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Vorarlberg hat HG Pharma mit PCR-Tests beauftragt

Im Unterschied zu Antigen-Tests müssen PCR-Tests in einem Labor ausgewertet werden.
Im Unterschied zu Antigen-Tests müssen PCR-Tests in einem Labor ausgewertet werden. ©VOL.AT/Philipp Steurer Im Unterschied zu Antigen-Tests müssen PCR-Tests in einem Labor ausgewertet werden. ©VOL.AT/Philipp Steurer
Nachdem das Land Tirol wegen falscher Befundung von PCR-Tests durch, und die Vergabe derselben an die Laborfirma HG Pharma schwer unter Beschuss gekommen ist, berichtet die Wirtschaftspresseagentur, dass auch das Land Vorarlberg diese Firma mit Testungen beauftragt hat.
Tirol beendet Zusammenarbeit mit HG Pharma

Von Günther Bitschnau (WPA)

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Die Affäre rund um die millionenschwere Direktvergabe von PCR-Testauswertungen an die Wiener Laborfirma HG Pharma GmbH und Fragen zur Qualität der Testergebnisse haben zuletzt die Tiroler Landespolitik erschüttert. Doch Tirol ist nicht das einzige Bundesland, das mit HG Pharma in einer Geschäftsbeziehung steht.

Denn auch Vorarlberg hat HG Pharma in der Vergangenheit wiederholt mit PCR-Testauswertungen direkt beauftragt. Entsprechende Informationen der Wirtschaftspresseagentur.com wurden vom Land Vorarlberg jetzt bestätigt. 

Andere Labore waren voll

Nach Angaben von Landespressestelle-Leiter Florian Themeßl-Huber sei die HG Lab Truck GmbH aus Kirchberg in Tirol (100%-Tochterunternehmen der HG Pharma GmbH, Wien) im Jahr 2020 zwei Mal direkt vom Roten Kreuz mit der Auswertung von PCR-Tests beauftragt worden. Heuer habe bislang keine Beauftragung stattgefunden. Die Auftragsvergabe 2020 sei nach Rücksprache mit dem Land erfolgt, weil andere angefragte Labors keine Kapazitäten mehr frei hatten und kurzfristige Spitzen abgedeckt werden mussten. In beiden Fällen sei es um PCR-Auswertungen und nicht um Mutationsuntersuchungen gegangen.

Zwei direkte Auftragsvergaben im Wert von 176.625 Euro

Im einen Fall sei die Beauftragung im Rahmen des Skiweltcup-Rennens in Zürs Ende November 2020 erfolgt. Dort seien vom Roten Kreuz bei Sportlern und Betreuerteams PCR-Abstriche vorgenommen und danach von HG Pharma ausgewertet worden. Der Auftragswert für die 1.600 PCR-Tests sei bei 73.125,00 Euro gelegen.

Das zweite Mal sei HG Pharma mit der Auswertung von 2.200 PCR-Tests beauftragt worden, als im Medizinischen Zentrallabor in Feldkirch für die PCR-Test-Auswertung notwendige Systeme und Geräte gewechselt werden mussten, wie es heißt. Hier habe der Auftragswert 103.500 Euro betragen. Im Schnitt verrechnet HG Pharma für PCR-Testauswertungen in Vorarlberg folglich etwa 46 Euro pro Test.

1,6 Prozent aller PCR-Tests

Die 3.800 PCR-Tests, welche das Land Vorarlberg im Vorjahr bei HG Pharma in Auftrag gegeben hat, müssen zwar einerseits von der Größenordnung her in Relation zu allen durchgeführten PCR-Tests gesetzt werden. Das Dashboard des Landes zeigt per 10. Mai 2021 insgesamt mehr als 241.000 durchgeführte PCR-Tests. Der Anteil der HG-Pharma-Testauswertungen liegt also bei 1,6 Prozent.

Labore in Tirol und Salzburg beauftragt

Andererseits reißt das Bekanntwerden dieser PCR-Testauswertungen in Laboren außerhalb Vorarlbergs wieder alte Zwistigkeiten auf. Denn HG Pharma ist nicht das einzige Labor ohne Niederlassung im Ländle, das mit PCR-Testauswertungen beauftragt wurde. Auch das Medizinische Labor Dr. Mustafa und Dr. Richter OG aus Salzburg wurde mit PCR-Testauswertungen beauftragt, wie ein Beschluss der Landesregierung von Mitte Februar 2021 zeigt.

Kein Auftrag fürAMZ in Röthis

Gleichzeitig gibt es mit dem AMZ in Röthis ein Test- und Laborunternehmen, das seit Dezember 2020 Antigen- und PCR-Tests nicht nur durchführt, sondern vor Ort im eigenen Labor auch gleich auswertet. Die Proben müssen also nicht zeitaufwändiger nach Tirol oder Salzburg geschickt werden. Das AMZ kann im Bedarfsfall nach eigenen Angaben bis zu 1.500 PCR-Tests pro Tag durchführen und auswerten. Wird vor 16.00 Uhr getestet, bekommt man das Ergebnis noch am gleichen Tag. Aber nach Angaben von AMZ-Projektleiter Thomas Eggenburg hat das Land Vorarlberg das AMZ bislang noch mit keiner einzigen PCR-Testauswertung beauftragt. 

Fachlich nicht begründet

Für dieses Vorgehen ist bis zum heutigen Tag vom Land Vorarlberg keine fachlich begründbare und evidenzbasierte Erklärung bekannt. Das Verhalten überrascht in Pandemie-Zeiten auch insofern, als gerade bei PCR-Testauswertungen neben der Qualität insbesondere die Geschwindigkeit zählt.

Ist ein Patient tatsächlich positiv, so gehe es um die rasche Durchbrechung der Infektionsketten via Contact Tracing, ist stets zu hören. Ist der Patient entgegen ursprünglichen Annahmen negativ, so muss das ebenso schnell bestätigt werden. Denn immerhin setzt ein positives Antigen-Testergebnis sofort die Contact-Tracing-Maschinerie in Gange mit allen Unannehmlichkeiten und Einschränkungen für betroffene Personen. Und hier spielt es eine Rolle, ob das bestätigende oder widerlegende PCR-Testergebnis nach sechs Stunden oder nach 24 Stunden vorliegt - gerade bei berufstätigen Personen.

(WPA)

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