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Was man von hier aus sehen kann - Kritik und Trailer zum Film

Luise wächst in den 1980er-Jahren in der Tristesse eines Dorfes im Westerwald auf. Sie und ihr bester Freund Martin haben es als Kinder beide nicht leicht. Wärme und Allgemeinbildung erhalten die zwei nur bei Großmutter Selma und ihrem heimlichen Verehrer, dem Optiker, dessen Name nie genannt wird. Dennoch ist es ein behütetes Umfeld zwischen Wäldern, Äckern und Hochspannungsmasten, bis eine Katastrophe Luises Kindheit beendet. Erst Jahre später scheint sie endlich ihr großes Glück zu finden.

Immer, wenn ihrer Großmutter Selma im Traum ein Okapi erscheint, stirbt am nächsten Tag ein Dorfbewohner. Da ist es kein Wunder, dass die Mittzwanzigerin Luise ein paar Macken hat. Und doch durchzieht "Was man von hier aus sehen kann" ein Flair von Märchen und Freude an den kleinen Dingen. Aus Mariana Lekys gleichnamigem Roman wurde mit Luna Wedler, Corinna Harfouch und Karl Markovics ein dem Kitsch nicht abgeneigter Film fürs Herz. Ab Donnerstag im Kino.

Was man von hier aus sehen kann - Kurzinhalt zum Film

Eine abergläubische Pensionsbesitzerin, die regelmäßig buddhistische Mönche beherbergt; ein italienischer Eisverkäufer, der eigentlich Grieche ist; ein unglücklich verheirateter Arzt mit Lust auf die große weite Welt; oder aber die stets traurig-wütende Außenseiterin: Es ist ein kunterbuntes Potpourri an Figuren, die Regisseur Aron Lehmann versammelt. Eingeführt werden sie allesamt von Luise (Wedler), die ganz in Amélie-Manier durch den Film und die diversen Schicksalsschläge führt. Denn eines ist bald klar: Das ominöse Okapi belässt es keineswegs bei einem Besuch.

An der charmant-hemdsärmeligen Selma (Harfouch) liegt es, den Tod zwar vorherzusehen, dabei aber nicht den Kopf zu verlieren. Diese Aufgabe überlässt die resolute Oma, die für Luise Anker und Lebensmittelpunkt ist, schon eher den restlichen Dorfbewohnern, wenn sie angesichts der neuesten Hiobsbotschaft wie die Hühner durch den Ort laufen und noch schnell ihre persönlichen Beichten sowie Liebesschwüre zu Papier und damit dem Postkasten bringen. Relativ unberührt, weil daran gewohnt ist hingegen der namenlose Optiker (Markovics), der für Selma nach dem frühen Tod ihres Mannes ein Lebensbegleiter und für Luise ein Opaersatz wurde.

Was man von hier aus sehen kann - Die Kritik

Die Erzählung springt zwischen der Kindheit Luises und der Gegenwart hin und her, wobei lange offen bleibt, wer im Damals das nächste Opfer des Okapi wurde. Lehmann spielt in der ersten Hälfte gekonnt mit dieser Spannung, wobei die Nähe zu internationalen Vorlagen der episodenhaften Komödie zunächst eher den Raum zum Atmen raubt. Erst mit der Zeit offenbaren sich aber die kleinen, durchaus eigenwilligen Preziosen, wie die unausgesprochene Liebe des Optikers zu Selma, die schlussendlich einen vielblättrigen Ausdruck finden wird, oder die Rolle der Mönche, die eine dringend notwendige Gelassenheit in das dörfliche Leben bringen.

Insofern lässt es sich auch verschmerzen, wenn zwischendurch selbst Zehnjährige mit Kalendersprüchen wie "Das ist der Lauf der Welt" aufwarten oder mancher Nebencharakter etwas blass bleibt. Dafür sind beispielsweise die Stimmen im Kopf des Optikers um keine Kapriole verlegen und leidet man mit Selma, wenn sie am Boden liegend festhält: "Alt werden ist scheiße." Allen voran die großen Stars Harfouch und Markovics wissen aus ihren Figuren viel herauszuholen und überzeugen mit einigen der schönsten Szenen, mit denen zwar ziemlich auf die Tränendrüse gedrückt wird - aber wenn es so gut funktioniert wie hier, dann passt das auch.

Wenn der Atemzug eines Wals 2.000 Luftballons aufbläst, Buddhisten mit Heißhunger ins Bild gerückt werden oder aber zum Ende viele schöne Anfänge winken, dann ist man mittendrin in einer fabelhaften Welt voller liebenswürdiger Details. Eine Freude an Skurrilitäten sollte man zwar durchaus mitbringen, aber die dürfte sich mit der Zeit ohnedies einstellen. Aller Melancholie, Liebeswirren und sonnendurchfluteter Nostalgiegefühle zum Trotz ist es letztlich nämlich ganz einfach: "Was man von hier aus sehen kann" ist einfach schön anzuschauen - genauso wie ein Okapi.

(APA/Red)

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