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Virtueller Kindesmissbrauch

Meldungen über Fälle von Kinderpornografie beim Onlinespiel „Second Life“ haben die Veranstalter und die deutschen Justizbehörden auf den Plan gerufen.

Nach einem entsprechenden Bericht des ARD-Magazins „Report Mainz“ leitete die Staatsanwaltschaft Halle ein Ermittlungsverfahren gegen Unbekannt ein. Auch die Betreiberfirma Linden Lab in San Francisco kündigte in der Sendung vom Montag Schritte gegen die Urheber an.

In dem Beitrag, der um 21.45 Uhr im Ersten ausgestrahlt werden sollte, dokumentiert das ARD-Magazin laut Vorabmeldung erstmals, dass ein „Second-Life“-Spieler aus Deutschland mit kinderpornografischen Aufnahmen gehandelt hat. „Wir werden versuchen, diese Person namhaft zu machen“, sagte Oberstaatsanwalt Peter Vogt von der Zentralstelle gegen Kinderpornografie bei der Staatsanwaltschaft Halle in der Sendung.

Dieser Straftatbestand wird nach seinen Angaben mit Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu fünf Jahren geahndet. Robin Harper, die Vizepräsidentin der Betreiberfirma Linden Lab, kündigte ebenfalls an: „Wir werden herausfinden, wer dahinter steckt und dann die Polizei informieren.“ Weitere Aufnahmen von „Report Mainz“ belegen den Angaben zufolge, wie Spieler in „Second Life“ virtuelle Kinder missbrauchen und vergewaltigen. „Mir fehlen einfach die Worte“, kommentierte Oberstaatsanwalt Vogt, „dieses Angebot ist ein kinderpornografisches Angebot“. In dem Fernsehinterview kündigte die Vizepräsidentin von Linden Lab an, dem Online-Spiel jetzt ein Altersverifikationssystem vorzuschalten. Dadurch soll es Kindern und Jugendlichen unmöglich gemacht werden, Zugang zu bestimmten Bereichen des Spieles zu bekommen.

Jugendschützer in Deutschland fordern indes weiter gehende Schritte. Jürgen Schindler von der für Jugendschutz im Internet zuständigen Behörde jugendschutz.net sagte, es gebe ganz einfache Möglichkeiten, sexuellen Missbrauch in dem Spiel zu verhindern. Der Betreiber müsse die Online-Welt nur so programmieren, dass zum Beispiel der sexuelle Kontakt zwischen Kindern und Erwachsenen nicht möglich sei. Nach dem Bericht gibt es etliche Nutzergruppen in „Second Life“, deren Mitglieder kindliche Spielfiguren online gegen Geld sexuell missbrauchen.

Dazu sagte Lutz-Ulrich Besser vom Zentrum für Psychotraumatologie und Traumatherapie Niedersachsen in dem ARD-Politikmagazin: „Wenn man sich dann vorstellt, dass dort hinter diesen Spielfiguren reale Menschen stehen, die sozusagen diese Figuren und die Befehle und das, was dort an sexueller Ausbeutung und Erniedrigung passiert, auch noch steuern, dann sind das wirklich Anleitungen zu sexueller Ausbeutung, zu sexuellen Verbrechen an Kindern.“

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