Warum Ländle-Bäcker keine Insekten verbacken möchten

Schon seit Jahrtausenden werden weltweit Insekten gegessen. In der EU sind sie ein relativ neues Lebensmittel, seit Jänner dürfen Hausgrille und Getreideschimmelkäfer in Lebensmitteln verwendet werden.
Der Gedanke an Mehlwürmer und andere Insekten im Essen ist für viele hierzulande befremdlich. Aktuell müssen sich Vorarlberger keine Sorgen machen, dass Betriebe Insekten in ihre Brote mischen.

Kloser: "Werden wir nie verwenden"
Für den Bregenzer Bäcker Thomas Kloser ist klar: in seine Brötchen kommt kein Insektenpulver. Insektenpulver zu verwenden, um die Haltbarkeit von Brot und Co. zu verlängern, sei schon länger Thema. "Das haben wir noch nie reingetan, das werden wir auch nie tun", versichert Kloser gegenüber VOL.AT. "Das ist groß, dass man jetzt anfängt, die Insekten selber als Lebensmittel zuzulassen. Das werden wir insofern nicht tun, als das bei uns nicht infrage kommt."


Info-Aufsteller in Filialen
"Das ganze Industriemehl, dass hauptsächlich für die Haltbarkeit verwendet wird, dass in den ganzen Backmitteln enthalten ist, die monatelang halten müssen, dass werden wir nie verwenden", gibt er zu verstehen. Daher wolle man das nun auch klar kommunizieren, auch durch Schilder oder Aufsteller in den Filialen der Bäckerei Kloser: "Das müssen unsere Kundschaften überall wissen", meint der Bäcker.

"Für viele Leute ist es, glaube ich, noch gar kein Thema"
Bisher gebe es noch keine vermehrten Nachfragen zum Thema. "Wenn wir die Schilder dazu aufstellen, dann fangen sie erst an zu fragen", meint Thomas Kloser. "Für viele Leute ist es, glaube ich, noch gar kein Thema. Leider setzen sich viel zu wenige damit auseinander, was sie jeden Tag essen." Man sei zwar kein Biobetrieb, aber man verwende nichts, was industriell hergestellt und dann untergemischt werde, um längere Haltbarkeit oder Frischhaltung zu erreichen.

Bäckerei Mangold: "Bei uns ist das nicht der Fall"
Auch bei Mangold möchte man sogenanntes Insektenmehl nicht verwenden. "Wir haben das natürlich mitbekommen, dass sich da die Bevölkerung darum sorgt, ob sie jetzt in Zukunft Insektenmehl zu essen bekommen, es irgendwie untergejubelt bekommen", erklärt Geschäftsführer Egon Haag gegenüber VOL.AT. "Bei uns ist das nicht der Fall, weil wir verwenden so gut wie keine Fertigmischungen." Man arbeite mit eigenen Rezepten und Grundrohstoffen. Auch gebe es Spezifikationen von allen Lieferanten, es müsste entsprechend deklariert werden.

"Überhaupt keine Überlegung"
Auch künftig will man keine Insekten verbacken: "Nein, das ist für uns überhaupt keine Überlegung, ist absolut nicht vorgesehen", verdeutlicht Haag. Es gebe grundsätzlich einige Stoffe in Lebensmitteln in der Industrie, die schädlicher seien als Insektenmehl. "Irgendwann wird das vielleicht einmal normal werden. Das wissen wir nicht. Aber in naher Zukunft, in den nächsten Jahren, haben wir es absolut nicht vor, uns in die Richtung zu bewegen", gibt Haag zu verstehen. Es gebe schon täglich Nachfragen von Privatpersonen zu Insekten in Brötchen und Co., so der Geschäftsführer gegenüber VOL.AT. Momentan habe man nicht vor, Info-Schilder aufzustellen, "aber das kommt vielleicht auch noch."

Ölz: Verwendung nicht geplant
Auch Ölz will trotz Zulassung der EU auf die Verwendung von Insektenpulver als Lebensmittelzutat verzichten. Das ist laut Unternehmenssprecherin Doris Wendel auch der Ausrichtung des Unternehmens geschuldet: "Ölz Backwaren sind vegetarisch, viele Produkte sogar vegan", erklärt sie gegenüber VOL.AT. "Eine Proteinanreicherung unserer Produkte mit tierischen Quellen ist daher nicht geplant." Konsumenten können laut Wendel sicher sein, dass kein Insektenmehl oder -pulver bei den Rezepturen verwendet wird.

Haltbarkeit durch Reinraum
Der Aspekt der Haltbarkeit durch Insektenpulver ist für Ölz kein Thema: "Die Haltbarkeit, die wir benötigen, die erreichen wir rein durch Hygiene", gibt sie zu verstehen. Das erklärt sie am Beispiel Toastbrot: "Unser Brot kommt nach dem Backen in einen Reinraum", erklärt sie. Dort gibt es keine Sporen, das Brot schimmelt somit nicht und ist 14 Tage haltbar. Ölz arbeite mit Hygiene und einer anderen Herangehensweise.

Konsumenten verunsichert
"Gerade die aktuelle Medienberichterstattung hat leider eher zur Verunsicherung der Konsumenten geführt", so Wendel gegenüber VOL.AT. "Auch bei Ölz der Meisterbäcker haben bereits einige Konsumenten nachgefragt." Wichtig sei daher hervorzuheben, dass bei einer etwaigen Verwendung auf jeden Fall die Zutat deklariert werden müsste. Das sei auch aufgrund einer möglichen Allergen-Wirkung wichtig: "Es ist auch eine Frage der Angst vor Allergien: Wie reagiere ich darauf?", gibt Doris Wendel im Gespräch mit VOL.AT zu verstehen.
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(VOL.AT)