Vom Kinderwunsch zur Regenbogenfamilie: Wie homosexuelle Paare Eltern werden können
Was für manche heterosexuelle Paare gar kein Thema ist, ist für homosexuelle Paare meist komplizierter: Der Kinderwunsch. Dieser ist dann mit rechtlichen aber auch medizinischen Fragen verbunden.

Deswegen informiert die Kinderwunschklinik Next Fertility IVF Prof. Zech Bregenz am Mittwoch bei einem Online-Infoabend speziell weibliche gleichgeschlechtliche Paare über das Thema Kinderwunsch.
Diverse Anliegen
Dann wird auch die Ärztliche Leiterin Adriane Damko den Teilnehmerinnen Frage und Antwort stehen. Laut der Chefärztin unterscheiden sich die Anliegen der homosexuellen Patientinnen von anderen Paaren. Während die heterosexuellen Paare meist aus medizinischen Gründen die Klinik besuchen, können die gleichgeschlechtliche Paare oft die gesundheitlichen Vorraussetzungen erfüllen, benötigen aber einen Spendersamen.

Regenbogeneltern bleiben auf Kosten sitzen
Das macht auch einen Unterschied bei den Kosten. Während gesunde Frauen die Samenspende selbst finanzieren müssen, gibt es für die künstliche Befruchtung aufgrund eines medizinischen Problems eine staatliche Unterstützung. "Also wenn es eine medizinische Indikation gibt, dann wird der Fond beantragt, also die staatliche Unterstützung bis zu 70 Prozent der Kosten", so die Ärztin.
"Der Fond ist dazu da, Menschen zu helfen, die eben nicht schwanger werden können, also eine medizinische Problematik haben. Aber nicht eben, weil es halt einfach aufgrund der Partnerschaft so ist. Das unterstützen sie dann nicht."

"Meistens wählt man nach dem Aussehen"
Bei der Wahl des Spenders dürfen die Patientinnen mitreden. "In Österreich ist die offene, nicht anonyme Spende erlaubt", erklärt die Ärztin. Paare können einen getesteten Spender mitbringen oder sich über die offiziellen Samenbanken einen Spender aussuchen. Der Spender gibt seine Rechte ab, in dem er die Samen zur Verfügung stellt. Ob die Eltern mit ihm Kontakt halten wollen, liegt bei ihnen. Das Kind selbst hat ab einem gewissen Alter das Recht, mit dem Spender in Kontakt zu treten.
Doch wird der Samenspender wie Möbel im Einrichtungskatalog oder Kleider im Modekatalog ausgesucht? Damko beobachtet keine "exotischen Wünsche". Die Kriterien für die Wahl der Samenspender sind hauptsächlich optische. Charaktereigenschaften spielen dabei weniger eine Rolle, da sie in der Datenbank gar nicht erfasst sind. "Ich glaube, dass die Paare schon darauf achten, dass die Männer eher größer sind als sie selber. Und es soll halt zum Familienbild passen", so Damko. Wichtig ist dabei die Ähnlichkeit von Größe, Haarfarbe, Augenfarbe. Teilweise ist auch der Beruf des Samenspenders bekannt.

Gleiche Rechte
Was müssen die gleichgeschlechtliche Paare erfüllen, um eine Samenspende erhalten zu dürfen? Die Chefärztin lobt, dass das Fortpflanzungsmedizingesetz in Österreich seit zehn Jahren liberal ist: "Frauenpaare haben dieselben Rechte auf Kinderwunschbehandlungen wie heterosexuelle Paare."
Damit dann beide Frauen nach der Geburt als Mütter gelten, müssen sie in Österreich in einer eingetragenen Partnerschaft oder verheiratet sein. Wenn beide Elternteile nicht nur rechtlich, sondern auch biologisch an der Mutterschaft beteiligt sein wollen, dann empfiehlt die Ärztin das ROPA-Verfahren. Dabei wird von einer Frau die Eizelle im Labor befruchtet, kultiviert und der anderen Mutter eingesetzt.
Damko gibt den gleichgeschlechtlichen Paaren mit Kinderwunsch den Tipp, es erst so natürlich wie möglich zu versuchen. Konkret nennt sie die Insemination der Spendersamen, also die Übertragung des Samens in die Gebärmutterhöhle. "Wenn dann auffällt, dass es nicht klappt mit der Schwangerschaft mit mehreren Versuchen, dann kann es sein, dass die Frau auch ein Fruchtbarkeitsproblem hat", sagt Damko. Dann ist das Anmelden des Fond und eine künstliche Befruchtung der herausgenommenen Eizelle im Labor eine weitere Option. Wer es erst zu Hause mit der Bechermethode probiert, sollte den Zyklus kennen und überwachen. Dann müssen jedoch rechtliche Fragen vorab geklärt werden.

Gestiegene Nachfrage im Ländle
Das Thema Regenbogeneltern ist aktueller denn je. Die Ärztin beobachtet eine gestiegene Nachfrage von homosexuellen Paaren im Kinderwunschzentrum in Bregenz. Doch nicht nur die Anfrageanzahl ist gestiegen. Auch sei die gesellschaftliche Akzeptanz für LGBTQ-Familien in Vorarlberg gewachsen.

(VOL.AT)