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Was die Erde bedroht

Unter Experten herrscht Einigkeit: Der Klimawandel ist nicht zu verhindern. Während in Nairobi die UN-Klimakonferenz tagt, werden zu "ebener Erde" bereits praktische Wege zur Bewältigung gesucht.

Der Tag an dem das Klima wechselte“, titelte die britische Zeitung „Independent“, als Sir Nicholas Stern, ehemaliger Weltbank-Ökonom, vor zwei Wochen, also rechtzeitig zum Beginn der UN-Klimakonferenz in Nairobi in Ostafrika, eindringlich warnte, dass es schnurgerade in die Katastrophe führe, wenn nichts gegen den Treibhauseffekt unternommen würde.

Allerdings – anders als in ehemaligen Untergangsszenarien – lieferte der Volkswirt in seinem 700-Seiten-Werk durchdachte Anleitungen zum Ausstieg mit, „argumentierte sorgfältig“, wie Nobelpreisträger Robert Solow lobte, und machte Hoffnung, dass man voll auf die Treibhausgasbremse steigen und dabei „wachsen und grün sein“ kann. Und siehe da, der Klimawandel und seine befürchteten Auswirkungen von geradezu biblischem Ausmaß waren in aller Munde.

Wenn die Gletscher schmelzen, gehen die Wasserspeicher verloren. Schon heute verlieren sie doppelt so viel Eis wie 1980. Am Pitztaler Gletscher in Tirol lassen die Schipistenbetreiber den Schnee als Schutz gegen die Schmelze mit einem Kunststoffvlies abdecken. Dennoch dürften bis zum Ende des Jahrhunderts 80 Prozent aller Alpengletscher verschwunden sein, schätzen Experten. Der Albtraum der Klimaforscher schlechthin: Wenn die riesigen kontinentalen Eisschilde Grönlands und der Antarktis zu schmelzen oder abzurutschen beginnen. Und mit jeder Tauwetter-Meldung aus dem Norden ist gewiss, dass den Eisbären wieder ein Stück Lebensraum genommen wurde.

Da warme Luft mehr Wasser speichern kann, wächst die Gefahr von Starkregen. Die Überflutungen der letzten Jahre in unseren gemäßigten Breiten lieferten einen Vorgeschmack. Der asiatische Raum „ertrinkt“ regelmäßig.

Hurrikan und Taifun

Auch die Zerstörungskraft der Stürme hängt von der steigenden Temperatur des Meerwassers ab. Noch nie seit 150 Jahren gab es im Atlantik so viele Tropenstürme wie 2005. Hollywood hatte mit dem Film „The Day After Tomorrow“, in dem die Welt zuerst ersäuft und dann zu Eis erstarrt, das Feld gerade richtig aufbereitet, als der Wirbelsturm Katrina mit all seiner zerstörerischen Kraft kam.

Gleichzeitig befindet sich die Dürre im Vormarsch. Höhere Temperaturen und frühzeitige Schneeschmelze vergrößern die Trockenheit – und damit die Feuergefahr. Nicht nur in Australien und den USA, sondern auch in Südeuropa, wo Lösch- und Trinkwasser schon heute knapp werden, brennen die Wälder.

Noch schlimmer sehen die Szenarien für Afrika aus, manche schätzen die Ernteverluste der Bauern auf 20 bis 30 Prozent. Man muss kein Hellseher sein, um zu prophezeien, dass der Klimawandel Hungersnot und in weiterer Folge Millionen Flüchtlinge hervorrufen wird. Niemand wird von den Folgen der Erderwärmung verschont. Und natürlich – wie könnte es anders sein – sind die Entwicklungsländer am ärmsten dran.

Bedrängte Meere

Apropos Hunger: Wenn es mit dem Zustand der Ozeane so rapid weiter abwärts geht, hat die Welt in absehbarer Zeit eines der größten Ernährungsprobleme. Den Meeresfischen setzen neben der Überfischung mit brachialen Fangmethoden auch Wassererwärmung und Verschmutzung zu. Die Fische, die das überstehen, fliehen nordwärts, die hungernde Bevölkerung jedoch muss zurückbleiben.

In Nairobi tagt derzeit der UNKlimagipfel, berät über Nachfolgeabkommen für das Kyoto-Protokoll und darf zur Kenntnis nehmen, dass die Industrienationen 2004 so viel klimaschädliche Abgase produziert haben wie seit den 90 er-Jahren nicht mehr.

Während die Welt der Umsetzung effektiver politischer Maßnahmen harrt, haben sich Landwirte, Bauingenieure und Fachwelt längst auf die Suche nach pragmatischen Lösungen gemacht, um dem unausweichlichen Klimawandel zu begegnen: Holland etwa setzt auf schwimmende Häuser, in den Bundesforschungsanstalten wiederum wird nach hitzeresistentem Saatgut für die Landwirtschaft gesucht.

ÖKO-LEXIKON

Kyoto-Protokoll: In der 1997 in Kyoto/Japan ausgehandelten Klimaschutzvereinbarung verpflichten sich 35 Industriestaaten bis 2012 ihre Emissionen unter das Niveau von 1990 zu senken. Die USA als weltweit größter CO2-Produzent, machten nicht mit.

Das Übereinkommen trat erst am 16. 2. 2005 mit dem Beitritt von Russland in Kraft.

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