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"Warum können Sie nicht Fußball spielen?"

Schlaganfall-Patient Kurt Gerszi zu Besuch in der 4. Klasse der Volksschule Tschagguns
Schlaganfall-Patient Kurt Gerszi zu Besuch in der 4. Klasse der Volksschule Tschagguns ©Volksschule Tschagguns
Tschagguns (sco). Der 29. September 2010 brachte eine entscheidende Wende im Leben von Kurt Gerszi.
Besuch in der VS Tschagguns

“Bereits am Morgen dieses Herbsttages verspürte er stechende Schmerzen im Kopf”, schreibt Klaus Feldkircher im Buch “Riss im Leben – Geschichte eines Gehirnschlag-Patienten”, das im Bucher Verlag erschienen ist. “Nach einer Besprechung am Vormittag fuhr er nach Hause, um sich hinzulegen. Doch das Schicksal nahm seinen unabänderlichen Lauf. Kurt Gerszi brach zusammen – Ponsblutung”, lässt der Lochauer Autor im 200 Seiten starken Werk weiters aufhorchen.

 

Wieder aufgestanden

 

Nach seiner Gehirnblutung stand Gerszi wieder auf und stellte sich seinem Leben. Vor Kurzem besuchte der ehemalige Verkaufsprofi, der in der Aluminiumbranche seinen Lebensunterhalt verdient hatte, die 4. Klasse der Volksschule Tschagguns. “Es war ein Erlebnis der besonderen Art”, schwärmt der gebürtige Niederösterreicher, der seit vier Jahren in Tschagguns wohnt. Hier nun sein Bericht über den mit großer Aufregung erwarteten Besuch in der Schule:

 

Ohne Berührungsängste

 

Erwartungsvoll bin ich in den Startlöchern gesessen – natürlich in meinem “Lotus” (Rollstuhl) und ungeduldig. Libby, die gute Seele der Volksschule, holte mich am Parkplatz der Schule ab und begleitete mich anschließend in die 4. Klasse. Schulleiter Reinhard Schlatter und die Kinder haben dort schon gewartet und mich mit einem netten Gruß empfangen. Es gab absolut keine Berührungsängste, da die Kinder von ihm sehr gut vorbereitet wurden. In Kurzversion habe ich meine Geschichte erzählt: wie es zu der Blutung im Stammhirn gekommen ist, wie mein Leben davor war, und wie es jetzt verläuft.

 

Viele Fragen

 

Es war während meiner Schilderung so ruhig in der Klasse, dass man eine Stecknadel fallen gehört hätte.  Die Kinder sind nach einer gewissen Zeit unruhig geworden; es war ihnen nicht zu verdenken, haben ihnen doch schon viele Fragen auf der Zunge gebrannt. Jetzt waren die Kids an der Reihe, Fragen zu stellen – hier sind einige davon:

 – “Wie geht es Ihrer rechten, tauben Seite?”

– “Warum können Sie nicht Fußball spielen?”

– “Können Sie mit Ihrer rechten Hand Gegenstände halten?”

– “Warum können Sie nicht alleine gehen?”

– “Warum können Sie kein Buch halten?”

– “Wann haben Sie Ihr Buch geschrieben?”

 

Berührende Begegnung

 

Vor meinem Abschied habe ich den Kindern die Symptome eines Schlaganfalls erklärt, und wie auch junge Menschen einen Schlaganfall erkennen können. Die Zeit war eindeutig zu kurz, die Verabschiedung ebenso nett wie der Empfang. Ich darf hoffen, noch einmal eingeladen zu werden. Ich habe von den kleinen, wissbegierigen “Ärzten” sehr viel lernen können. Reinhard Schlatter und den Kindern der 4. Klasse danke ich herzlich für die schöne und berührende Begegnung.

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