"Wir verlangen, dass man uns wertschätzt": Darum streiken die Busfahrer in Vorarlberg

Auch in der 4. KV-Verhandlungsrunde für die 12.000 Beschäftigten bei den privaten Autobusbetrieben in Österreich – 800 davon in Vorarlberg – kam es zu keiner Einigung. Deshalb wurde heute gestreikt.
"Kein faires Angebot"
Laut ÖGB Vorarlberg sollen "die Arbeitgeber:innen kein faires Angebot bezüglich Verbesserungen der Arbeitsbedingungen auf den Tisch gelegt" haben. Die Buslenker:innen und die Gewerkschaft vida haben deshalb heute bei österreichweiten Warnstreiks ihren Forderungen Nachdruck verliehen.
"Mit den Streiks senden wir ein klares Warnsignal"
"Mit den Streiks senden wir ein klares Warnsignal", so vida-Landesvorsitzender Reinhard Stemmer in einer ÖGB-Aussendung. "Unsere Forderungen nach einer spürbaren Verbesserung der Arbeitsbedingungen für die Buslenker:innen werden nach wie vor nicht ernst genommen. Die Belegschaften streiken, weil ihnen die Arbeitgeber:innen mit unzureichenden Angeboten keine andere Wahl gelassen haben", erklärt Stemmer. In Vorarlberg wurde an drei Standorten gestreikt.
Rund 80 Buslenker:innen haben heute Morgen an den ÖBB Postbus Standorten in Wolfurt, Feldkirch und Bludenz zwischen vier und sechs Uhr gestreikt. Die Streikbereitschaft war laut Reinhard Stemmer "enorm".
Bilder, Videos und Stimmen zum Streik auf V+
VOL.AT war am Donnerstagmorgen unterwegs, um über den Bus-Streik zu berichten, und hat Stimmen der Streikenden und der vom Streik betroffenen Vorarlberger und Vorarlbergerinnen eingeholt.
"Daran erkennt man, wie hoch der Leidensdruck ist", verweist er auch auf eine aktuelle Umfrage der Uni Wien unter den Buslenker:innen, laut der Stress, kaum ausreichende Erholungsphasen und körperliche Belastung das Arbeiten deutlich erschweren. "Mit den Streiks senden wir daher ein klares Warnsignal an die Arbeitgeber:innen, rasch mit einem spürbar verbesserten Angebot an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Wir sind jederzeit verhandlungsbereit", betont Stemmer.
"Der Beruf muss daher wieder attraktiver für Neueinsteiger werden"
"Der Personalmangel bei den Busbetrieben lässt sich nicht allein mit prozentuellen Lohnerhöhungen bekämpfen. Es braucht eine substanzielle Verbesserung der Arbeitsbedingungen mit fairen Zulagen für die Nachtdienste und mit besseren Möglichkeiten für eine planbarere und mehr zusammenhängende Freizeit, um auch mehr Zeit für Erholung und das Familienleben zu haben. Buslenker:innen habe Dienstschichten von bis zu 15 Stunden, sie fahren in der Nacht und auch an Wochenenden und Feiertagen. Sie bekommen nicht einmal eine Sonntagszulage. Sie haben an einem Tag geteilte Dienste mit stundenlangen unbezahlten Pausen dazwischen. Während des Dienstes stehen ihnen oft nicht einmal Toiletten zur Verfügung. Der Beruf muss daher wieder attraktiver für Neueinsteiger werden", fordert Stemmer.
"Mogelpackungen" der Arbeitgeber:innen
Die Verbesserungsvorschläge hinsichtlich der Arbeitsbedingungen, die von den Arbeitgeber:innen gekommen sind, seien nicht ausreichend. Die Gewerkschaft bezeichnete diese gar als "Mogelpackungen", da "eine Entlastung bezüglich geteilter Dienste und Pausen weiterhin an Einkommenseinbußen geknüpft" sei. Einzige minimale Zugeständnisse hätten sie bei den Diäten gemacht, schildert der vida-Gewerkschafter.
"Schließen eine Ausweitung der Streikmaßnahmen nicht aus!"
"Ohne attraktivere Arbeitsbedingungen kann auch kein zusätzliches Personal für den Ausbau des Öffentlichen Verkehrs bzw. die Mobilitätswende gewonnen werden", erinnert Stemmer und hält fest: "Sollten die Arbeitgeber:innen weiterhin kein substanzielles Entgegenkommen zeigen, schließen wir auch eine Ausweitung der Streikmaßnahmen nicht aus!"
Die VOL.AT-Berichterstattung zum Streik im Liveticker
(VOL.AT)