Warum das Musikhaus Kaufmann nach fast fünf Jahrzehnten schließt

Darum geht es:
- Das Musikhaus Kaufmann startet einen Abverkauf.
- Das Geschäft gab es in Bregenz seit 47 Jahren.
- Wie es nun für die Kunden weitergeht.
Fast fünf Jahrzehnte lang war das Musikhaus Kaufmann ein Mekka für Musiker und die, die es werden wollten. Von Tasteninstrumenten über Gitarren bis hin zu elektronischem und nicht-elektronischem Zubehör war im Geschäft alles zu finden. Nun steht fest, dass das Geschäft schließt, wie Dietmar Kaufmann gegenüber VOL.AT bestätigt. "Wir starten diesen Freitag mit dem Totalabverkauf von allen unseren Instrumenten und vom ganzen Zubehör", verdeutlicht er. "Ich habe die ganzen vier, fünf letzten Jahre versucht, einen Nachfolger für unser Unternehmen zu finden." Das habe nicht ganz funktioniert, auch da die Branche sehr speziell sei.

Geschäft ist "mein Baby"
"Auf der einen Seite muss man Musiker sein, muss sich mit Musikinstrumenten auskennen und leider müssen wir alle Instrumente, die im Geschäft stehen, natürlich zahlen", gibt er zu verstehen. Dazu komme auch, dass die Banken momentan sehr restriktiv mit der Kreditvergabe an junge Leute seien. Das Unternehmen zu schließen, tue ihm persönlich wahnsinnig leid. "Weil es eigentlich mein Baby ist", meint er. Sein Vater habe das Geschäft gegründet, er sei von der ersten Minute an dabei gewesen.


"Wir haben wirklich alles noch da"
Am 10. November startet bereits der Totalabverkauf. "Wir haben wirklich alles noch da", erklärt Kaufmann gegenüber VOL.AT. Es gibt eine riesige Auswahl an Tasteninstrumenten, das Geschäft ist auch bekannt für die große Klavierabteilung. Digitalpianos, Keyboards und eine Gitarrenabteilung mit vielen Taylor-Gitarren warten auf die Kunden. "Aber es gibt genauso Zubehör, Blasinstrumente. Wir haben Elektronikteile noch da", zählt er auf. "Ich denke mir, dass viele Musiker eine Freude haben, weil man bei uns jetzt wirklich zu super-Preisen tolle Instrumente findet", betont der Musikgeschäft-Chef. Einen Endpunkt bzw. ein Datum für die Schließung wurde bisher nicht festgelegt. "Wir starten jetzt und wie hat der Amerikaner immer gesagt: Es ist offen, bis alles verkauft ist", so Kaufmann.



Service bleibt: "Keine Sorge, das läuft alles weiter"
Man wolle auch den Kontakt mit den Kunden weiter pflegen und ihnen versichern, dass der Service weitergehe. Das Musikhaus Kaufmann war bisher eines der wenigen Verbliebenen, dass das Klavierstimmen im Angebot hatte. "Wir haben einen sehr guten Klavierbauer, den Herrn Schick", verdeutlicht er. "Er steht natürlich ab 1.1. weiter zur Verfügung." Man werde alle Kunden informieren, wie er erreichbar sei und wie Stimmtermine buchbar seien. Das sei auch für die Musikschulen wichtig. "Dafür haben wir hundertprozentig gesorgt", so Kaufmann. Dass es so wenige Klavierstimmer gebe, liege daran, dass nur eine geringe Zahl Klavierbauer nachrücke. Frank Schick werde alle privaten Kunden und auch die Musikschulen weiter betreuen. "Keine Sorge, das läuft alles gut weiter", betont der Chef.



Abverkauf als Abschiedspresent
Er habe schon viele Mails und liebe Anrufe von Kunden bekommen – darunter auch viele Stammkunden. "Zum Teil sind die Kunden sehr traurig", meint Dietmar Kaufmann. Es gebe aber auch solche, die sich über die in Aussicht gestellten Schnäppchen freuen. "Ich habe es mit sehr sehr viel Liebe und großer Freude mein ganzes Leben gemacht und mir wird das alles fehlen", verdeutlicht der Chef zur Schließung. Teilweise wird es vor der Schließung bis zu 70 Prozent Rabatt auf ausgewählte Produkte geben, wie Kaufmann verdeutlicht. "Ich hoffe, dass die Kunden das wirklich nutzen. Das soll so unser Abschiedspresent sein für alle."
"Es ist irgendwie schade"
Ronald Lamprecht aus Dornbirn war beim VOL.AT-Besuch im Musikhaus gerade in der Gitarrenabteilung unterwegs. Er mache selbst schon jahrzehntelang Musik, erklärt er. "Es ist irgendwie schade, wenn so ein alteingesessenes Musikgeschäft wegfällt", so Lamprecht. Er nutze den Abverkauf, um sich umzusehen, verdeutlicht er. "Es sind doch tolle Gitarren die Taylor, und sie kosten allerdings auch ihr Geld."


"Ein guter Geschäftsmann"
"Ich war auch Musiker, aber durch meinen Hörschaden ist es einfach nicht mehr machbar", erklärt Stammkunde Jean-Pierre Siebert aus Bregenz. Er habe durch einen Flyer von der Schließung erfahren. "Ich bin jetzt hier, um den Dietmar zu informieren, dass er für mich ein guter Geschäftsmann war", meint er – auch, wenn er seit rund 10 Jahren nichts mehr bei ihm gekauft habe, da er mit dem Hörgerät keine Musik mehr machen könne. "Ich kenne ja schon seinen Vater und ich habe ihm auch ein Kompliment gesagt: Jetzt hat er so schöne weiße Haare wie sein Vater früher." Er habe Dietmars Vater viel Vertrauen zugebracht und den Chef und seinen Bruder auch als Musiker sehr geschätzt.
Ab Freitag, den 10.11., gibt’s den Totalabverkauf beim Musikhaus Kaufmann. Am Donnerstag, den 9. November ist das Geschäft aufgrund von Vorbereitungsarbeiten geschlossen.
(VOL.AT)