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"Von dem Fuchs" bei den Wiener Festwochen

Im Wiener odeon wird das Stück "Von dem Fuchs" gezeigt.
Im Wiener odeon wird das Stück "Von dem Fuchs" gezeigt. ©Kurt Van der Elst
Den Warnhinweis "Für Zuschauer ab 16 Jahren" sollte man bei dem Stück "Von dem Fuchs", das derzeit im Rahmen der Wiener Festwochen im Odeon gezeigt wird, tatsächlich ernst nehmen.
Szenen des Theaterstücks

Denn der düstere Abend des Theaterkollektivs FC Bergman erzählt kein harmloses Märchen über den Übeltäter Reineke Fuchs, der sich seiner Bestrafung stets listig zu entziehen weiß, sondern eine blutige Parabel über menschliche Abgründe.

Der Fuchs, von dem die Rede ist, hat nicht nur die Gans gestohlen. Er ist ein brutaler Gewalttäter, der seine Opfer gnadenlos malträtiert, der mordet und vergewaltigt. Dass seine Verbrechen, die er in einem felsigen, unwegsamen Küstengebiet begeht, in Großaufnahme als Videoeinspielungen gezeigt werden, macht einen Teil der Irritation dieser knapp zweistündigen Performance aus. Der Fuchs ist ein langhaariger Mensch, der außerhalb der Normen, aber auch außerhalb sozialer Zusammenhänge lebt. Natur gegen Kultur, roher Trieb gegen Triebbewältigung, lautet die Grundmetapher des Abends, der am Toneelhuis in Antwerpen herauskam und nun erstmals im deutschsprachigen Raum gezeigt wird.

Man setzt auf moderne Performance

Auch der Wolf ist ein Mensch, ein korpulenter Mann, möglicherweise ein Kommissar, der seine Gehilfen nacheinander auf die Suche nach dem Fuchs in die Wildnis schickt und damit ins Verderben. “Pack ihn! Pack ihn!”, lautet ihr Auftrag, an dem sie nacheinander scheitern. Er selbst jedoch ist tief gespalten, spürt er doch ebenfalls jene Lust und Gier in sich lodern, der sich der Fuchs hemmungslos ergibt. Ein halb nacktes junges Mädchen wird zum Symbol der Versuchung, der sich der zivilisierte Mensch nur unter größten Mühen entziehen kann.

Die Bilder, zu denen Josse De Pauw den Text bereitstellte, sind schwer symbolbeladen und werden mit verschiedensten Versatzstücken des modernen Performance-Baukastens auf die Bühne gebracht: Im Zentrum der Spielfläche befindet sich ein Swimmingpool, der im Verlauf des Abends übergeht und eifrig bespielt wird, mit Luftmatratze und Taucherbrille, als Badegast oder Wasserleiche. Immer ist die Livekamera mit dabei. Man könnte gerne auf sie verzichten. Das Spiel beginnt im Inneren eines auf die Bühne gestellten Autos und wird begleitet von einem im rechten Bühnenhintergrund postierten Kammerorchester, dem Solistenensemble Kaleidoskop. Hinter der semitransparenten Videowall wartet das Dickicht, das Ungewisse. Dort treibt der Fuchs sein Unwesen.

Rätselhaftes Stück der Wiener Festwochen

Vom charmanten Rausreden des Unholds vor Gericht ist in der Aufführung nichts zu sehen, vom perfiden Geschick, sich aus aller Verantwortung davonzustehlen und durch alle denkbaren Gesetzeslücken zu schlüpfen. Erst spät erscheint der menschliche Fuchs in Person, wenn er seine Stimme erhebt, singt er. Singend wird auch der Showdown eingeleitet, die eindrucksvolle Viviane De Muynck hat dafür eine Fuchs-Maske aufgesetzt. Der von einem Lamm abgegebene Schuss nähert sich ihr als brennende Zündschnur quer durch den ganzen Saal. Sie wird getroffen, rote Stoffbahnen lösen sich von ihr und flattern über die Zuschauer hinweg. Ein starkes Bild, stärker als das spätere finale Duell zwischen Wolf und Fuchs, das damit endet, dass sich Reineke selbst erschießt. Langer Applaus für einen rätselhaften Abend.

Weitere Vorstellungen gibt es am 15. und 16. Mai jeweils um 20 Uhr, sowie am 17.Mai um 15 Uhr im Wiener Odeon. (APA)

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