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Wandogo: Ottfried Fischer mit neuem Programm in Wien

Ottfried Fischer ist am Mittwoch in der Volksoper aufgetreten.
Ottfried Fischer ist am Mittwoch in der Volksoper aufgetreten. ©EPA
Begleitet von seiner Band "Die Heimatlosen", gab Ottfried Fischer zu seinem 60. Geburtstag in der Wiener Volksoper eine Mischung aus Kabarett und szenischer Lesung zum Besten, die ihn fortan auf Tournee durch Österreich und Deutschland führt.

Den Österreichern sei zugute zu halten, dass sie nicht zwischen “e und u”, also “ernst und unterhaltsam” unterscheiden, meinte Fischer Dienstagabend in der ORF-Show “Willkommen Österreich”. Deutsche hingegen müssten das, was sie auf der Bühne sehen, immer gleich einordnen. Bei “Wandogo” dürfte das mehr als schwer fallen. An diesem “Abend über das Leben, die Liebe und die Angst, daheim zu bleiben” wendet sich der Kabarettist nur selten mit dem von Fans geliebten Wortwitz und der von aktuellen Geschehnissen gespickten Scharfzüngigkeit an sein Publikum.

Neues Programm von Ottfried Fischer

Den Großteil der eineinhalb Stunden beschreitet Fischer stattdessen, hinter einem kleinen Tischchen und vor einer Papp-Palme stehend, mit einer Lesung aus seiner kürzlich erschienenen Autobiografie “Das Leben – ein Skandal”. So erzählt er in Kapitelfragmenten etwa in feiner Prosa von seiner Jugend im Bayerischen Wald, und schlägt mit lyrischen Abhandlungen über Leben, Tod und Einsamkeit ungewohnte Töne an. Die Heimatlosen – Rich Laughlin (Trompete), Tobi Weber (E-Gitarre), César Granados (Percussion) und Leo Gmelch (Tuba) – bieten dazu vor einer Wand mit überdimensional großer Insel samt Palme mal Sound-Kulisse inklusive Wellenrauschen, mal jazzige Intermezzi.

“Wandogo” in der Wiener Volksoper

Laut kryptischer Programmbeschreibung sollte “Wandogo” durch das “bewegend-bewegte” Leben des Schauspielers führen, streift dann aber doch nur das erste Drittel. So ist von den angekündigten, in seiner Biografie abgehandelten Skandalen nichts zu hören. Vergangenes Jahr hatte ein Rechtsstreit mit der “Bild”-Zeitung wegen eines Videos, das Fischer beim Sex mit Prostituierten zeigen soll, für Schlagzeilen gesorgt. Den einzigen Sex gibt es an diesem Abend in den großartigen, poetischen Ausführungen seiner ersten großen Liebe Uschi, die sogar den Mann “mit leichtem Hang zur Korpulenz” unruhig werden lässt, “merken Sie’s?”.

“Ich sterbe, aber ich weiß nicht wann”

“Ich lebe, aber weiß nicht wie lang. Ich sterbe, aber weiß nicht wann. Ich fahre, aber weiß nicht wohin. Mich wundert’s, dass ich so fröhlich bin”, umschreibt Fischer seine “Wandogo”-Philosophie. Von seiner Paraderolle als “Bulle von Tölz” sowie von der TV-Sendung “Ottis Schlachthof” im Bayerischen Fernsehen hat der 60-Jährige aufgrund seiner Parkinson-Erkrankung zwar mittlerweile Abschied nehmen müssen. Dass er – wenn auch nicht unangestrengt – gerne auf der Bühne steht, ist ihm an diesem Abend in der Volksoper aber anzumerken.

Pointen kommen beim Publikum nicht an

Trotzdem wirkt Fischers Programm mitunter weder wie Fisch noch Fleisch. Viele Pointen wollen nicht zünden, der Saal erscheint nach der Pause ein wenig lichter, die fragmentarischen Auszüge aus seinem Leben lesen sich als Buch vermutlich stimmiger. Beim abschließenden “Otti Dance” zu Strandurlaub-Klängen hat auch Fischer die fiktive Insel verlassen. “I am Wandogo, I am the champion”, singt er dann. Für seine Fans bleibt er das auch – auch wenn sich manch einer irritiert auf offener See zurück gelassen fühlt. (APA)

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