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Vorarlberger Landestheater mit vier Uraufführungen in neuer Spielzeit

"Jephtha" von Georg Friedrich Händel kommt mit einjähriger Verspätung auf die Bühne.
"Jephtha" von Georg Friedrich Händel kommt mit einjähriger Verspätung auf die Bühne. ©Anja Köhler
Unter dem Motto "Wir reden über Kunst, das sieht man doch!" hofft das Landestheater Vorarlberg auf eine ungestörte Spielzeit 2021/22.

Auf dem Programm stehen vier Uraufführungen und auch Produktionen, die Pandemie-bedingt bisher nicht gezeigt werden konnten. Eine Sache, die Intendantin Stephanie Gräve aus der Pandemie-Zeit mitnehmen möchte, sind die Nachmittagsvorstellungen: "Wir bekommen dazu sehr positive Rückmeldungen", stellte sie bei der Programmpräsentation fest.

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Enorme Mehrkosten

Das Motto soll laut Gräve unterstreichen, dass "Kunst an sich ein Wert ist, abseits jeder Rentabilität". Nach der finanziellen Situation des Theaters befragt, sprach die Intendantin von zum Teil enormen Mehrkosten. "Man darf nicht eine Sekunde darüber nachdenken, was das finanziell bedeutet, vor 100 statt vor 500 Besuchern zu spielen", so Gräve. Das Vorarlberger Landestheater sei schon vor der Pandemie finanziell nicht auf Rosen gebettet gewesen, Corona habe "nicht geholfen". Auch dass das Land die Mittel gekürzt habe, sei "nicht hilfreich" gewesen, sagte sie. Nur aufgrund von Kurzarbeit habe man die Situation bis hierher überstehen können.

Nachmittagsvorstellungen gut angenommen

Als Positiva aus der Pandemie nahm Gräve vor allem zwei Punkte mit: "Wie leistungsfähig dieses Haus und wie treu unser Publikum ist". Man werde aktuell geradezu überrannt. Weil die Nachmittagsvorstellungen - aufgrund der aktuell nach wie vor bestehenden Ausgangsbeschränkung muss jede Aufführung vor 20 Uhr enden - gut angenommen würden, werde man solche auch bei allen Produktionen der Saison 2021/22 anbieten. In diese startet das Landestheater am 18. September mit "König Ödipus" von Sophokles. "Mit Blick auf die Situation unserer Welt sind wir alle ein wenig Ödipus", hielt Gräve fest.

Als erste Uraufführung der neuen Saison wird am 8. Oktober in Koproduktion mit dem Theater Orchester Biel Solothurn "All You Can Be! Eurydike und Orpheus" gezeigt. Gräve beschrieb die Inszenierung von Max Merker als "sehr, sehr lustig und sehr berührend". Gerhard Meisters Auftragswerk "Wir reden über Polke, das sieht man doch!" feiert am 6. November Uraufführung. Das Stück setzt sich mit dem deutschen Maler und Fotografen Sigmar Polke (1941-2010) auseinander, der sich intensiv mit der Frage beschäftigte, was Kunst ist und was Kunst darf. Der Titel des Stücks regte Gräve auch zu ihrem Motto an.

Als die anderen beiden Uraufführungen der Spielzeit kündigte die Intendantin "To All Tomorrow's Parties" (14. April 2022) von Niklas Ritter - eine Auseinandersetzung mit der Sängerin Nico (1938-1988) - und eine Produktion des "aktionstheater ensemble" von Martin Gruber (18. Mai 2022) an. Einen Titel für das Stück gibt es noch nicht. Das aktionstheater ensemble pries Gräve als "das wichtigste freie Ensemble in Österreich", sie hoffe auf eine lange, fruchtbare Zusammenarbeit.

Oper: "Jephtha" von Händel

Zu den Traditionen des Vorarlberger Landestheaters gehört in jedem Jahr die Aufführung einer Oper, die gemeinsam mit dem Symphonieorchester Vorarlberg erarbeitet wird. "Jephtha" von Georg Friedrich Händel (13. März 2022) kommt dabei mit einjähriger Verspätung auf die Bühne, dasselbe gilt für das als Familienstück programmierte "Pünktchen und Anton" (19. November) von Erich Kästner. Ebenfalls eine verschobene Produktion wird den Abschluss der Theatersaison 2021/22 bilden: "Abfall Bergland Cäsar" von Werner Schwab (9. Juni 2022).

Davor wird es aber auch noch ab 26. Jänner 2022 "Herkules und der Stall des Augias" von Friedrich Dürrenmatt in Koproduktion mit dem Theater Marie zu sehen geben sowie ab 16. Februar 2022 "Leonce und Lena" von Georg Büchner.

In Sachen Ausstattung des Landestheaters stellte Werner Döring, Geschäftsführer der Kulturhäuserbetriebsgesellschaft (KuGes), einmal mehr fest, dass es Investitionen in Höhe von rund sechs Mio. Euro zu tätigen gelte. Dabei handle es sich um "technisch erforderliche Maßnahmen", nicht um "Nice-to-Haves". Er hoffe sehr, dass das Land in finanziell schwierigen Zeiten bereit sei, diese Investitionen auf den Weg zu bringen, sagte Döring. Ein Grundsatzbeschluss sollte in seinen Augen noch im heurigen oder im nächsten Jahr fallen. Ein diskutiertes Szenario sei, dass das Land 60 Prozent der Kosten tragen könnte, die Stadt Bregenz bis zu 20 Prozent.

(APA)

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