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Vom Richter "hintergangen"?

Mehr als sieben Monate nach seiner Verhaftung hat sich der in der Schweiz unter Hausarrest stehende Starregisseur Roman Polanski nun mit einem offenen Brief an die Weltöffentlichkeit gewandt: Er werde zu Unrecht festgehalten - das US-Auslieferungsgesuch gegen ihn basiere auf einer Lüge.
Roman Polanski in der Schweiz festgenommen
Schweizer Justiz lässt Polanski gegen Kaution frei

Seit 1977 gibt es einen US-Haftbefehl gegen Roman Polanski, weil dieser damals aus der USA geflüchtet war, da er befürchtete, wegen der Vergewaltigung einer 13-Jährigen zu einer langen Haftstrafe verurteilt zu werden.

“Ich kann nicht länger schweigen …

Der polnische Regisseur war deshalb nie wieder in die USA gereist, und hatte Paris – seine Geburtsstadt – zu seinem neuen Lebensmittelpunkt gemacht, da die französischen Behörden ihn vor dem Zugriff der US-Justiz schützten. Am 26. September 2009 war der 76-Jährige aber schließlich bei der Einreise in die Schweiz verhaftet worden, wo er auf dem Züricher Filmfestival einen Preis für sein Lebenswerk entgegennehmen wollte. Gegen eine Kaution von drei Millionen Euro Ende Dezember aus der Auslieferungshaft entlassen, steht Polanski seither in seinem Chalet in Gstaad mit einer elektronischen Fußfessel unter Hausarrest. Seine Anwälte sind bemüht, eine Auslieferung in die USA zu verhindern.

Auf der Internetseite “La Règle du jeu” hat das Regie-Ass nun erstmals sein Schweigen gebrochen, um seine Sicht der Dinge darzustellen. Laut ihm basiert das US-Auslieferungsgesuch an die Schweiz auf einer Lüge. Man wolle auch kein Urteil vollstrecken – über das schon vor 33 Jahren eine Übereinkunft erzielt worden sei – sondern ihn den Medien und der ganzen Welt Fraß vorwerfen. Er habe sich damals für schuldig bekannt und im Staatsgefängnis von Chino eine Haftstrafe verbüßt, die eigentlich die Gesamtstrafe darstellen sollte. Doch der zuständige Richter habe seine Meinung plötzlich geändert, und ihn noch weit länger im Gefängnis sehen wollen.

Wegen dieses “Rückziehers” habe er damals die Staaten verlassen, seine Anwälte seien der Meinung, der Richter habe ihn hintergangen und sei meineidig geworden. Der Staatsanwalt, der ihn nun wieder vor Gericht sehen will, befinde sich in Kalifornien im Wahlkampf und wolle die Aufmerksamkeit der Medien auf sich lenken. Polanski hofft, dass die Schweizer Justiz noch einsieht, dass es keinen Grund für seine Verhaftung gibt, weil er “in Frieden und als freier Mann” in sein Land und zu seiner Familie zurückkehren will.

Ein US-Berufungsgericht in Kalifornien hatte Ende April 2010 entschieden, dass Polanski nicht in Abwesenheit der Prozess gemacht werden dürfe. Polanski soll als 43-Jähriger während eines Fotoshootings in Jack Nicholsons Villa in Los Angeles die 13-jährige Samantha Geimer sexuell missbraucht haben. Vor Gericht bekannte sich Polanski später lediglich des Geschlechtsverkehrs mit einer Minderjährigen für schuldig.

(seitenblicke.at/Foto: dapd)

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