Von Tätern und Opfern: "Das Verhör" in Bregenz uraufgeführt

Nach dem etwas mühsamen ersten Akt wurde das Publikum mit einem spannenden Finale belohnt. Reichlich Schlussapplaus gab es gestern für die beiden Darsteller und das Produktionsteam.
Erzwungene Geschichte
Vorarlberg im Herbst 1945. Die französische Besatzungsmacht interniert rund 3.200 Vorarlberger und untersucht ihre Verstrickung ins NS-System. Im Zuge dieser Entnazifizierungswelle wird auch der junge Walsertaler und Deserteur Paul Gmeiner von den Besatzungstruppen verhaftet und von einer Soldatin verhört. Auf fast pedantische Art und Weise macht sie sich auf die Spurensuche und erzwingt so den Bericht seiner ganze Geschichte.
In seiner Rolle als Paul Adolf Gmeiner wirkt Stefan Pohl, zuletzt auch als Regisseur tätig, von Anfang an als ein vom Krieg zutiefst gebrochener Mann. Besonders im ersten Akt ist sein Spiel zeitweise aber etwas zu zurückhaltend. Regisseur Hubert Dragaschnig gibt seiner Hauptdarstellerin mehr Möglichkeiten.
“Es lebe der Tod!”
Anja Pölzl, schon mehrfach im Kosmos zu sehen, ist souverän in der Rolle der französischen Soldatin. Zu Beginn ist ihr Spiel noch geprägt von zynischen, fast spielerischen “Katz und Maus”-Verhörmethoden. Mit Fortgang des Verhörs kommt jedoch das ganze Drama ihres Lebens zum Vorschein. Von sieben deutschen Soldaten vergewaltigt, hat sie ihre beiden Kinder verloren und daraufhin ewige Rache geschworen. Der Hass prägt ihr Handeln. Das Opfer wird zum Täter.
Man verlässt am Ende das Theater mit dem Gefühl, dass man es durchaus billigt, wenn Täter zu Opfern werden und Opfer ihre “Gerechtigkeit” selbst in die Hand nehmen. Die einzige echte Gerechtigkeit in diesem Spiel von Gewalt, Hass und Rache bietet der Tod und so endet das Stück mit dem Ruf “Vive la mort!” (Es lebe der Tod!).
Perfekter Rahmen durch Bühnenbild
Einen perfekten Rahmen für dieses beklemmende Spiel liefert das Bühnenbild von Werner Schönolt. Der Wiener war bereits für zahlreiche Bühnenbilder der Kosmos-Produktionen verantwortlich. Für “Das Verhör” baut er eine klassische Guckkastenbühne mit einer minimalen Ausstattung: ein Tisch, zwei Stühle, ein Aktenschrank. Zwei Fenster spenden karges “Tageslicht”.
Der Autor Thomas A. Welte wurde 1979 in Feldkirch geboren, er lebt und arbeitet in Wien. Für “Das Verhör” erhielt er das Arbeitsstipendium für Literatur des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur, sowie das Atelierstipendium in Paliano des Landes Vorarlberg.
(APA)