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Von Körpersprache und Körperglück

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Zur Partnerschaft gehören immer zwei. Und die Kommunikation zwischen beiden bestimmt entscheidend das geistig-psychische Verhältnis dieser Partnerschaft - und das körperliche Befinden des jeweiligen Partners. Denn Kommunikation ist ja nicht nur reden.

So ist auch der bewusste und unbewusste Einsatz von Gesten, Mimik und Körperhaltungen – also die sogenannte Körpersprache – Bestandteil jeder menschlichen Kommunikation. Die Gestik wird durch Arme, Hände und Oberkörper ausgedrückt. Die Mimik spielt sich im Gesicht, besonders in Augen- und Mundpartie ab. Hier erleben wir nuancenreiche Ausdrucksformen, die über das innere Erleben oft mehr sagen als viele Worte. Doch die Fähigkeit, Mimik zu deuten, hängt davon ab, ob uns die Kultur einer Person bekannt ist oder nicht.

Denn ähnliche Gesten haben in unterschiedlichen Regionen manchmal eine vollkommen gegenteilige Bedeutung. So nicken beispielsweise die Griechen mit dem Kopf, wenn sie eine Sache verneinen.

Oder das berühmte “Lächeln der Chinesen” verrät uns Mitteleuropäern längst nicht dasselbe, wie unser Lächeln, das zur Kontaktaufnahme dient oder gar als Einladung zum Flirt. Wir lächeln im wahrsten Sinn des Wortes verbindlich.

Überhaupt ist das Lachen oder Lächeln ein besonders wichtiges Beispiel in diesem Zusammenhang: Vor allem Frauen haben es auch immer schon als “Waffe” eingesetzt, und zwar als Gegengewicht zu sozialen Spannungen in der Gruppe und in der Familie.

Und bereits Säuglinge reagieren sechs bis acht Wochen nach der Geburt mit der Körpersprache mit einem Lächeln auf ihre Umgebung, um mit anderen Menschen Kontakt aufzunehmen und so aktiv eine Beziehung aufzubauen. In der Entwicklungspsychologie wird es als “soziales Lächeln” bezeichnet.

Sehen, fühlen, riechen…

Zur Körpersprache gehört auch das “Pokerface” des Kartenspielers oder das “Schönmachen” – beispielsweise die gezielte Verwendung von Parfum und Lippenstift oder die bewusst ausgewählte Kleidung, wie Talar oder Robe. Sie signalisieren eine gepflegte und attraktive Erscheinung, oder auch Autorität und Würde. Wir kennen diesen Effekt von der Redewendung “Kleider machen Leute” oder aus der Geschichte vom “Hauptmann von Köpenick”.

Neben den visuell aufgenommenen Informationen haben auch die übrigen Sinne eine große Bedeutung für das Verstehen der Körpersprache. So liefern die Rezeptoren der Haut Empfindungen wie Kitzel, Streicheln, Vibration oder Druck, entfachen Schmerz oder Lust. Und der Geruchssinn bestimmt, ob man “jemanden riechen kann”.

Aber auch die geistig-seelischen Reaktionen der Menschen, die nicht sofort sichtbar oder bemerkbar werden, spielen in der zwischenmenschlichen Beziehung eine wichtige Rolle. Schon 1895 erkannte Sigmund Freud in seinen Studien über Hysterie: “Psychische Erregung, die nicht adäquat verarbeitet oder abgeführt werden kann, ‘springt’ in einen Körperteil, wird also umgewandelt”.

So löst beispielsweise Stress die Ausschüttung des Nebennierenhormons Adrenalin aus. Dadurch werden Blutdruck und Blutzuckerwerte erhöht. Das wiederum drängt im Gehirn die relativ langsamen Reaktionen des Großhirns zurück und die einfachen Entscheidungsmuster des Stammhirns werden mit Vorrang genutzt. Man kann dann rascher, wenn auch mit größerer Fehlerquote, reagieren. Die meist präzisere Einschätzung der Situation durch das Großhirn käme in der Gefahr oft lebensgefährlich langsam zustande. Das Schädliche daran ist, dass diese Körperreaktionen nicht ihre natürliche Abarbeitung finden. Angst und Stress erhöhen die Gerinnungsneigung, das Blut wird zäher. Aber auch das hat positive Aspekte: “Aus evolutionärer Sicht war es sinnvoll, dass während eines Kampfes das Blut dicker wurde”, sagt Carl Scheidt, Psychosomatiker an der Uniklinik Freiburg. “Die Stressreaktion führte dazu, dass sich Wunden schneller schlossen.” Umgekehrt: Wer sich dagegen im Alltag ständig sorgt oder ängstigt, wer bedrückt oder verzweifelt ist, lebt gefährdet.

