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Vorbereitungen zur Aufnahme von Flüchtlingen aus der Ukraine laufen

Hunderttausende Flüchtlinge verlassen aufgrund des Kriegszustandes ihr Heimatland Ukraine
Hunderttausende Flüchtlinge verlassen aufgrund des Kriegszustandes ihr Heimatland Ukraine ©APA/AFP/WOJTEK RADWANSKI (Sujet)
Reaktion auf die dramatische Situation in der Ukraine: Österreich bereitet sich auf die Aufnahme ukrainischer Flüchtlinge vor. Die Gemeinden und Städte haben heute einhellig ihre Bereitschaft dazu erklärt.
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Koordinieren will man die Hilfe gemeinsam mit dem Innenministerium. In den Bundesbetreuungseinrichtungen werden indes Asylsuchende in kleinere Quartiere verlegt, um in den großen Häusern Kapazitäten frei zu bekommen. Zudem wurde von der Bundesbetreuungsagentur (BBU) eine Plattform geschaffen, über die Privatpersonen Schlafplätze für Flüchtlinge aus der Ukraine anbieten können. Wien bereitet ein Ankunftszentrum vor.

Schlafplätze für Flüchtlinge: So können Privatpersonen helfen

Über die Website bbu.gv.at kann man kundtun, für wie viele Menschen Platz für eine Unterkunft zur Verfügung wäre. Diese Quartierplätze gehen quasi ins normale Kontingent über. Bund und Länder verteilen die Flüchtlinge dann koordiniert.

Wie ein Sprecher der BBU auf APA-Anfrage betonte, schaue man, Platz für möglichst viele Menschen zu schaffen. Konkretere Angaben vermied er. Derzeit sei jedenfalls in den Bundesbetreuungseinrichtungen - die bekanntesten davon sind die Erstaufnahmezentren Traiskirchen und Thalham - Platz zur Verfügung. Noch heute wird es weitere Gespräche mit NGOs und Blaulicht-Organisationen geben.

Bundesländer bereiten ebenfalls Aufnahme vor

Vorbereitungen getroffen werden auch in den Bundesländern. Das Land Salzburg hat zur Unterbringung von Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine Ende der Vorwoche einen Planungsstab eingerichtet, dem unter Federführung der Sozialabteilung Vertreter des Militärkommandos, des Roten Kreuzes und der Katastrophenabteilung des Landes angehören. Eng zusammengearbeitet werde auch mit sozialen Einrichtungen, hieß es aus dem Büro des ressortzuständigen LHStv. Heinrich Schellhorn (Grüne).

Salzburg will Platz für 5.000 Flüchtlinge schaffen

Derzeit geht man im Bundesland Salzburg von bis zu 5.000 Flüchtlingen aus. Daher werden aktuell alle möglichen Unterkünfte geprüft, das reicht von bereits bestehenden Quartieren bis zu Containerunterkünften. Ein Teil jener Unterkünfte, die bei der Flüchtlingswelle 2015 genutzt wurden, stehen inzwischen nicht mehr zur Verfügung, sagte Gerhard Feichtner, der in Schellhorns Büro für die Grundversorgung zuständig ist.

Konkrete Quartiere konnte er am Montag noch kaum nennen, aber etwa die beiden im Lungau errichteten Holzhäuser mit insgesamt 76 Plätzen könnten auch nun wieder verwendet werden. Als echtes Notquartier könnten auch relativ kurzfristig Messehallen in Salzburg zur ersten Unterbringung von Kriegsflüchtlingen verwendet werden, so Feichtner.

Kärnten will ebenfalls Flüchtlinge aufnehmen

Auch der Kärntner Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) ist zur Aufnahme von Flüchtlingen bereit. Unter anderem erfolgt durch das Land eine Wohnungsleerstandsmeldung bei der Landeswohnbau Kärnten und anderen gemeinnützigen Wohnbauträgern.

Aus dem Büro der zuständigen Landesrätin Sara Schaar (SPÖ) hieß es auf APA-Anfrage, da Kärnten seine Unterbringungsquote seit Monaten zu annähernd 100 Prozent erfülle, gebe es derzeit in den Landesquartieren kaum Kapazitäten im Rahmen der Grundversorgung. Deshalb würden aktuell zusätzliche Vorhaltekapazitäten eruiert. Positiv falle auf, dass sich derzeit sehr viele Privatpersonen von sich aus melden und Unterkünfte anbieten.

Werden Notunterkünfte in Turnsälen und Feuerwehrhäusern geöffnet?

Ob die Notwendigkeit des Öffnens von Notunterkünften wie Turnsäle oder Feuerwehrhäuser bestehe, hängt von der Entscheidung der Bundesregierung im Einvernehmen mit dem Hauptausschuss des Nationalrates ab. Auch der Europäische Rat könnte diese Entscheidung für alle Mitgliedsstaaten treffen, etwa durch die Feststellung eines "Massenzustromes".

