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Warnung vor Potenzmittel aus Internet

Über das Internet sind unverdächtig klingende Potenzmittel mit dem Produktnamen "Satibo" erhältlich. Die Wirkstoffe sollen "rein pflanzlich" sein.

Eindeutige Warnung der Fachleute von der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) bzw. deren Arzneimittel-Abteilung PharmMed: Über das Internet sind unverdächtig klingende Potenzmittel mit dem Produktnamen „Satibo“ erhältlich. Die Wirkstoffe sie sollen „rein pflanzlich“ sein. Doch enthalten ist eine nicht getestete chemische Variante des Viagra-Wirkstoffs Sildenafil. Von Traditioneller Chinesischer Medizin (TCM) also keine Rede.

Die „rein pflanzliche Formel“ hat es bei genauer Analyse allerdings in sich. „Wir haben Proben über das Internet bezogen. Es handelt sich um so genanntes ’geboostertes TCM’. Die enthaltene Substanz ist nicht getestet. Sie dürfte eine ähnliche Wirkung wie ’Viagra’ haben“, sagte Andreas Mayrhofer vom behördlichen Arzneimittel-Kontroll-Labor (OMCL, Official Medicines Control Laboratory) der AGES, PharmMed, am Mittwoch gegenüber der APA.

Massenspektrometrie-Untersuchungen hatten gezeigt, dass die scheinbar harmlosen Kräuterkapseln mit einem neuen illegalen Designer-Wirkstoff versetzt sind. Diese Abwandlung des streng rezeptpflichtigen Viagra-Wirkstoffes Sildenafil hat eine deutlich stärkere Wirkung. „Das Gesundheitsrisiko ist durch unbekannte Nebenwirkungen und fehlende ärztliche Überwachung nur schwer abschätzbar“, meinte der Experte, er ist Leiter der Leiter der Abteilung pharmazeutisch-chemische Analysen. „Ich warne daher eindringlich vor diesen illegalen Potenzmitteln und generell vor allen Arzneimitteln aus unkontrollierten Quellen“, fügte er hinzu. “ Gefälschte Produkte mit zweifelhaften Inhaltsstoffen werden hingegen oft als „Nahrungsergänzungsmittel“ angeboten.

Mayrhofer: „Wir haben auch Hinweise auf Importversuche von ’Satiba’ nach Österreich.“ Offenbar wollten illegale Händler das Mittel auch auf dem Schwarzmarkt etablieren.

Die Affäre ähnelt jener rund um angeblich „natürliche“ Cremen gegen atopische Dermatitis mit vermeintlichen Aloe vera-Extrakten. Sie halfen, allerdings war hoch wirksames Cortison enthalten. Sowohl Sildenafil als auch Cortison sind streng rezeptpflichtige Wirkstoffe für Medikamente mit medizinischer Indikation.

Das Fälschen von Arzneimitteln hat sich zu einem lukrativen Markt entwickelt – der Umsatz beträgt weltweit rund 30 Milliarden Euro pro Jahr. Allein im heurigen Jahr hat das OMCL der AGES PharmMed bereits 234 Proben von illegalen Arzneimitteln analysiert, mehr als 100 weitere Proben werden noch bearbeitet. Für den Verbraucher oft nicht vom Original zu unterscheiden, können derartige Fälschungen nur im Labor erkannt werden. Im besten Fall sind die Fälschungen wirkungslos, weil sie gar keinen Wirkstoff enthalten; manchmal ist der falsche Wirkstoff enthalten; im schlechtesten Fall sind die gefälschten Präparate überdosiert bzw. verunreinigt.

Die Analytiker der AGES PharmMed stehen aber nicht allein da. Eingebettet in ein Netzwerk arbeiten sie eng mit Kontroll-Labors in ganz Europa zusammen. Aufgrund dieser engen Zusammenarbeit konnte erst jüngst ein groß angelegter Betrugsfall aufgedeckt werden: Eine äußerlich perfekte Fälschung des unter dem Produktnamen „Cialis“ zugelassenen Potenzmittels war über Täuschung eines schwedischen Großhändlers in den legalen englischen Arzneimittelmarkt eingeschleust worden.

Im Rahmen einer koordinierten europaweiten Studie wurden umgehend 151 Cialis-Proben von den nationalen Märkten gezogen. In Österreich wurden flächendeckend 17 Proben aus allen Punkten der Verteilerkette entnommen. Nach Analyse aller Proben durch zwei Kontroll-Labors kann mit Sicherheit gesagt werden, dass europaweit keine dieser Fälschungen mehr im legalen Markt vorhanden ist. Durch die sofortige Reaktion des europäischen Netzwerkes und die enge Kooperation mit dem Hersteller wurde bereits sehr früh die weitere Verbreitung dieser Arzneimittelfälschung verhindert.

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