AA

Vorarlberger Autozulieferer zur Krise

Als ob Finanzkrise und von ihr ausgelöste Jobangst und Kaufzurückhaltung nicht schon genug „Sand ins Getriebe“ der deutschen, der weltweiten Autobranche insgesamt gebracht hätten.

Jetzt droht bei den Nachbarn im Norden zusätzliches Ungemach, nachdem die IG Metall, die mit 8 Prozent Lohnforderung in die diesjährigen Tarifgespräche ging, den Arbeitgeberbetrieben ein „Einlenk-Ultimatum“ bis zum 11. November stellte. Andernfalls droht Streik. Vorarlbergs Autozulieferer beobachten das Kräftemessen der Tarifpartner mit mulmigem Gefühl.

„Schon in den letzten beiden Monaten brach unser Absatzvolumen bei deutschen Autobauern um 40 Prozent ein, verglichen mit September/Oktober 07. Und weil Mercedes, Porsche, VW und BMW erst ihre Lager abbauen, ehe neu geordert wird, erwarten wir auch 2009 schwierige Bedingungen“, erklärte auf unsere Anfrage Dr. Willi Sonderegger von der Dornbirner Henn GmbH, die Schlauch- und Rohrschnellkupplungen entwickelt und mit Partnerfirmen produziert. Sondereggers „Krisenrezept“ lautet: Antizyklisch vorgehen. Zum einen erfolgen – dank beruhigender Eigenkapitalisierung – beträchtliche Investitionen in die Automatisierung der Produktion bei besagten Partnern. Zum anderen nützt Henn frei gewordene Engineering-Kapazitäten, um auch Playern wie Peugeot, Fiat oder großen Amerikanern und Japanern eine „maßgeschneiderte“ Technologie unterbreiten zu können. Ein bis zwei magere Jahre könnten so „antizyklisch durchtaucht werden“, verwies Sonderegger auf seinen kleinen Personalstand.

Thomas Mayer, Geschäftsführer von Hirschmann Rankweil, hofft vor allem dank gut gefüllter Mitarbeiter-Zeitkonten „notfalls bis zu ein paar Monaten improvisieren zu können“. Er habe das mit dem Betriebsrat bereits akkordiert, freilich wäre gerade jetzt hilfreich, wenn man auf die immer wieder geforderten längeren Durchrechnungszeiträume zurückgreifen könnte. „Was danach ist, kann heute niemand seriös beantworten“, hofft Mayer auf ein baldiges Ende des deutschen Tarifpartner-Konfliktes. Schon jetzt mussten als Reaktion auf den Nachfrage-Einbruch „ein paar Dutzend“ Leasingkräfte abgebaut werden, eigenes Personal noch nicht.

Den Leiharbeiterstand ebenfalls dritteln (auf ca. 8 Personen) musste DI Karlheinz Langner, Geschäftsführer des Rankweiler Kolben- und Kolbenringbauers Mahle-König (Elko). Ginge in Deutschland streikbedingt wirklich länger nichts, wären als nächste die Mitarbeiter mit befristeter Einstellzusage dran. Aber auch „an der Mehr- und Überstundenschraube können wir drehen, ehe eigenes Stammpersonal von Maßnahmen betroffen wäre“, zeigte sich auch Langner um eine möglichst sozialverträgliche Krisenreaktion bemüht. König hat bei jenen 25 Prozent Umsatzanteil, die in den USA platziert werden, überraschenderweise null Rückgang – bei den in Europa verkauften drei Vierteln deuten sich Langner zufolge Rückgänge von 10 bis 15 Prozent an. König produziert vor allem für Freizeitsportgerät wie Quads, Snow-Mobile oder Jet-Ski, nur ein Fünftel des Rankweiler Produktions-Portfolios gehen an den Autobau.

  • VIENNA.AT
  • Wirtschaft
  • Vorarlberger Autozulieferer zur Krise
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen