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"Volkskrankheit" Depression nahm in der Pandemie deutlich zu

Der Verein Ganznormal.at will auf das Thema Depressionen und Angstzustände aufmerksam machen.
Der Verein Ganznormal.at will auf das Thema Depressionen und Angstzustände aufmerksam machen. ©Ganznormal.at
In der Pandemie haben die psychischen Erkrankungen um ein Viertel zugenommen. Der Verein Ganznormal.at will psychische Erkrankungen entstigmatisieren und platziert Sujets unter anderem auf Plakaten und Infoscreens.

Depressionen und Angsterkrankungen sind laut dem Chefarzt des Psychosozialen Dienste in Wien, Georg Psota, inzwischen sogar "Volkskrankheiten". Um diese Störungen zu entstigmatisieren, startet der Verein ganznormal.at, dessen stellvertretender Vorsitzender Psota ist, nun eine groß angelegte Kampagne, hieß es am Mittwoch bei einer Pressekonferenz.

Sujets gegen "Angstzustände" und "Depression"

"Angstzustände" und "Depression" mit dem Zusatz "Kann ich mir nicht leisten" ist auf den beiden Sujets zu lesen, bebildert werden sie mit Menschen, deren Münder mittels Wäschekluppen zu einem Lächeln verformt werden. Ein Hinweis nicht nur darauf, dass man in der heutigen Leistungsgesellschaft trotz eventueller psychischer Erkrankungen zu jeder Zeit funktionieren müsse, sondern auch darauf, dass sich nicht jeder Mensch eine entsprechende Behandlung leisten könne, so Jörg Fessler, dessen Agentur "Unique Fessler" die Kampagne kostenlos umsetzte. Neben der Platzierung in Medien läuft die Kampagne ab 4. November auf Infoscreens, eine Plakatierung startet am 8. November; die Werbung wird kostenlos geschaltet.

"Volkskrankheit" Depression

Schon vor der Pandemie hatten 20 Prozent der Bevölkerung klinisch relevante psychische Erkrankungen, klärte Psota auf, Depressionen und Angsterkrankungen seien "Volkskrankheiten". "Zählt man die Menschen dazu, die im Vorfeld einer Erkrankung stehen, waren es ein Drittel der Bevölkerung", fügte er hinzu. Die Pandemie habe diese Zahl erhöht, auch "Long Covid" führe zu psychischen Problemen wie Konzentrationsschwierigkeiten, Müdigkeit und Schlafstörungen.

Kassenplatz für Psychotherapie schwierig zu bekommen

Ganznormal.at setzt sich seit zehn Jahren für die Gleichstellung psychischer und physischer Krankheiten ein und will eine Konversation über psychische Krankheiten ermöglichen. Während man die Kosten für Physiotherapie ersetzt bekomme, sei es schwierig, einen Kassenplatz für eine Psychotherapie zu erhalten, so Psychotherapeutin und Schriftführerin Sonja Ramskogler. "Wir stellen keine politischen Forderungen", stellte der Vorsitzende von ganznormal.at Julian Jäger jedoch fest. "Awareness" für politische Veränderungen zu schaffen, sei nur ein tertiäres Ziel der Kampagne, bekräftigte Psota. Man wolle stattdessen erreichen, dass das Stigma gegen psychische Erkrankungen und deren Medikation in der Bevölkerung verschwinde.

(APA/red)

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