Demenzkranken. Ab Donnerstag im Kino.

Wege des Lebens - The Roads Not Taken: Kurzinhalt zum Film

Gespielt wird dieser Leo von Spaniens Charakterkopf Javier Bardem, der von einem Starcast an Frauen umspielt wird, der von Laura Linney als Exfrau über Salma Hayek als Jugendliebe bis hin zum Shootingstar Elle Fanning als seine aufopfernde Tochter reicht. Und doch sind sie letztlich Beiwerk in diesem Leben, das nur mehr aus dem autistischen Rückzug ins eigene Ich besteht. Leo ist verwirrt, er nimmt seine Umwelt nur mehr als Reflexionen der Vergangenheit war und diese ihn im Gegenzug nicht mehr für voll. Da wird der von der liebenden Tochter Molly organisierte Ärztemarathon durch New York zu einer Tour de Force für beide, ein Depriblues auf Rädern.

Während Molly sich gegen die Reaktionen der Umwelt müht, den Demenzkranken mit Würde durch den Tag zu bringen, durchstreift dieser die Welten in seinem Kopf, die als Parallelstränge mit dem Jetzt verwoben sind. Es ist das Leben eines Mannes, jenes Mannes, der Leo einst war und in seiner Welt noch immer ist. Es ist das Verzweifeln mit seiner Jugendliebe Dolores (Hayek) über den Tod des gemeinsamen Sohnes in Mexiko und es ist Leos Eremitendasein als Schriftsteller auf einer Insel in Griechenland, während daheim in den USA die neue Frau Rita (Linney) die gemeinsame Tochter geboren hat. Die Geister der Vergangenheit haben längst das Regime in Leos Leben übernommen.

Wege des Lebens - The Roads Not Taken: Die Kritik

Potter, die auch das Drehbuch zu "The Roads Not Taken" verfasst hat, setzt vielfach auf Nahaufnahmen, als würde die Kamera in den Kopf des Protagonisten kriechen wollen - was sie indirekt auch tut. Die Rückblenden, die für Leo Gegenwart darstellen, sind Momente der Ruhe als Antipoden zum stets lauten, lärmenden New York, das mit Sirenen und Hupen auch die Nerven der Zuschauer traktiert.

So gelingt Potter der durchaus schlüssige Versuch, einen Einblick in die Lebenswelt geistig Zerrütteter zu unternehmen, eine Vorstellung für die Weltwahrnehmung eines dementen Menschen zu schaffen. Was macht Leben aus? Welche Bedeutung hat Erinnerung für die Konstituierung unseres Ichs? Was ist Realität? Dies sind letztlich Fragen, die die Filmemacherin evoziert.

Dieser Gang in andere Welten krankt allerdings daran, dass Potter mit Bardems Charakter einen praktisch durchwegs antipathischen Protagonisten geschaffen hat, mit dem man nur schwer den Weg der Erinnerung nachvollziehen möchte. Früher verstockter, wortarmer Egozentriker, hat sich dieser Zustand durch die Demenz nicht eben gebessert. Die bedingungslose Liebe seiner Tochter zu dem Eigenbrötler wird nur schwer nachvollziehbar. Als Publikum lässt man Leo lieber alleine in die nostalgischen Welten seiner Seele abgleiten.

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(APA/Red)

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