Der hochgelobte YL Male Voice Choir aus Helsinki präsentiert mit seinem A-cappella-Programm „Waldeinsamkeit“ ein Konzert, das nicht nur finnische Chorkunst in ihrer ganzen Bandbreite zeigt, sondern auch tief in die poetische Kraft der Männerchortradition eintaucht.
Im Zentrum des Abends stehen Werke finnischer Komponistinnen und Komponisten wie Galina Grigorjeva, Eero Grundström, Toivo Kuula, Leevi Madetoja, Selim Palmgren, Einojuhani Rautavaara, Mikko Sidoroff und Juuso Vanonen. Dabei spannt sich der musikalische Bogen von spätromantischer Klangfülle über volksliedhafte Melodik bis hin zu experimentellen Klangfarben der Gegenwart. Diese stilistische Vielfalt zeugt von der Vitalität der finnischen Chormusik, deren Klangsprache oft eng mit Naturbildern und innerer Versenkung verwoben ist – ein Umstand, dem auch der poetische Titel des Konzerts Rechnung trägt.
YL Male Voice Choir
Der Chor interpretiert diese Werke nicht nur mit technischer Brillanz, sondern auch mit klanglicher Homogenität und emotionaler Tiefe, die weit über bloße Notentreue hinausgehen. Besonders eindrucksvoll sind dabei die Wechsel zwischen flüsterndem Pianissimo und eruptiver Wucht, als würde der Wald selbst atmen.
Der YL Male Voice Choir – kurz YL – gilt als ältester finnischsprachiger Chor und ist eine Institution von nationaler Bedeutung. 1883 an der Universität Helsinki gegründet, hat er über Jahrzehnte hinweg die finnische Musikgeschichte geprägt – nicht zuletzt durch die enge Verbindung zu Jean Sibelius. Viele seiner Männerchorwerke wurden vom YL in Auftrag gegeben und uraufgeführt, darunter das epische „Kullervo“, das später in einem weiteren Festspielkonzert mit den Wiener Symphonikern zu hören sein wird. Doch der Chor lebt nicht in der Vergangenheit: Er vergibt regelmäßig neue Kompositionsaufträge, lotet Grenzen aus, arbeitet mit Jazzmusikern und Popkünstlern zusammen und ist in der Clubszene ebenso präsent wie in Konzertsälen weltweit. Dabei bleibt die Qualität der Musik stets das Maß aller Dinge.
Schubert und Schönberg
Neben dem finnischen Repertoire stehen auch Werke von Franz Schubert und Arnold Schönberg auf dem Programm – ein Brückenschlag in den deutschsprachigen Raum, der das Konzert zusätzlich weitet. Schuberts schlichte melodische Größe kontrastiert mit Schönbergs expressiver Dichte und bereichert den Abend um weitere Klangfarben. Das Konzert wird von Pasi Hyökki geleitet, der seit 2010 künstlerischer Leiter des YL-Männerchors ist. Hyökki ist ein vielseitiger Musiker und gefragter Dirigent. Er studierte an der Sibelius-Akademie und engagiert sich in der Ausbildung des künstlerischen Nachwuchses. Seine Interpretationen zeichnen sich durch Präzision, Sinnlichkeit und klangdramatische Intelligenz aus – Eigenschaften, die dem Bregenzer Publikum ein intensives Konzerterlebnis garantieren dürften. „Waldeinsamkeit“ ist mehr als ein Konzert, es ist ein kontemplativer Streifzug durch die Klangwelten des Nordens, ein Abend zwischen Naturbild, Männerchorkunst und musikalischer Poesie. Der YL Male Voice Choir beweist seit vielen Jahren, was entstehen kann, wenn künstlerische Exzellenz auf Tradition, Experimentierfreude und kulturelle Verwurzelung trifft.