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Was sagte Strache über Kurz?

Der heutige Gastkommentar von Johannes Huber.
Der heutige Gastkommentar von Johannes Huber. ©AP
Gastkommentar von Johannes Huber. Der ehemalige FPÖ-Chef will nicht, dass das gesamte Ibiza-Video veröffentlicht wird. Plötzlich. Kein Wunder.

So selbstsicher Heinz-Christian Strache gerne auftritt, so verunsichert ist er jetzt, nachdem bekannt geworden ist, dass die österreichischen Ermittler über das gesamte Ibiza-Video verfügen; und dass alle Parlamentsparteien für eine Veröffentlichung sind: Hatte er sich bisher beklagt, dass nur aus dem Zusammenhang gerissene Passagen bekannt geworden seien, so will er plötzlich, dass es dabei bleibt.

„Das Video soll nicht veröffentlicht werden, weil wie kommen andere Leute dazu, über die ich hässliche, ungeprüfte, grausliche Gerüchte verbreitet habe“, so Strache. Man kann nur rätseln. Und sich zum Beispiel der ersten Stellungnahme besinnen, die der damalige und heutige Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) am 18. Mai 2019 spätnachmittags abgegeben hat zu der ganzen Causa. 

Von dieser Rede hängen geblieben ist vor allem die Aufkündigung der türkis-blauen Koalition mit den einprägsamen Worten: „Genug ist genug.“ Gleich anschließend sagte Kurz jedoch: „Was über mich in diesem Video gesagt wird, von Beschimpfungen bis hin zu sehr derben Anschuldigungen und Unterstellungen, das ist alles eigentlich nebensächlich. Was aber wirklich schwerwiegend und problematisch ist, das sind die Ideen des Machtmissbrauchs, die Ideen zum Umgang mit österreichischen Steuergeldern, natürlich auch das Verständnis gegenüber der Medienlandschaft in unserem Land.“

Bemerkenswert ist, dass nur der zweite Teil des Videos öffentlich geworden ist. Nämlich das, was von Kurz als wirklich schwerwiegend und problematisch dargestellt wurde. Dazu zählt die Bereitschaft von Strache, gegen Parteispenden öffentliche Aufträge zu vergeben; oder sich zack, zack, zack die „Kronen Zeitung“ zurechtzurichten. Unbekannt geblieben ist, was Kurz, der offenbar schon damals mehr gewusst hatte, mit den derben Anschuldigungen und Unterstellungen gegen seine Person meinte. 

Wobei man an dieser Stelle ein paar Dinge einfügen muss: Vielleicht redet Strache von ganz anderen Geschichten, die er verbreitet haben will. Möglicherweise war das, was Kurz als schlimm empfunden hat, harmlos. Und sehr wahrscheinlich gibt es in dem stundenlangen Video auch Passagen, die privat, jedenfalls aber nicht öffentlich relevant sind. Das sollte man bei aller Sensationsgeilheit immer auch mitbedenken. 

Mehr und mehr wird aber auch klar, dass die Ibiza-Affäre politisch noch lange nicht ausgestanden ist für Heinz-Christian Strache: Da ist noch mehr, was ihm schaden könnte – und was seine Pläne durchkreuzen könnte, über die Wiener Gemeinderatswahl im Herbst ein Comeback zu schaffen.

Johannes Huber betreibt den Blog dieSubstanz.at – Analysen und Hintergründe zur Politik

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