Zuneigung heilt

Diese Wechselwirkung von physischen und psychischen Zuständen wird heute nicht mehr bestritten. Der Neuroforscher Michael Meaney konnte nachweisen, dass Ratten mehr Rezeptoren für Stressmoleküle ausbilden und Belastungen besser ertragen, wenn sie als Junge viel geleckt werden – Psychosomatiker wissen längst, dass eine enge Bindung in der ersten Lebensphase körperlich robuster macht. Der Arzt und Wissenschaftsredakteur der Süddeutschen Zeitung, Dr. med. Werner Bartens, zeigt jetzt in seinem neuen Buch “Wie gute Gefühle gesund machen” anhand einer Fülle von verblüffenden Beispielen, was uns anfällig und was uns widerstandsfähig gegen Belastungen werden lässt.

Bartens’ Kernbotschaft heißt: Gute Gefühle machen gesund, schlechte Gefühle machen krank. Negative Gedanken können immense Kräfte entfalten – sie können gesunde Menschen sogar umbringen – mindestens anfälliger für Krankheiten machen. Dagegen sind Gefühle wie Freude und Hoffnung, Gelassenheit und Begeisterung gesundheitsfördernd. Noch stärker als die eigene Imaginationskraft wirkt aber die Energie, die zwei Menschen sich gegenseitig geben können. Zuneigung und Optimismus lindern Schmerzen und helfen bei der Heilung. Zum Beispiel wurden Patienten mit Bluthochdruck darauf untersucht, wie sich liebevolle Unterstützung durch den Partner auf Herz und Gefäße auswirkte. Wer abends freundlich begrüßt wurde, einen Kuss bekam und sich aussprechen konnte, hatte einen um 2,5 Punkte verminderten Blutdruck.

Glücklich, verliebt, gesund

Und noch einmal Dr. Bartens: “Zeigt Ihnen Ihre Frau, dass sie Sie liebt?” – diese Frage richteten Mediziner an ihre männlichen Patienten. Von denen, die mit »Ja« antworteten, bekamen nur halb so viele Infarkte im Vergleich zu jenen, die nicht das Gefühl hatten, geliebt zu werden. Dazu passt, dass unter Geschiedenen und Verwitweten Herzleiden, Diabetes und Krebs häufiger sind als unter Eheleuten. Auch wenn Cholesterin und Blutdruck erhöht sind, scheinen Männer allein durch das Gefühl, geliebt zu werden, geschützt zu sein. Wer sich nicht von einer Frau geliebt fühlte, entwickelte häufiger Beschwerden im Bauchraum. Bei Frauen mit Brustkrebs sind die Überlebenschancen höher, wenn sie Rückhalt durch ihren Partner spüren. In harmonischen Beziehungen werden beide Partner seltener krank.”

Wer um all diese Zusammenhänge weiß, der kann lernen, gute Gefühle zu stärken – und damit sehr viel mehr für seine Gesundheit und seine Freude am Leben tun, als er sich je hätte träumen lassen. Dr. Bartens braucht dafür ein schönes Bild: “Sind die Nervenbahnen, auf denen Zufriedenheit und Freude weitergeleitet werden, oft in Gebrauch, rasen Moleküle und Glückshormone häufig ihrem Bestimmungsort entgegen, verbreitern sich die »positiven« Nervenbahnen und Zentren für Lustgewinn und Überschwang im Gehirn werden größer. Anfangs sind die Straßen, auf denen frohe Botschaften verkündet werden, womöglich noch schmal. Je öfter sie befahren – das heißt übertragen auf Nervenbahnen: benutzt – werden, desto stattlicher werden sie. Man kann die Wege der guten Gefühle bahnen und ihnen so auf die Sprünge helfen, dass sie zu prachtvollen Alleen werden. Es dauert eine Weile, aber es lohnt sich. Glücklich, verliebt, gesund – das ist einfach so. Manche haben dieses Gefühl beim Erklimmen eines Berges oder beim Liebesspiel auf der Wiese, im Bett, im Café, bei gutem Essen. Es ist ein Zustand allgemeinen Wohlseins und Sich-Wonnig-Fühlens.”

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