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VW will sich Porsche mittels Optionen einverleiben

Nach dem Scheitern ihrer Fusionspläne streben Porsche und Volkswagen Bankern zufolge eine baldige Integration der Stuttgarter Sportwagenschmiede in den Wolfsburger Autokonzern an.

Als Mittel dazu sollen Optionsgeschäfte dienen, die nach dem geplatzten Übernahmeversuch von Porsche vor zwei Jahren vereinbart wurden. Mehrere mit den Verhandlungen vertraute Personen sagten Reuters, nachdem die bis Jahresende geplante Fusion der beiden Unternehmen vorerst nicht möglich sei, trete Plan B in Kraft. Demnach können zwischen Ende 2012 und Anfang 2015 Optionen gezogen werden, mit deren Hilfe VW auch die zweite Hälfte der Porsche AG erwirbt, der Fahrzeugsparte der Porsche Holding. “Die Optionen sind das wahrscheinliche Szenario, um das Geschäft abzuschließen”, sagten mehrere Insider.

“Was soll das für eine Alternative sein?”

Aus dem Porsche-Umfeld hieß es ebenfalls, außer einer Verschmelzung und dem Options-Geschäft bleibe faktisch keine andere Möglichkeit. “Was soll das für eine Alternative sein?”, so eine mit den Verhandlungen vertraute Person. Als wahrscheinlich gilt eine Ausübung der Put- beziehungsweise Call-Optionen auf den gut 50-prozentigen Anteil am Porsche-Fahrzeuggeschäft innerhalb der Holding im Jahr 2013. Dann können beide Unternehmen einerseits zügig die geplanten Synergien heben und andererseits eine allzu hohe Steuerlast vermeiden.

Porsche und VW hatten sich in der vergangenen Woche nicht auf einen Fahrplan für einen Aktientausch einigen können, der nach der gescheiterten Übernahme von VW durch Porsche als Königsweg für die weitere Zusammenarbeit vereinbart wurde. Vor allem über die Unternehmensbewertungen – die Grundlage für das Aktientauschverhältnis – konnten die beiden Autobauer keine Einigung erzielen. Die Porsche Holding habe den Aktientausch unbedingt gewollt, sagte ein Insider. VW seien aber wegen zahlreicher Unsicherheiten Zweifel gekommen, ob die notwendige Hauptversammlungs-Mehrheit für einen Aktientausch erreicht worden wäre.

Porsche kämpft mit rechtlichen Problemen

Der Porsche-Konzern hat mit einer Fülle von rechtlichen Problemen zu kämpfen, die viel Geld kosten können: Großanleger in den USA haben Porsche auf Schadenersatz in Milliardenhöhe verklagt, in Deutschland wurde erst vergangene Woche eine Anleger-Klage wegen angeblicher Marktmanipulation im Zuge des schrittweisen Porsche-Einstiegs bei VW eingereicht. Diesem Verdacht geht auch die Stuttgarter Staatsanwaltschaft seit längerem nach; sie ermittelt gegen die früheren Porsche-Manager Wendelin Wiedeking und Holger Härter, die mit einer prallen Kasse und geschickten Aktiengeschäften VW hatten schlucken wollen.

Offiziell loten Porsche und VW derzeit noch aus, ob es nach dem jüngsten Rückschlag Alternativen auf Weg zu einem gemeinsamen Unternehmen gibt, etwa ob eine Verschmelzung auch noch im kommenden Jahr anvisiert werden kann. In Porsche-Kreisen hieß es jedoch, dass die anhängigen Verfahren bei Ausnutzung aller Gerichtsinstanzen sich durchaus bis 2015 oder 2016 hinziehen und damit noch lange für Unsicherheit sorgen könnten. “Aus Sicht von (VW-Aufsichtsratschef) Ferdinand Piech wäre es die beste Lösung, auf die erste Möglichkeit zu warten, die Call-Option zu ziehen”, sagte ein weiterer Insider. Piech hält zusammen mit seiner Familie und anderen Porsche-Erben 90 Prozent der Porsche-Stammaktien und damit fast die Hälfte an der börsennotierten Porsche Holding. Diese wiederum kontrolliert gut die Hälfte der VW-Stimmrechte.

Bei Ausübung der Call-Option, mit der VW durch Zahlung von 3,9 Mrd. Euro in den vollständigen Besitz des Porsche-Fahrzeuggeschäfts käme, fallen jedoch Steuern an. Steuerpflichtig ist derjenige, der die Optionen ausübt. VW und die Porsche Holding können in mehreren Zeitfenstern zwischen November 2012 und Jänner 2015 die Übernahme beziehungsweise die Übertragung des Restanteils an der Porsche AG verlangen, die VW noch nicht gehören. Die Steuerlast kann nach früheren Angaben von VW-Finanzchef Hans Dieter Pötsch gut eine Milliarde Euro betragen, bis zur zweiten Jahreshälfte 2014 schmilzt die fällige Steuer allerdings auf Null ab.

Pötsch drückt auf’s Tempo

Pötsch, der auch die Finanzen der Porsche Holding verantwortet, hatte am Montag am Rande der Automesse IAA gesagt: “Gebt uns noch ein bisschen Zeit, (…) damit wir an Alternativen arbeiten können. Aber das ist sicherlich kein Thema in dieser Woche.” Am Freitag tagt der Aufsichtsrat von VW. Pötsch strebt bis Jahresende eine Weichenstellung an, auch er drückt aufs Tempo: Da die Zusammenarbeit von VW und Porsche “hervorragend” laufe, sei es “naheliegend, dass der Wunsch groß ist, nicht mehr lange zu warten”, sagte er mit Blick auf die Optionen.

Der Herr über die VW- und Porsche-Finanzen sucht angesichts der Steuerlast nach dem “wirtschaftlich optimalsten Punkt”. Es könne sich lohnen, sagte Pötsch, Steuern zu zahlen und die erwarteten Kosteneinsparungen gegenzurechnen. Dieser Punkt könnte 2013 erreicht sein: Durch gemeinsame Projekte ließen sich die Ausgaben beider Unternehmen um mehr als 700 Mio. Euro drücken, hatte der Chef des in der Porsche AG gebündelten Porsche-Fahrzeuggeschäft, Matthias Müller, vor wenigen Tagen gesagt.

(APA)

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