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Was sehen wir, wenn wir zum Himmel schauen? Kritik und Trailer zum Film

In der georgischen Kleinstadt Kutaissi begegnen sich Lisa und Giorgi - und verlieben sich auf den ersten Blick ineinander. Nur dumm, dass sie beide am nächsten Tag in anderer Gestalt wiedererwachen und den jeweils anderen ob darum nicht mehr finden. Unterdessen geht das alltägliche Leben weiter, sammeln sich Straßenhunde und Nachbarn zum Public Viewing der Fußballweltmeisterschaft und kommt eine Filmcrew in die Stadt. Die hat es sich zur Aufgabe gemacht, die wahre Liebe zu finden. Vielleicht ist sie ja die Rettung für Lisa und Giorgi.

Zwei junge Menschen stoßen zusammen. Sie machen sich ein Treffen für den nächsten Abend in einer Bar aus, denn sie haben sich auf der Stelle ineinander verliebt. Doch über Nacht passiert Existenzielles: Die beiden wachen als andere Personen auf, sodass sie sich abends in der Bar nicht mehr erkennen. So beginnt der deutsch-georgische Film "Was sehen wir, wenn wir zum Himmel schauen?", der im Vorjahr im Berlinale-Wettbewerb lief und nun in die heimischen Kinos kommt.

Was sehen wir, wenn wir zum Himmel schauen? Kurzinhalt zum Film

Nach wenigen Minuten ist klar: Der Film lässt sich Zeit. Und er erzählt ein modernes Märchen. Lisa (Ani Karseladze/Oliko Barbakadze) und Giorgi (Giorgi Bochorishvili/Giorgi Ambroladze) zieht es erneut zurück zur Bar, weil sie überzeugt sind, den anderen dort zu treffen. Und weil sie nicht nur ihr früheres Aussehen über Nacht verloren haben, sondern auch ihre beruflichen Fähigkeiten, heuern sie beim Barbesitzer an, ohne weiter voneinander Notiz zu nehmen.

Es sind die Tage der Fußball-WM, und auch in der Heimatstadt von Lisa und Gregori, Kutaisi, gibt es bescheidenes Public Viewing vor ein paar Gaststätten. Selbst die Streunerhunde brechen abends auf, um sich die Spiele anzusehen. Eine der vielen leisen komischen Noten des Streifens.

Was sehen wir, wenn wir zum Himmel schauen? Die Kritik

Man muss sich auf den Film einschwingen, immerhin dauert er 150 Minuten. Die Bildausschnitte zeigen oft weniger die handelnden Personen als die Auswirkungen ihres Tuns: Das beim Zusammenstoß der beiden Protagonisten zu Boden fallende Buch, die in eine Ecke geworfenen Sportdressen der Spieler.

Regisseur und Drehbuchautor Alexandre Koberidze schlägt feine, zarte Töne an, bricht mit allen üblichen Kinogewohnheiten, schafft aber einen ruhigen, bildreichen und ästhetischen Film für Genießer. Er zeigt die betörende Landschaft Georgiens in satten Farben, auch als immer noch postsowjetisch ramponiertes Land. Doch im Licht der Farbenpracht erhält alles eine pittoresk-melancholische Note.

Sorgsam sind die Einstellungen fotografiert. Licht, Architektur und Natur erscheinen komponiert, sei es, wenn eine Konditorei mitten im Grünen gezeigt wird oder wenn das Fußballspiel Jugendlicher von Gianna Nanninis "Un Estate Italiana" begleitet wird, eine zentrale Hymne an den Fußball. Oder wenn ein Dribbling vom Klavier begleitet wird.

In seiner ungewöhnlichen, gegen den Strich gebürsteten Konstruktion ist "Was sehen wir, wenn wir zum Himmel schauen?" eine Perle von einem Film geworden. "Das Seltsamste ist, warum Autoren solche Themen aussuchen können", sagt die Erzählstimme zum Schluss selbstkritisch und bescheiden. Dass dies möglich ist und dass sie es tun, tut gut.

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(APA/Red)

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