“Offenbar will VW den Abgasskandal aussitzen und setzt darauf, dass die Ansprüche der Kunden verjähren”, sagte der frühere deutsche Innenminister Gerhart Baum von der Kanzlei Baum Reiter & Collegen am Montag in Berlin. Man setze deshalb nicht mehr nur auf einen Vergleich, sondern habe begonnen, Klagen vor deutschen Gerichten einzureichen, teilte Kanzleipartner Julius Reiter mit.
Rücknahme von manipulierten VW-Dieselfahrzeugen
Statt einer Rückabwicklung besteht nach Darstellung der Anwälte – wie in den USA bereits durchgesetzt – in vielen Fällen eine Chance auf Schadenersatz oder auf eine Minderung des Kaufpreises. Es sei kein bloßer Sachmangel, wenn Autos deutlich mehr Stickoxid ausstießen als angegeben, sagte Reiter: “Wir sind überzeugt, dass dies den Tatbestand der vorsätzlichen Täuschung erfüllt.” Der VW-Konzern hat in Österreich nunmehr 70 Prozent aller von dem Abgasskandal betroffenen Fahrzeuge umgerüstet. In Deutschland sind es laut VW-Markenchef Herbert Diess 72 Prozent. Europaweit sollen es über 50 Prozent sein.
Keine Antworten seitens VW
Die EU-Kommission verlangt von dem Wolfsburger Konzern klare Zugeständnisse an die betroffenen Dieselkunden. Ende April ließ VW eine von EU-Justizkommissarin Vera Jourova gesetzte Frist verstreichen. Sie hatte “konkrete Ergebnisse” gefordert. Volkswagen erklärte dazu: “Wir befinden uns weiterhin im Austausch.” Medienberichten zufolge erwägt VW, gemeinsam mit anderen Herstellern, eine Kampagne für den Dieselantrieb. Offensichtlich sind diese Pläne schon weiter gediehen, denn erst heute hat der österreichische Arbeitskreis der Automobilimporteure zu einer Pressekonferenz nächste Woche gerufen – Titel: “Die Bedeutung des Dieselantriebs in Österreich”.
(apa/dpa/red.)