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VP-Bezirksvize: Islam akzeptieren!

Gespräch mit dem christlich-sozialen Bezirksvorsteher-Stellvertreter der Landstraße. Dr. Georg Schüller über Kopftücher, die Zusammenarbeit mit der SPÖ und das Budget.

Pünktlich. Der Treffpunkt ist die Redaktion der in der Neutorgasse. Eine kurze Führung und ein Glas Wasser später gehen wir mit dem Juristen in medias res…

bz: Politik ist belastend. Wieso engagieren Sie sich gerade in der Bezirkspolitik?
Georg Schüller: Mein Vater war bereits Bezirksvorsteher-Stellvertreter und ich war von meinem Naturell her immer irgendwo engagiert. Pfadfinder, Pfarrgemeinderat, in der Schule – da ist die Politik dann der logische nächste Schritt. In der Kommunalpolitik sieht man die Wirksamkeit der Politik sehr gut. Besser als im Land oder Bund.

bz: Wieso gerade bei der ÖVP?
G.S.: Ich vertrete eine christlich-soziale Politik und die finde ich am ehesten bei der ÖVP, wiewohl einiges heute wieder einzumahnen wäre. Wie etwa in der Asylpolitik. Da vertrete ich eher die Linie der Caritas. Asylpolitik ist ein Thema, das einfachen Leuten Angst macht. Es ist vielleicht nicht lustig, wenn man in seiner Umgebung keinen einzigen Österreicher mehr sieht, aber Wien war immer schon ein Schmelztiegel. Auch der Islam ist in seiner reinen religiösen Ausformung zu akzeptieren. Wien war immer stark muslimisch geprägt. Die Diskussion mit dem Islam ist wichtig. Ich fürchte mich nicht vor dem Islam – ganz im Gegenteil. Das ist eine Religionsgemeinschaft, die man anerkennen muss.

bz: Wie stehen Sie zur Kopftuchdebatte?
G.S.: Ich habe nichts gegen ein Kopftuch und bin gegen ein Verbot. Aber bei einem Verhör vor Gericht muss ich schon aus der Mimik lesen können – es gibt ja auch für unsere Leute ein Verhüllungsverbot. Es gibt auch Kopftücher, die nicht eine komplette Verhüllung sind und die man vor Gericht sicher aufbehalten darf.

bz: Sie sind im Bezirk in der Opposition. Wie funktioniert die Zusammenarbeit mit dem Bezirksvorsteher?
G.S.: Im 3. Bezirk hat die SPÖ „nur“ über 40 Prozent und nicht 50. Unser Ziel ist es, von der SPÖ Kompromisse zu erzwingen und damit einiges umzusetzten. Mit Bezirksvorsteher Hohenberger habe ich ein gutes Verhältnis. Natürlich gibt es Grenzen und jeder hat seine Fraktion hinter sich, aber der Hohenberger hat Handschlagqualität.

bz: Haben Sie dem heurigen Bezirksbudget zugestimmt?
G.S.: Wir haben heuer dem Budget zugestimmt, da wir uns in gewisse Themen einbringen konnten. Es ist ein Sparbudget, da die Schulen nächstes Jahr endlich saniert werden. Auch die Sprachförderung für Migranten mit 50.000 Euro ist mir sehr wichtig.

bz: Was wünschen Sie sich für die Landstraße und wo sehen Sie den Bezirk in zehn Jahren?
G.S.: Die nächsten zehn Jahre sind eine spannende Zeit, da viele Themen jetzt angegangen werden. Für dieses Jahr wünsche ich mir, dass in Wien-Mitte endlich etwas weiter geht und wir den Verkehr in den Griff kriegen. Längerfristig gesehen wünsche ich mir eine Entscheid-ung über die Schulstandorte im Bezirk. Ich kann nicht anfangen Schulen zu sanieren, ohne zu wissen, ob dieser Standort bleibt. Und mein dritter Wunsch ist, dass die ganzen Einkaufszentren, die um den Dritten geplant oder bereits im Entstehen sind, die gesamte andere Infrastruktur nicht zerdrücken. Wir haben zwar den Beschluss, dass Wien-Mitte über 20.000 Quadratmeter Verkaufsfläche kriegen soll, aber durch das blitzartige Hinzukommen der Markthalle hat eine stillschweigende Ausweitung stattgefunden. Wenn ein Einkaufszentrum strategisch nicht zu groß ist, kann es Frequenz bringen. Wir haben die Galleria und den Rochusmarkt als Frequenzbringer und ein ähnlicher könnte Wien-Mitte werden, vorausgesetzt es wird nicht zu groß und der Branchenmix stimmt. Ich wünsche mir eine funktionierende Nahversorgung.

Interview: Maria-Theresia Klenner und Erich Nuler
Fotos: Nuler

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