AA

Von Würmern befallen

Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung ist nach Ansicht des Parasiten-Forschers Horst Aspöck (Medizinische Universität Wien) von parasitischen Würmern befallen.

Obwohl vieler dieser Infestationen – so der Fachausdruck – tödlich verlaufen, gibt es kaum Hoffnung auf eine Besserung der Situation, erklärte der Wissenschafter bei den „Helminthologischen Fachgesprächen 2006“ am Mittwoch im Naturhistorischen Museum Wien (NMW).

Während in Österreich weniger als eine Infestation und in Mitteleuropa maximal fünf pro 100 Einwohner zu beklagen sind, liegt der Index in vielen Gegenden der Entwicklungsländer bei über 100. Die Zahl eines Index über 100 ergibt sich, das auch Mehrfach-Infestationen mit mehreren Arten an Würmern gezählt werden.

Da die Menschen in Industriestaaten durch die herrschenden Hygienemaßnahmen kaum betroffen sind und sich Entwicklungsländer kaum Medikamente leisten können, passiert auch in der Forschung relativ wenig, bemängelte der Forscher. Er schätzt, dass es in einigen Jahrzehnten auch bei einem Bevölkerungsanstieg auf – je nach Prognose – acht bis zwölf Milliarden einen ähnlichen Anteil an parasitierten Menschen geben wird.

Derzeit sind der Wissenschaft 342 in Menschen vorkommende parasitische Würmer bekannt, etwa 30 davon verursachen 99,9 Prozent aller Infestationen. 1,5 Milliarden Menschen sind von Spulwürmern befallen, 1,3 Milliarden von Hakenwürmern. Aspöck veranschaulichte dies mit einer Rechnung: Alleine in China entstehen pro Jahr 18.000 Tonnen Ascaris-Eier, Ascaris ist die mit Abstand häufigste Spulwurm-Gruppe.

Ein Problem bei Wurm-Infestationen ist, dass Impfungen derzeit und auch in absehbarer Zeit nicht möglich sind, dazu sind Würmer – im Vergleich etwa mit Viren – zu komplizierte Organismen. Die wichtigsten Mittel sind daher Prophylaxe, Hygiene und Therapien. Generell sind heute die meisten Wurm-Parasitosen heilbar, vor allem, wenn sie früh erkannt werden.

Aspöck konnte aber auch mit einer guten Nachricht aufwarten. So wird die verstärkte Mobilität der Menschen per se zu keiner merkbaren Zunahme von Wurm-Befällen führen. Das habe sich etwa bei Untersuchungen der großen Gastarbeiter-Ströme nach Mitteleuropa gezeigt. Selbst wenn Parasiten eingeschleppt werden, fallen sie gleichsam den Hygiene-Bedingungen zum Opfer. Unklar sei dagegen aber, wie sich die zunehmende Erderwärmung in dieser Beziehung auswirkt, betonten Experten bei dem Kongress. Viele parasitische Würmer sind nämlich auf ein bestimmtes Klima angewiesen.

  • VIENNA.AT
  • Gesundheit
  • Von Würmern befallen
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen