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Wann wird ein Handelsstopp mit Russland alternativlos?

Wie wird sich Russlands Präsident Wladimir Putin in Zukunft verhalten?
Wie wird sich Russlands Präsident Wladimir Putin in Zukunft verhalten? ©AP (Symbolbild)
Wie verhält sich Russlands Präsident Putin? Der Top-Ökonom Jens Südekum hat gegenüber Reuters ein Szenario dargelegt, in dem es für den Westen "eigentlich" alternativlos sei, "sämtliche Handelsbeziehungen zu stoppen".
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Die deutsche Regierung sollte sich einem Top-Ökonomen zufolge auf einen vollständigen Handelsstopp mit Russland vorbereiten. Die Preise für Öl und Gas würden dann nochmals empfindlich steigen, sagte das Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats des deutschen Wirtschaftsministeriums, Jens Südekum, am Donnerstag der Nachrichtenagentur Reuters. Im kommenden Winter drohten sogar Versorgungsengpässe sowie ein Produktionsstopp energieintensiver Industriezweige.

Was macht Russlands Präsident?

"Vielleicht ist das aber der Preis der Freiheit, den wir zahlen müssen." Sollte Präsident Wladimir Putin zu noch hässlicheren Kriegstaktiken greifen und aus Kiew ein neues Grosny oder Aleppo machen, "dann hat der Westen eigentlich keine andere Wahl, als sämtliche Handelsbeziehungen zu stoppen".

Es bleibe noch bis zum Winter 2022 Zeit, um Vorkehrungen zu treffen. "Die EU muss dann schnellstmöglich auf dem Weltmarkt Öl und Gas kaufen", sagte Südekum, Professor am Institut für Wettbewerbsökonomie an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Hier könnten andere Länder der Koalition gegen Putin helfen, etwa Japan oder Australien - etwa, indem sie Kapazitäten zu guten Konditionen an Europa abtreten. "Die Folgen werden trotzdem heftig", sagte Südekum. "Deshalb muss die Bundesregierung schon jetzt über einen Schutzschirm nachdenken, den sie über besonders betroffene Haushalte und Unternehmen spannt. Das wird viel Geld kosten." Er sehe daher nicht, dass Deutschland schon 2023 zum Regelmodus der Schuldenbremse zurückkehren könne.

Schwierigkeiten für Putin?

Noch größere Probleme hätte bei einem Handelsstopp aber Putin. Durch das Einfrieren der Reserven der russischen Zentralbank sei der Rohstoffhandel zur einzigen wichtigen Quelle für Devisen geworden. "Wenn wir ein Embargo verhängen, kann er sein Öl und Gas nicht schnell anderswohin verkaufen. Dafür fehlen die Pipelines nach China", sagte Südekum. "Die russische Wirtschaft würde dann komplett kollabieren, die Regale wären ziemlich schnell leer."

(APA/Red)

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