Vorarlberger Skydiver fliegt durch Londoner Tower Bridge

Darum geht's:
- Vorarlberger Skydiver fliegt durch Londoner Tower Bridge
- Marco Fürst verfehlt Lande-Ponton im Fluss, wird aber sicher aus Themse "gerettet"
- Aktion war minutiös geplant und mit Behörden akkordiert
Der Bregenzer Marco Fürst (33) und Marco Waltenspiel (39) aus Oberndorf/Salzburg zischten um 05.23 Uhr Londoner Zeit (06.23 MESZ) mit Wingsuits zwischen der Fahrbahn und der hoch darüber liegenden historischen Fußgängerbrücke durch.

Wasserlandung für Marco Fürst - "Megafein"
Die waghalsige Aktion verlief fast perfekt laut Plan: Waltenspiel landete wie vorgesehen auf einem Ponton im Fluss; Fürst verfehlte das Ziel zwar knapp und musste wassern, wurde aber sofort "gerettet". Dafür war alles vorbereitet: Die Option war trainiert worden - "und wir hatten unter den Wingsuits vorsorglich Neoprenanzüge an", grinste er im Gespräch mit der APA und der Kronen Zeitung nach der Aktion. Nachsatz: "Die Wassertemperatur der Themse war eigentlich megafein."
Die Aktion der Red-Bull-Skydiver war minutiös geplant und mit den zuständigen Behörden der britischen Hauptstadt akkordiert worden. Der Verkehr über die Brücke wurde kurzfristige gesperrt, die Flugbewegungen der drei Airports im Großraum London entsprechend gesteuert.
"Loch" relativ schnell gar nicht mehr so groß
Fürst und Waltenspiel sprangen um 05.22 Uhr Lokalzeit in 914 Meter Höhe aus einem Jet Ranger 206-Helikopter ab. Nach 30 Sekunden Flugzeit passierten die Athleten mit 246 km/h die Brücke, konkret: das 65 mal 32 Meter große "Fenster" zwischen der Geländeroberkante und dem Fußgängerübergang darüber sowie zwischen den beiden Brückenpfeilern rechts und links. "Gerade betrachtet wirken die Brücke und der Durchgang ja recht groß", meinte Waltenspiel. Aber bei dem rasenden Tempo ist das natürlich anders: "Da wird das 'Loch' relativ schnell gar nicht mehr so groß." 15 Sekunden später erfolgte die Landung nach 1.200 Metern Flug.

Das Problem mit der Landung
Bei dem Tempo problemlos durch die Brücke zu treffen, war natürlich Challenge Nr. 1 - was perfekt gelang. Doch gleich darauf folgte die zweite heikle Phase des Unternehmens: Normalerweise landen Wingsuit-Flyer einfach per Fallschirm, den sie in geeigneter Höhe über Grund auslösen. Dazu mussten die beiden Athleten nach Durchquerung der Brücke aber wieder aufsteigen, denn sonst hätten sie die nötige Mindesthöhe von 80 Meter zur Fallschirmentfaltung nicht erreicht. Auch dieses im Fachjargon "Flare" genannte Manöver gelang problemlos - eben mit der kleinen abschließenden Planabweichung der "Wasserung" von Marco Fürst. "Zuletzt haben wir in Oxford trainiert und mit Kränen die Brücke simuliert", meinte Fürst. Nachsatz: "Und auch einen ganzen Tag die Rettung aus dem Wasser trainiert."
Marco Waltenspiel meinte zum Adrenalinkick mit leichtem Understatement: "Die erste Stunde nach dem Sprung war schon sehr intensiv." Und Fürst ergänzte: "Definitiv fällt jetzt eine Last von uns ab. Wir hatten ja zwei Jahre lang eine unglaubliche Vorbereitungszeit." Die beiden absolvierten allein für das Tower-Bridge-Projekt 200 spezielle Trainingssprünge. Fazit: "Natürlich war die Aktion hier in London ein Höhepunkt in unserer Karriere."

Nur ein einziger Versuch
Die beiden hatten nur einen einzigen Versuch, denn die Londoner Behörden hatten keine Genehmigung für eine Wiederholung gegeben, falls es nicht gleich geklappt hätte. Die beiden zeigten Verständnis dafür: "Das sind drei Flughäfen rundherum. Der Flussverkehr musste gesteuert, die Brücke für den Verkehr gesperrt werden."
Nächstes Projekt läuft bereits
Was macht man als Skydiver nach einem solchen Spektakel? Marco Waltenspiel: "In zwei Wochen sind wir schon wieder unterwegs für das nächste Wingsuit-Projekt." - was und wo ist aber (wie auch die Aktion in London) im Vorfeld top secret...
20.000 Skydives
Gemeinsam haben die beiden Österreicher eine Erfahrung von rund 20.000 Skydives. Der dritte Mann im Red-Bull-Skydiving-Team ist der 34-jährige Deutsche Max Manow aus Ahrensburg in Schleswig-Holstein. Er flog allerdings nicht mit, weil der Tower-Bridge-"Durchgang" für drei Wingsuit-Flyer zu gefährlich gewesen wäre. Manow kümmerte sich daher vom Boden aus um die Koordination und vor allem um alle Sicherheitsaspekte für seine Kollegen.
(APA)