Vorbereitungen in Oberösterreich

In Oberösterreich beraten am frühen Nachmittag Bundesheer, Polizei, Rotes Kreuz, Arbeitersamariterbund, Freiwillige Feuerwehr sowie Caritas und Volkshilfe mit LH Thomas Stelzer und Soziallandesrat Wolfgang Hattmannsdorfer (beide ÖVP) in einer Videokonferenz, wie man die Aufnahme von Flüchtlingen am besten koordiniert. Kurzfristig könne man jedenfalls 1.000 Personen aufnehmen, hieß es aus dem Büro Hattmannsdorfer. Wo diese untergebracht werden können, ist noch offen. Zu Beginn der Flüchtlingswelle 2015 war in Oberösterreich u.a. ein großes Notquartier im ehemaligen Postverteilzentrum am Linzer Hauptbahnhof eingerichtet. Dieses Gebäude gibt es nach wie vor, ob es wieder reaktiviert wird, ist aber offen.

So bereitet sich Wien auf die Flüchtlinge vor

In der Bundeshauptstadt Wien wird ein Ankunftszentrum für geflüchtete Menschen eingerichtet. Das haben Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) und Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr (NEOS) am Montag bekanntgegeben. Umgesetzt wird die Anlaufstelle in der "Sport & Fun Halle Leopoldstadt" in der Engerthstraße. Dort soll zusätzlich zur Beratung auch eine medizinische und psychosoziale Betreuung angeboten werden.

"Wiens Stadtregierung sagte den Menschen in der Ukraine von Beginn an rasche Hilfe zu. Und diese Hilfe wollen wir weiter verstärken: sowohl vor Ort, indem wir Hilfsorganisationen finanziell unterstützen, als auch für jene, die aus dem Land flüchten müssen und nach Wien kommen", erklärte Ludwig in einer Aussendung. Die völkerrechtliche Neutralität sei ein Fundament Österreichs, aber "Wien ist nicht neutral, wenn es um Menschlichkeit geht", betonten Ludwig und Wiederkehr. Man habe auch gleich nach Beginn des Angriffs auf die Ukraine erste Hilfslieferungen von medizinischem Material losgeschickt.

Auch in der Steiermark laufen die Vorbereitungen

In der Steiermark wurde ein Krisenstab eingerichtet und eine zentrale Koordinationsstelle für die Ukraine-Flüchtlingshilfe eingesetzt. Für die Meldung freier Quartiere und anderer Hilfsangebote steht die Hotline der Sozialabteilung (0800/201010) zur Verfügung. Zur Klärung der weiteren Vorgangsweise hat Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (ÖVP) für Mittwoch den Landeskoordinationsausschuss einberufen. Soziallandesrätin Doris Kampusch (SPÖ) geht zwar "davon aus, dass Österreich und die Steiermark nicht das Hauptziel der Flüchtenden sein werden", aber man bereite sich auf alle Eventualitäten vor - und werde weiter auf kleinere Quartiere in enger Abstimmung mit den Gemeinden und regional verteilt setzen.

Bundeshauptstadt will auch finanzielle Hilfe leisten

Wien, so wurde angekündigt, werde auch weitere finanzielle Hilfe leisten. So wird vorerst ein Betrag von 429.020 Euro zur Verfügung gestellt. Abgewickelt werde dies über die Austrian Development Agency (ADA), die mit dem Geld wiederum das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) und österreichische Nichtregierungsorganisationen beauftrage, um Hilfe vor Ort zu leisten, hieß es.

Auch die Kapazitäten der Wiener Flüchtlingsunterkünfte werden bereits evaluiert. Wie im Büro von Sozialstadtrat Peter Hacker (SPÖ) auf APA-Anfrage am Montag mitgeteilt wurde, gibt es in den Einrichtungen der Grundversorgung noch Platz für rund 300 Personen. Geprüft wird zudem, welche Quartiere darüber hinaus verfügbar sind.

Tirol zeigt sich zurückhaltend

Im Büro von Tirols Soziallandesrätin Gabriele Fischer (Grüne) zeigte man sich vorerst zurückhaltend. Wie viele Personen in Österreich oder in Tirol aufgenommen werden, welche Quartiere zu Verfügung stünden und wie die rechtlichen Bedingungen sein werden, sei gerade "Thema interner Abstimmungen auf Bundesebene", hieße es auf APA-Anfrage. Unabhängig vom Ukraine-Krieg seien die Tiroler Sozialen Dienste (TSD) im Auftrag der Landesregierung aber laufend dabei, die "jeweils notwendigen Kapazitäten zur Unterbringung von Flüchtlingen im Rahmen der Grundversorgung zu planen und anzupassen".

Dazu gehöre auch eine gewisse "Vorhaltekapazität", um im Ernstfall sehr rasch Menschen aufnehmen zu können. Sollte klarwerden, dass Menschen aus der Ukraine bis nach Österreich flüchten, würden zusätzliche Kapazitäten aufgebaut bzw. genutzt werden, wurde betont.

(APA/Red)

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