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Weg mit den Autos

©APA/HERBERT PFARRHOFER
Gastkommentar von Johannes Huber. Die Hitze zeigt: In der Klimapolitik gehört ein Zahn zugelegt. Gerade auch in Wien, wo noch immer zu viele Flächen versiegelt und verparkt sind.

37 Grad - und der Umweltminister rüttle an Klimazielen, empörte sich die „Kronen Zeitung“ zu Beginn der ersten Hitzewelle in diesem Jahr über Norbert Totschnig (ÖVP): Der Mann hatte nicht etwa angekündigt, Bemühungen zu verstärken, um den Klimawandel zu bremsen; soweit das halt aus österreichischer Sicht möglich ist im globalen Kontext. Nein, er hat sich für das Gegenteil davon ausgesprochen und Klimaneutralität bis 2040 nicht als Pflicht, sondern lediglich als „Kür“ bezeichnet. Im Übrigen lehnte er es – dazu passend – ab, die Geschwindigkeitsbegrenzung auf Autobahnen flächendeckend auf 100 km/h zu senken, obwohl sich dadurch der Schadstoffausstoß reduzieren lassen würde.

Sagen wir so: Totschnig steht für Politiker, die bis zum nächsten Wahltag denken. Devise: „Hinter mir die Sintflut.“ Wobei: Durch die gegenwärtige Hitzewelle wird wieder einmal deutlich, dass der Klimawandel nicht von heute auf morgen kommt, sondern läuft. Klar: Temperaturen von über 30 Grad und mehr hat es schon immer gegeben. Es kommt aber immer öfter vor.

Gerade in Wien merkt man das: Die Zahl der Hitzetage ist stark steigend. Ein erheblicher Teil der Bevölkerung leidet darunter. Im Hinblick darauf wäre Klimafolgen-Begrenzungspolitik gefragt. Und zwar viel ambitioniertere als bisher.

Im Programm der rot-pinken Stadtregierung unter Führung von Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) zum Beispiel steht eh einiges: Die Baumpflanzoffensive soll fortgesetzt werden. Zumindest 20.000 neue Bäume sollen in den kommenden fünf Jahren gesetzt werden. Und zwar so, dass möglichst viel Beschattung erreicht wird. Das ist nicht nichts. Aber: Wie wäre es damit, die Zahl zu verdoppeln? Oder damit, in jeder Straße, in der noch kein Gewächs existiert, zumindest für ebensolche in großen Behältern zu sorgen?

Ja: Wie wäre es damit, sich ein richtiges Langfristziel zu setzen? Zum Beispiel: In zentrumsnahen Bezirken, in denen kaum Grünflächen vorhanden sind, dafür sorgen, dass es möglichst nur noch Kurzparkzonen gibt. Dass also Autos, die zu zusätzlicher Erhitzung beitragen, möglichst nicht mehr dauerhaft auf der Straße abgestellt werden. Sprich: Es wird immer Ausnahmen geben müssen, darauf sollte es sich jedoch beschränken.

Und wie das Ganze gehen soll? Der Platz von Autos sollte die Garage sein. Im Neubau ist eine solche die Regel. Damit wird aber nur ein kleiner Teil des Gesamtbedarfs gedeckt. Notwendig wäre es daher, dass in vielen kleinen Einheiten alles in allem tausende Abstellflächen in bestehenden Gebäuden oder Tiefgaragen unter Parks etwa errichtet werden. Von der Stadt. Damit am Ende Straßen Begegnungszonen mit Grünflächen werden, die Lebensqualität mit sich bringen und die sich im Hochsommer vor allem auch weniger grausam erhitzen.

Johannes Huber betreibt den Blog dieSubstanz.at – Analysen und Hintergründe zur Politik

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