WAC und Hartberg im Underdog-Finale um den historischen Coup

Als Favorit gelten dank bestechender Form die Wolfsberger. Die in der Quali-Gruppe agierenden Hartberger haben mit der Austria aber bereits einen Favoriten eliminiert.
"Das größte Spiel, das der Verein bisher bestritten hat"
"Es ist ohne Zweifel das größte Spiel, das der Verein bisher bestritten hat", sagte Hartbergs Trainer Manfred Schmid wohl stellvertretend für beide Finalisten. "Die Jungs merken, dass was Großes auf sie zukommt." Nach zwei Jahren, in denen mit Rapid und Sturm Graz zwei Publikumsmagneten samt euphorischem Anhang in Klagenfurt einfielen, wird die diesjährige Ausgabe beschaulicher über die Bühne gehen. Knapp 6.800 Einwohner hat die Stadt Hartberg, die Stadtgemeinde Wolfsberg zählt rund 25.000 Einwohner. Kämen alle, wäre das Wörthersee Stadion mit seinen 30.000 Plätzen ausverkauft.
Wolfsberger dürfen Double anvisieren
Den Clubs wie dem ÖFB gelang es, für eine würdige Kulisse zu sorgen. Über 18.500 Karten wurden bis Mittwochabend abgesetzt. Aus Hartberg werden die Fans mit 50 Bussen gen Klagenfurt chauffiert. "Ganz Hartberg wird im Stadion sein", sagte Schmid. Dietmar Kühbauer versuchte am Mittwoch noch, weitere Kärntner zu mobilisieren. "Ich denke, die 20.000er-Marke ist schaffbar. Liebe Kärntner Fans, bitte seid's so lieb und unterstützt den WAC."
Die Formkurve der Finalisten spricht für den "Hausherren". Der WAC ist in der Meistergruppe als einzige Mannschaft noch ungeschlagen, zuletzt feierten Kapitän Dominik Baumgartner und Co. einen 2:1-Sieg gegen Salzburg. In Wolfsberg darf sogar das Double ins Auge gefasst werden. Ihre laut Kühbauer "Topsaison" wollen die Lavanttaler jedenfalls krönen.
Kühbauer erwartet "Nervensache"
"Wir werden alles daransetzen, das Finale auch zu gewinnen und uns in die Geschichtsbücher des Clubs und des österreichischen Fußballs einzutragen", meinte der WAC-Coach, der durchaus eine "Nervensache" auf seine Mannschaft zukommen sieht. "Ich hoffe, dass die Jungs in ihrer Mitte sind. Entscheidend wird sein, dass wir die Energie und Leidenschaft auf den Platz bringen und dazu den Kopf auch benutzen. Der Kopf steuert die Füße."
Für Baumgartner fühlte sich die Reise nach Klagenfurt nach wie vor "ein bisschen surreal" an. "Es ist für viele Spieler und wahrscheinlich auch für den Verein das wichtigste Spiel, und das merkt man auch im ganzen Umfeld", meinte der Bruder von ÖFB-Star Christoph Baumgartner. Kühbauer betonte trotz des "sehr guten Laufs" seiner Truppe den Respekt vor dem Gegner. "Hartberg ist nicht ins Finale gekommen, weil sie eine so große Stadt sind, sondern weil sie es gut gemacht haben. Wir brauchen eine Topleistung."
Cheftrainer und Spieler mit Final-Erfahrung
Die beiden Cheftrainer kosteten die Freude eines Cupsiegs bereits aus. Kühbauer holte 1995 mit Rapid den Titel, der ebenfalls 54-jährige Schmid stemmte mit der Austria zweimal - 1992 und 1994 - den Pokal. Von den am Donnerstag auf dem Rasen stehenden Profis erreichte etwas mehr als eine Handvoll bereits ein Cupsieg. Wolfsbergs Simon Piesinger jubelte etwa mit Randers FC in Dänemark, Dejan Zukic mit Vojvodina Novi Sad in Serbien und David Atanga mit Salzburg. Bei Hartberg holte Patrik Mijic in Slowenien mit NK Rogaska im Vorjahr den Cup, sein Sturmpartner Jed Drew feierte in Australien mit Macarthur FC.
Schmid setzt in der Vorbereitung auf Bewährtes, die Aufstellung verrät er seinen Kickern wohl erst vor dem Mittagessen. "Wir werden dieselben Abläufe haben wie in den anderen Spielen. Wir sollen es genießen, alles mitnehmen bis zur Bundeshymne. Aber dann geht es ums Gewinnen." Er weiß: Ein Finale "bleibt nur in guter Erinnerung, wenn du es auch gewinnst". Die Favoritenrolle beim Gegner zu sehen, hat den Blau-Weißen schon einmal geholfen. Das 1:0 bei der Austria könnte als Blaupause dienen: Defensiv solide stehen und vorne auf schnelle Umschaltmomente setzen. Auf dem Weg ins Finale haben Torhüter Raphael Sallinger und seine Vorderleute jedenfalls wenig zugelassen. Hartberg hat bei den fünf Auswärtssiegen nur ein Gegentor kassiert - beim 11:1 in der ersten Runde in Bischofshofen.
Liga-Duelle kein Gradmesser
Im Bundesliga-Grunddurchgang siegte in den direkten Duellen je einmal der WAC (3:0) und Hartberg (3:2). Schmid hoffte auf eine weitere effiziente Vorstellung. "Vielleicht kann man den WAC ja auch mit dem einen oder anderen taktischen Element überraschen", erklärte der Wiener auch. "Man muss einfach schauen, dass man auf den Punkt da ist. Was bisher in der Liga war oder die letzten Ergebnisse - das sagt gar nichts aus", betonte TSV-Kapitän Jürgen Heil. Sein Team ist in der Meisterschaft bei sieben Punkten Vorsprung auf Schlusslicht GAK auf dem besten Weg zum Klassenerhalt.
120.000 Euro kassiert jeder Finalist, dazu kommen Beteiligungen an den Einnahmen des Spiels. Es winkt außerdem der Startplatz in der kommenden Qualifikation zur Europa League. Für beide Teams stehen neben viel Prestige damit auch willkommene Einnahmen auf dem Spiel. Hartbergs Präsidentin Brigitte Annerl sprach auf Sky vom "Anfang eines neuen Kapitels" für den Club und unterstrich die wirtschaftliche Bedeutung eines Erfolgs. "Wenn wir den Cup gewinnen können, dann spielen wir europäisch. Sponsoren machen sich international sichtbarer, bestehende Sponsoren können wir besser halten und neue dazugewinnen. Erfolg zieht Fans an."
(APA)