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Vorschusslorbeeren für die Mercedes-Benz E-Klasse

Bald ist es soweit. Dann beginnt die neue Mercedes-Benz E-Klasse beim Genfer Automobilsalon ihr Schaulaufen durch Messen, Medien und Verkaufsräume.

Vor vier Wochen war er bei einem Vorabtermin zur Detroit Motor Show Objekt der Begierde für viele Fotografen und Kameraleute. Aber er verschwand gleich nach dem Fototermin wieder im Container. Sogar noch früher, im November, dienten seine Technologien den Referenten bei einem Mercedes-Benz-Workshop als Beispiele für den Stand der Autotechnik. Sie vergaßen nie den augenzwinkernden Hinweis, dass man das alles in der E-Klasse finden werde. Soviel Vorschusslorbeeren bekam noch kein Mercedes-Benz mit an den Start.

In der Tat lohnt sich ein intensiver Blick auf das, was sich bei der Mercedes-Benz E-Klasse im Serienumfang und in der Aufpreisliste finden wird:

Große Hoffnungen setzt Mercedes-Benz in die neue Generation der Vierzylinder-Dieselmotoren mit exakt 2143 ccm Hubraum. Mit Common-Rail-Direkteinspritzung, Abgasrückführung und einem Doppel-Turbolader versprechen sie ein besseres Ansprechverhalten, mehr Drehmoment und geringeren Verbrauch. Im E 250 CDI leistet der Vierzylinder 150 kW / 204 PS und fällt mit seinem bulligen Drehmoment von maximal 500 Newtonmetern (Nm) aus dem Rahmen seiner Klasse. Das sind 25 Prozent mehr als beim Vorgänger.

Im E 200 CDI leistet der Diesel 100 kW / 135 PS und im E 220 CDI 125 kW / 170 PS. Allen drei Motoren gemeinsam ist der Durchschnittsverbrauch (nach EU-Norm) von 5,3 Liter auf 100 km/h, was 139 Gramm Kohlendioxid pro Kilometer entspricht. In seiner stärksten Variante braucht der Vierzylinder rund 23 Prozent weniger als sein Vorgänger.

Kein Wunder, dass Mercedes-Benz hofft, auch bisherige Sechszylinder-Fans von diesem Motor überzeugen zu können. Wir hatten Gelegenheit, diesen Motor in der 204-PS-Variante in einem Mercedes-Benz GLK kennenzulernen und fanden ihn dort überzeugend. Da nimmt es nicht Wunder, wenn Mercedes-Benz meint, mit diesen Motoren beim Diesel „wieder eine Generation voraus” zu sein.

Bei den Sechszylinder-Dieseln drängt sich der Fortschritt nicht in demselben Maße auf. Der E 350 CDI mit 170 kW / 231 PS verbraucht pro 100 km einen halben Liter weniger als der E 320 CDI. Dafür wird ab Herbst der E 350 Bluetec mit 155 kW /211 PS zur Verfügung stehen. Mit seinem weltweit besten Abgassystem für Diesel schafft der Sechszylinder schon die erst für 2014 geplante EU6-Abgasvorschrift.

Auch bei den Benzinern tritt ein neuer Vierzylinder an. In den Modellen E 200 CGI und E 250 CGI arbeitet der 1,8-Liter-Motor mit Direkteinspritzung, Turboaufladung und variabel verstellbaren Ein- und Auslassnockenwellen. Der E 200 CGI mit 135 kW / 184 PS verbraucht mit Sechs-Gang-Handschalter und serienmäßiger Start-Stopp-Automatik im Schnitt 6,8 Liter Super auf 100 km (159 g CO2/km). Der mit einer Fünf-Gang-Automatik ausgestattete E 250 CGI bringt es auf 150 kW / 204 PS und ein maximales Drehmoment von 310 Nm. Sein Verbrauch liegt im Schnitt bei 7,4 Liter Super (175 g CO2/km).

Auch für die Spitzenmotorisierungen im E 350 CGI (215 kW / 292 PS) und den Achtzylinder im E 500 CGI (285 kW / 388 PS) meldet Mercedes-Benz einen um 0,6 Liter abgesenkten Kraftstoffverbrauch. Aber schon beim oberflächlichen Blick über die Daten wird deutlich, dass bei diesem Generationswechsel in Stuttgart die Vierzylinder Vorfahrt hatten, passend zum aktuellen Schlagwort „Downseizing”.

Aber auch in anderen Bereichen stehen die Ampeln auf Grün, zum Beispiel bei der Sicherheit. Hier hat Mercedes-Benz die Ansprüche besonders hochgeschraubt: „Die Systeme machen die E-Klasse zu einem ‚denkenden Partner‘, der sehen, fühlen, bei Gefahr reflexartig reagieren und selbstständig handeln kann, um Unfälle zu verhindern oder Unfallfolgen zu vermindern.” Das nennt man eine hochliegende Messlatte.

