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Vogelgrippe: Tristesse am Naschmarkt

Naschmarkt &copy www.wien.gv.at
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Die Vogelgrippeverdachtsfälle in Österreich und dem nahen Ausland zeigen ihre Spuren - „Das Geschäft ist tot“ - Prall gefüllte Vitrinen, desinteressierte Kundschaft. Alle Meldungen zur Volgelgrippe

Sie liegen da, goldgelb, mit stolz geschwellter Brust, penibel gerupft und geputzt, drehen sich auf Grillspießen oder warten – fein in ihre Bestandteile zerlegt – auf Kundschaft. Doch niemand kommt. Einen Tag, nachdem auch in Österreich Fälle von Vogelgrippe bekannt wurden, herrscht bei den Geflügelhändlern am Wiener Naschmarkt Tristesse. Der Inhaber von „Daniel’s Fleisch-Wild-Spezialitäten“ bringt es auf den Punkt: „Das Geschäft ist tot.“

„Viele steigen halt auf Schwein oder Rind um. Ich hab ja Glück mit meinem Wild. Das ist eine ganz andere Schiene“, beruhigt sich Otmar Swoboda selbst. Doch ganz kann er den Frust nicht verbergen: „Die Leute schlagen die Zeitungen auf und sehen nur noch so was.“ Er hält das Titelbild der U-Bahn-Zeitung „Heute“ hoch. Darauf sind lediglich die Silhouette eines Schwanes und in großen Lettern das Wort „Schock“ zu lesen. „Den Leuten ist das wurscht, ob da ein Schwan oder ein Hendl drauf ist.“

„Heute war noch gar nichts“

Ein paar Meter weiter haargenau das selbe Bild: Prall gefüllte Vitrinen beim „Gockelhahn“, dem größten Geflügelgeschäft am Naschmarkt. „Was soll ich ihnen sagen?“, verdreht Frau Ramseidl ihre Augen. „Heute war noch gar nichts“, analysiert sie die Kundenfrequenz am Mittwochvormittag. Auch beim „Gockelhahn“ ist das Schwan-Schock-Cover in aller Munde. „Ein Wahnsinn, die überlegen ja gar nicht, was sie damit anrichten.“

Die Absatzprobleme beim Federvieh sei schon seit Monaten zu spüren: „Seit Martini geht das so“, sagt Herr Swoboda. Doch die Chefin vom „Gockelhahn“ will sich nicht so schnell geschlagen geben:
„Es gibt zum Glück viele, die sich von der Vogelgrippe nicht beeinflussen lassen. Ich auch nicht.“

Zwei ältere Damen schlendern an den beiden Geflügelgeschäften vorbei. „Schau, sind schon schön, gell?“, deutet eine auf die knusprigen Brathühner am Drehspieß. Aber an einen Kauf sei nicht zu denken, sagt ihre Begleiterin: „So lang ich nichts Genaueres weiß, ess ich lieber Schweinernes.“ Zustimmendes Kopfnicken ist der Lohn. Beim Käsestand bleibt eine der Frauen abrupt stehen: „Jössas, Eier brauch ich ja noch.“

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