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"Wechseljahre": Falscher Mythos der Männergesundheit

Gibt es "Wechseljahre" bei Männern? Experten sagen: Nein.
Gibt es "Wechseljahre" bei Männern? Experten sagen: Nein. ©SXC (Themenbild)
Deutsche Fachleute räumen mit einem Mythos der Männergesundheit auf - mit den "Wechseljahren" des Mannes.

Tatsächlich sind nämlich nur drei bis fünf Prozent der Männer über 60 von einem echten Testosteronmangel betroffen, der einen Libidoverlust und andere Symptome erkläre, hieß es vor kurzem aus Anlass des 58. Symposiums der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) in Lübeck. Von vorschnellen Testosteron-Therapien bei älteren Männern wird abgeraten.

Experten: Wechseljahre des Mannes gibt es nicht

Dieser Gruppe, zu denen auch stark übergewichtige Männer mit erhöhtem Blutdruck, erhöhten Blutfetten oder erhöhtem Blutzucker gehörten, könne durch eine Hormontherapie geholfen werden. Es gebe aber keine “Wechseljahre” beim Mann, stellte Schatz klar.

Testosteronspiegel sinkt ab 40. Lebensjahr

Ab etwa dem 40. Lebensjahr sinkt der Testosteronspiegel des Mannes jedes Jahr um ein bis zwei Prozent, was zumeist keine spürbaren Auswirkungen hat, schrieben die deutschen Experten in einer Aussendung. Männer über 60 Jahre leiden häufiger an depressiven Verstimmungen, Gewichtszunahme, Müdigkeit, Nervosität und Libidoverlust, seltener auch an einer Art Hitzewallungen.

Beschwerden können vielfältige Ursachen haben

“Diese Beschwerden können vielfältige Ursachen haben, auch das Absinken des Testosteronspiegels kann mit ein Grund sein”, betonte Sven Diederich, Vizepräsident der DGE. “Jedoch haben die meisten Männer keinen behandlungsbedürftigen Testosteronmangel. Ein solcher kann etwa dann auftreten, wenn Erkrankungen des Hodens oder ein großer Tumor der Hirnanhangdrüse, welche die Testosteronproduktion reguliert, vorliegen. “In diesem Fall behandeln wir die Patienten sehr erfolgreich mit Testosteronpräparaten”, wie der Experte sagte.

Testosteronmangel

Liegt ein wirklicher Hormonmangel vor, ist eine Testosteronbehandlung begründet. Doch analag zu den Frauen in den Wechseljahren schnell zu Hormonpräparaten zu greifen, ist offenbar nicht angesagt. In der Altersgruppe der 60- bis 79-jährigen Männer haben nur drei bis fünf Prozent einen Testosteronmangel, der den Libidomangel und andere Symptome wie erektile Dysfunktion erklärt. Dazu sagte auch Helmut Schatz, Mediensprecher der DGE: “Man kann nicht von einem männlichen Klimakterium sprechen.”

Testosterontherapie: Kontroverse Debatte

Die Experten warnten daher davor, Testosteron kritiklos und ohne Bestimmung des Hormonspiegels zu verschreiben, wenn lediglich manche Anzeichen für einen Testosteronmangel sprächen. Denn es wird kontrovers diskutiert und weiter erforscht, ob und welche Risiken, etwa kardiovaskuläre Erkrankungen, die Testosterontherapie bei älteren Männern hat. Die Arzneimittelbehörde in den Vereinigten Staaten (FDA), nicht aber die in Europa (EMA), fordert von den Herstellern, Warnhinweise in die Beipackzettel aufzunehmen. Schatz bilanzierte: “Wir warnen davor, Testosteron kritiklos zu verschreiben, nur wenn manche Anzeichen für einen Testosteronmangel sprechen, insbesondere ohne Bestimmung des Hormonspiegels. Jeder Fall muss auch individuell entschieden und der Patient muss regelmäßig kontrolliert werden.”

Menopause: 70 Prozent der Frauen kämpfen mit Problemen

Bei den Frauen hingegen haben 70 Prozent in ihrer Lebensmitte mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Neben gängigen Beschwerden wie Hitzewallungen treten häufig depressive Verstimmungen, Gelenksschmerzen oder Bluthochdruck auf. Die Medikamentenverschreibung steigt in dieser Lebensphase enorm, sagte Johannes Huber, Facharzt für Frauenheilkunde, bei einer Pressekonferenz der Menopausegesellschaft.

Laut Huber sind vor allem bei der Vergabe von Antidepressiva starke Zuwächse erkennbar. Während Frauen unter 50 in 134.950 Fällen mit Psychopharmaka dieser Art behandelt werden, nehmen bei den über 50-Jährigen 253.967 Medikamente gegen Depressionen ein. Zum Vergleich: Bei den Männern steigt die Zahl von 64.180 auf lediglich 80.380 Verschreibungen an. Zwar werden an über 50-Jährige generell mehr Medikamente ausgegeben – zur Behandlung von Bluthochdruck oder erhöhten Blutfettwerten beispielsweise – von depressiven Verstimmungen, ausgelöst durch das voranschreitende Alter, scheinen den Daten zufolge aber hauptsächlich Frauen betroffen zu sein.

Pflanzliche Arzneien können hier Abhilfe schaffen. Vor allem Isoflavone, die unter anderem in Soja und Rotklee enthalten sind, können Symptome, die mit den Wechseljahren einhergehen, verhindern. Außerdem kann laut der Gynäkologin und Sexualmedizinerin Doris Linsberger auch eine Lebensstilberatung hilfreich sein. “Es gibt Frauen die mit der neuen Situation der Menopause nicht zurechtkommen und zum Beispiel unter einer veränderten Sexualität leiden. Diesen müssen wir beratend zur Seite stehen, denn Frauen können den Wechsel als durchaus positiv erleben. Für viele entstehen plötzlich neue Freiheiten”, sagte die Ärztin. (APA/red)

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