Vom „Spudera, Zuzla und Bischa"

Erstmalig wurde in Vorarlberg ein solcher Kurs angeboten und mit der Germanistin und Historikerin Ulrike Unterthurner, die im Hauptberuf übrigens die Stadtbücherei Dornbirn leitet, konnte auch die einzig rätoromanisch sprechende Frau als Kursleiterin gewonnen werden. „Wir waren vom Interesse völlig überrascht. Über hundert Anmeldungen gingen ein”, erzählt der Nenzinger Gemeindearchivar Thomas Gamon. Deshalb wurde nun ein zweiter Kurs durchgeführt – auch die Volkshochschule Bludenz Rätoromanisch-Kurse führt momentan einen solchen durch.
Suche nach Wurzeln
Die romanische Sprache entstand nach dem Zerfall des römischen Reiches und wurde zirka tausend Jahre lang im Süden Vorarlbergs gesprochen, die Grenze zwischen alemannischer und rätoromanischer Sprache war hier der Kummenberg. „Im Graubünden ist es heute noch eine gesprochene Minderheitensprache – rund 60.000 Menschen sprechen dort noch rätoromanisch”, erläutert Ulrike Unterthurner. „Es ist eine Sprache, die reich an Kulturschätzen und Liedgut ist.” Gesammelt sind diese übrigens in der Chrestomazia von Caspar Decurtins. Ob „bischa” für stürmen, „zuzla” für saugen oder „spudera” für spucken – auch im heute gesprochenen Dialekt kommen immer wieder romanische Wörter vor. Zudem lassen sich viele hunderte Flurnamen und Familiennamen herleiten. Und warum das große Interesse, die Sprache zu lernen? „Es werden heute in Vorarlberg nach wie vor rätoromanische Wörter gesprochen. Es ist wichtig, dass man den Bezug wieder herstellt, damit die Sprache nicht ausstirbt”, erläutert einer der Kursteilnehmer, Jürgen Peter. „Rätoromanisch hängt sehr viel mit unseren persönlichen Wurzeln und der Vergangenheit zusammen”, bestätigt auch Ulrike Unterthurner.
Termin: Dienstag-Abend, 19 Uhr, im Nenzinger Wolfhaus. „Buna sera” grüßen sich die nach und nach eintreffenden Kursteilnehmer.