Bei der aktiven und der passiven Sicherheit sind wir auf einem guten Weg, vielfach nach Anregungen aus Stuttgart. Ein Blick in die Unfallstatistik lehrt, dass wir aber bei einem Thema noch viel besser werden können: bei Licht und Sicht bei Nacht und schlechtem Wetter. Die E-Klasse wird das weltweit erste Automobil sein, dessen Scheinwerfer sich kontinuierlich an die jeweilige Verkehrssituation anpassen. In einem aufpreispflichtigen Lichtpaket fasst Mercedes-Benz Bi-Xenon-Scheinwerfer, das LED-Tagfahrlicht und das „Intelligent Light System” zusammen.

Dieses intelligente System besteht aus einem Fernlichtassistenten, der mit einer Kamera entgegenkommende und vorausfahrende Fahrzeuge erkennt und das Abblendlicht so regelt, dass der Lichtkegel genau vor den anderen Fahrzeugen endet. Das Abblendlicht kann so maximal 300 Meter ausleuchten. Gibt es keinen Vordermann, wird mit weichem Übergang das Fernlicht eingeschaltet. Kurvenlicht und Abbiegelicht sind ebenfalls verfügbar. Wer es ganz perfekt haben will, der kann sich auch für den Nachtsicht-Assistenten entscheiden, der aus der S-Klasse bereits bekannt ist.

Auch ein Totwinkel-Assistent wird angeboten. Ein ebenfalls aufpreispflichtiger Spurhalte-Assistent warnt durch kurze Vibrationen am Lenkrad vor einem unbeabsichtigten Verlassen der eigenen Fahrspur. Die nach vorn gerichtete Kamera erkennt auch die Schilder mit den Geschwindigkeitsbeschränkungen und zeigt diese auf einem Display im Tachometer an.

Im Serienlieferumfang der E-Klasse enthalten ist die Müdigkeitserkennung, die den Fahrer zu einer Pause ermahnt, wenn die Elektronik durch die Beobachtung von rund 70 Messgrößen erkennt, dass die Aufmerksamkeit des Fahrers nachlässt. Dabei hat sich die Beobachtung des Lenkverhaltens in vielen Untersuchungen als besonders aussagekräftig erwiesen. Übermüdete Fahrer erlauben sich kleine Lenkfehler, die in charakteristischer Weise korrigiert werden.

Auf Wunsch wandert auch der Bremsassistent Plus von der S-Klasse in die E-Klasse. Dabei beobachtet das Radar des Abstands-Assistenten die Entfernung zum Vordermann. Droht ein Aufprall, berechnet das System den Bremsdruck, der nötig ist, um die Kollision zu vermeiden. Gleichzeitig wird der Fahrer optisch und akustisch gewarnt. Tritt er auf die Bremse, baut die genau den Druck auf, der für ein rechtzeitiges Stehen notwendig ist. Reagiert er nicht auf den Warnhinweis, erfolgt eine Teilbremsung. Reagiert er dann immer noch nicht, wird automatisch eine Vollbremsung eingeleitet, so dass die Unfallschwere deutlich reduziert wird.

Für den Fußgängerschutz hat Mercedes-Benz eine aktive Motorhaube entwickelt. Bei einem Unfall hebt ein Federsystem die Motorhaube um 50 Millimeter an und vergrößert so den Deformationsraum für den Fußgänger. Kommt es zu keinem Schaden an der Haube, kann sie in die Ausgangsstellung zurückgedrückt werden.

Das Programm für die passive Sicherheit bei Mercedes-Benz kennen wir. Bei der E-Klasse gehören dazu sieben Airbags und das Pre-Safe-System, das bei unfallträchtigen Situationen vorsorglich und reflexartig Schutzmaßnahmen für die Insassen ergreift, zum Beispiel durch Vorspannen der Sicherheitsgurte und das Schließen des Schiebedachs.

Dass man in Stuttgart besonderen Wert auf Komfort legt, überrascht niemanden; das setzt man voraus. Beim Fahrwerk legten die Ingenieure jetzt gesteigerten Wert auf noch mehr Abrollkomfort und bieten mit dem zur Serie gehörenden adaptiven Stoßdämpfersystem auch die Möglichkeit zu sportlicherer Gangart.

Besonderes Augenmerk galt aber wohl den Sitzen. Hier rückt praktisch alles, was bisher der S-Klasse vorbehalten war, gegen Aufpreis auch in die E-Klasse, von der Luftfederung bis hin zum belüfteten Multikontursitz mit Massagefunktion. Auch für die Fond-Passagiere kann man zusätzlichen Komfort dazu erwerben, damit die neue E-Klasse auch den ihr von Mercedes-Benz verliehenen Ehrentitel „Businessclass” verdient. Dazu gehört auch die Thermotronic-Klima-Automatik, bei der man die Luftmenge und die Luftverteilung per Knopfdruck variieren kann. Zum Serienumfang gehört die Zwei-Zonen-Klimaautomatik Thermatic.

Das alles sitzt in einer Karosserie, die auf der einen Seite mit der geschwungenen Linie um die hinteren Kotflügel an den guten alten Ponton-Daimler erinnert, das gewohnte Vier-Augen-Gesicht beibehält und dennoch deutlich mehr Moderne und Dynamik nach außen trägt, als es bisher in der E-Klasse üblich war. So kann man davon ausgehen, dass die Mercedes-Benz E-Klasse in Genf zwar nicht die spektakulärste Neuerscheinung sein wird, aber auf jeden Fall eine viel beachtete.

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