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"War schon mal ein ganz guter Start, Wien": Bilderbuch in der Arena

Bilderbuch waren in der Wiener Arena
Bilderbuch waren in der Wiener Arena ©APA
Am Mittwochabend bebte die Wiener Arena, als die Pop-Formation Bilderbuch beim ersten von drei aufeinanderfolgenden - und ausverkauften - Konzerten ihrem Publikum einheizte.
Bilderbuch in der Wiener Arena

 So war es auch kaum verwunderlich, als auf die Frage von Bilderbuch-Frontmann Maurice Ernst, ob man das Gefühl kenne, wenn man sich verliebt, lautstarkes sowie bejahendes Kreischen der Entzückung wiedergegeben wurde. Denn:  “Manchmal verliebt man sich in eine Band.”

Umjubelter Auftritt von Bilderbuch in der Wiener Arena

Von Ernst zu “unseren Wiener Festwochen” ausgerufen, ist das Gastspiel so etwas wie der vorläufige krönende Abschluss der regulären Tour zum im Frühjahr erschienenen Album “Magic Life”. Nach drei Wochen Pause stehen Festival-Gigs an, auch beim Frequency in St. Pölten tritt die zurecht gehypte Pop-Formation erneut auf. Bis dahin werden die Endzwanziger einen wahren Siegeszug durch ihre Heimat, aber auch durch Deutschland hingelegt haben, wo der “Tagesspiegel” sie gar zur “besten Wiener Band der Welt” erklärte.

Auch wenn Ernsts wunderbar exaltiertes Säuseln mittlerweile wienerisch anmutet, so sind Bilderbuch ihre oberösterreichischen Wurzeln nicht abzusprechen. 2005 hat man sich noch im zarten Teenageralter in Kremsmünster zusammengetan, weniger als zehn Jahre später war dank der “Maschin” nichts mehr, wie es vorher war. Wegen Hits wie diesem “seid ihr doch heute Abend hier”, weiß Ernst, und liefert gemeinsam mit Gitarrist Michael Krammer – mit beherzten Gitarren-Soli neben Ernst so etwas wie die Co-Rampensau -, Bassist Peter Horazdovsky und Drummer Philipp Scheibl nur allzu gerne ab.

Eigenwilligen Kreationen, gewohnt tanzbar und stimmig

Musikalisch hat sich das Quartett für “Magic Life” ja nicht auf dem Erfolgsalbum “Schick Schock” ausgeruht, stattdessen mit eigenwilligen Kreationen seine Zuhörer herausgefordert. Live setzt sich das zu einem erfrischenden, stimmigen und durchwegs tanzbaren großen Ganzen zusammen, dargeboten mit einer ungemeinen Spielfreude und Energie. Die überträgt sich auch bei den eher reduziert vorgetragenen, Tempo rausnehmenden “Erzählt euren Mädels ich bin wieder in der Stadt” oder dem live ein Eigenleben entwickelnden “Sprit n’ Soda”.

Platz wird auch der eigenen Indierock-Vergangenheit eingeräumt, “Kopf ab” etwa bleibt im Kopf und “Ein Boot für uns” hallt allein wegen dieses einen Knaller-Satzes nach: “Unsere Jugend wird dahin sein wie der Rauch aus dem Schornstein”. Für manch Gospel-, Soul- und Funk-angehauchte Nummern hat man sich diesmal Verstärkung von zwei Backgroundsängerinnen geholt – eine schöne Ergänzung zur geballten Ladung Testosteron auf der Bühne. Deren Hintergrund bildet – passend zur sich durch die schrägen Texte ziehenden Kritik am modernen Hedonisten – ein Vorhang aus weißen Turnschuhen, theatralisch von Ernst zum Zweitsong des Abends, “Sneakers4free”, enthüllt.

Gesten- und Bewegungssteuerung seitens Frontmann Ernst

Ganz generell läuft bei Ernst viel über teils schon zuvor gebrauchte Showeinlagen, aufgeladene Blicke, kecke Hüftknicke und diesen zwischen unschuldiger Verspieltheit und koketter Eitelkeit bewegenden Schmäh. Was bei anderen peinlich wäre, avanciert hier zu einer Art Geheimsprache zwischen Ernst, der sich seiner Wirkung nur allzu bewusst ist, und seinen Fans: Gesten und Bewegungen sind Indizien dafür, was als nächstes kommt. Ein dezentes Kreisen mit dem Hintern kündigt “Schick Schock” (“Du bist hinter meinem Hintern her”), der gelbe Lederhandschuh freilich “Maschin” an. Hinter dem Riesenhit müssen sich neuere Songs wie “Baba” und “Bungalow” in punkto Mitsing-Potenzial übrigens nicht verstecken.

Generell scheinen die üblicherweise von Anfangsschwierigkeiten geplagten Wiener an diesem Abend textsicher und ständig am Tanzen. Alles andere hätte Ernst auch nicht zugelassen. “Fühlt ihr euch noch jung? Noch nicht zerbrechlich? Dann schreit es raus in den Himmel!”, so die Aufforderung an einer Stelle. Klar, zu “Spliff” sei themenbedingt Entspannung schon zugelassen, “aber nur im Geiste, in der Hüfte immer in Bewegung bleiben”. Nach knapp über zwei Stunden Konzert scheint das Publikum beseelt, in seiner Ekstase gefestigt, und die Band zufrieden. “War schon mal ein ganz guter Start, Wien”, befindet Ernst. Und wie das so ist beim Verliebtsein, ist “nach einem schönen Abend miteinander” am nächsten Tag alles wieder vorbei. Oder auch nicht: Heute Abend gibt’s schon ein Wiedersehen – zumindest für die, die Tickets ergattern konnten.

(APA/Red.)

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