Vorarlberg: Privatkonkurse nehmen weiterhin zu

Laut aktueller KSV1870 Hochrechnung wurden im Jahr 2022 in Vorarlberg 361 Schuldenregulierungsverfahren eröffnet. Das entspricht einem Zuwachs von 11,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Privatpersonen haben im Jahr 2022 mit durchschnittlichen Schulden in der Höhe von rund 91.000 Euro Konkurs angemeldet.
Ähnlich wie bei den Unternehmensinsolvenzen verhält es sich auch bei den Privatkonkursen. Erstmals seit Ausbruch der Corona-Krise zeigen die Zahlen im Jahresverlauf deutlich nach oben. „Ein Privatkonkurs entwickelt sich zwar im Regelfall über einen längeren Zeitraum, doch die massiven Preissteigerungen und die anhaltend hohe Inflation bringen das Fass häufig zum Überlaufen. Vor allem wenn man bedenkt, dass wir uns seit mittlerweile fast drei Jahren in einem wirtschaftlichen Ausnahmezustand bewegen und sich die finanzielle Anspannung zuletzt noch weiter verschärft hat“, erklärt Regina Nesensohn, Leiterin KSV1870 Standort Feldkirch.

"Roter Faden" durch ganz Österreich – überall mehr Pleiten
Egal ob im Norden, Osten, Süden oder Westen Österreichs, die Zahl der eröffneten Schuldenregulierungsverfahren ist überall gestiegen – einzig in der jeweiligen Dimension gibt es regionale Unterschiede. Während der Zuwachs in Niederösterreich mit 33 Prozent am deutlichsten ausfällt, verzeichnet Wien nur ein geringes Plus (1,8 %). Vorarlberg befindet sich im Bundesländervergleich im Mittelfeld und verzeichnet ein Plus von 11,4 Prozent.
Passiva* mit unterschiedlichen Tendenzen – Vorarlberg verzeichnet Rückgang
Parallel zur Zahl der eröffneten Schuldenregulierungsverfahren haben sich österreichweit auch die vorläufigen Passiva* gegenüber dem Vorjahr erhöht. Allerdings in deutlich geringerem Ausmaß – und zwar um 2,6 Prozent auf 901 Mio. Euro. Dabei sticht vor allem das Burgenland heraus, wo die Verbindlichkeiten mit 27 Mio. Euro mehr als doppelt so hoch ausfallen. Dahinter folgt Tirol mit einem Plus von 43,1 Prozent. Geringere Passiva als im vergangenen Jahr verzeichnen hingegen die Steiermark mit einem Minus von 27,4 Prozent, Kärnten (- 7,0 %) und Vorarlberg (- 5,7 %).
Ausblick: Weiterer Anstieg für 2023 erwartet
Der KSV1870 geht davon aus, dass sich die diesjährige Entwicklung im kommenden Jahr fortsetzen bzw. beschleunigen wird. Demzufolge ist mit einem weiteren Anstieg bei den eröffneten Schuldenregulierungsverfahren jedenfalls zu rechnen. „Jene wirtschaftlichen Faktoren, mit denen sich die Menschen in Österreich aktuell auseinander setzen müssen, werden auch im kommenden Jahr allgegenwärtig sein. Insofern ist davon auszugehen, dass es 2023 bis zu 10.000 private Pleiten österreichweit geben könnte. In Vorarlberg werden es über 400 Privatkonkurse sein“, analysiert Nesensohn. Abhängig ist das tatsächliche Ergebnis allerdings auch davon, wie sehr den Österreicherinnen und Österreichern in dieser angespannten Situation finanziell unter die Arme gegriffen wird – in Form von Energiekostenzuschüssen, Inflationsanpassungen oder auch betrieblichen Unterstützungsmodellen.
*)
Die Passiva für das Jahr 2022 sind vorläufige Werte und beziehen sich auf den
Stichtag der Hochrechnung, den 05.12.2022. Im Zuge der fortlaufenden
Insolvenzverfahren werden sich diese Passiva noch verändern.
(VOL.AT)