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Villach treibt Impfquote mit "Sommerspritzer" nach oben

Großer Andrang beim Villacher Sommerspritzer.
Großer Andrang beim Villacher Sommerspritzer. ©Stadt Villach/Kofler
Die Impfaktion "Sommerspritzer" in Villach ist ein voller Erfolg. 1.265 Personen haben sich bereits impfen lassen - nach sechs von insgesamt 14 Abenden. Erwartet wurden für den gesamten Zeitraum etwa 500.

"Villacher Sommerspritzer: 0,0 Promille - 100 Prozent Verantwortung" lautet der Titel der Aktion im Volltext. Leichte Weißweinmischungen sucht man hier vergeblich, dafür wird mittwochs und freitags jeweils von 16.00 bis 21.00 Uhr im Rathaus Villach geimpft. Anzumelden braucht man sich nicht, mitzubringen sind lediglich E-Card und Lichtbildausweis. "Kärnten hatte eine schlechte Impfquote und Villach auch", begründete Wolfgang Kofler von der Öffentlichkeitsarbeit der Stadt im Gespräch mit der APA, warum man als erste Stadt außerhalb Wiens eine Aktion dieser Größenordnung ins Leben gerufen hat.

Digitalisierung erreicht nicht alle Menschen

Bei der Konzeptionierung hatte man sich vor allem auf Ausschlusskriterien konzentriert, die man zuvor immer belächelt hatte. "Was waren denn die Gründe, warum die Leute nicht zum Impfen gekommen sind? Sie waren bei der Arbeit, wandern oder am See", erklärte Ideengeber Kofler. Dem sei man mit der Beginnzeit um 16.00 Uhr begegnet. Weiterer großer Punkt: "Die Erkenntnis, dass die Digitalisierung einen relevanten Anteil der Menschen nicht mitnimmt", so Kofler, der das auch in zahlreichen Gesprächen mit Menschen in der Warteschlange vor dem Rathaus immer wieder gehört hat. Was noch für den "Sommerspritzer" spricht: Der Standort mitten in der Stadt und der großflächige Einsatz des Präparats von Johnson & Johnson, bei dem man nur einen Stich für eine Vollimmunisierung braucht.

Sommerspritzer als "wohltemperierte Provokation"

Das war die Idee - fehlten nur noch die Mittel, um die Aktion bekannt zu machen. "Entweder 50.000 Euro, die wir nicht hatten, für eine Kampagne. Oder eine wohltemperierte Provokation", formulierte es Kofler, der in dieser Hinsicht eine Punktlandung verzeichnete. Denn der saloppe Titel löste - etwa in der Gruppe der Pandemie-Verharmloser und Impfgegner - einigen Widerstand aus. "Helm auf, Augen zu und durch", habe man bei der Öffentlichkeitsarbeit als Motto gewählt, als der Online-Sturm losbrach. Mit dem Ergebnis, dass die Aktion mit dem polarisierenden Titel Hunderte Male in den Sozialen Medien geteilt wurde, die Öffentlichkeitsarbeit verzeichnete bis zuletzt aber auch 45 redaktionelle Geschichten und Meinungsartikel in österreichischen Medien zum Thema.

500 Teilnehmer erwartet, über 1.265 bereits gekommen

Was sich schließlich in den Impfzahlen niederschlug. 500 Teilnehmer hatte man sich bis Mitte September erwartet - was bereits nach wenigen Wochen bei weitem übertroffen wurde. Kofler macht dafür das Gesamtpaket verantwortlich - niederschwelliger Zugang, keine Anmeldung und ein Impfstoff, mit dem man nur einmal geimpft wird. "Und ich denke, dass einige Leute, die sagen, dass sie sich nicht impfen lassen wollen, das aus anderen Gründen vorschieben: Weil sie nicht mobil sind, kein Smartphone haben oder die Anmeldung für sie zu kompliziert ist. Die dann sagen: Wenn das nicht sofort geht, dann brauche ich das nicht."

Keine Nachahmer für den "Sommerspritzer"

Einziger Wermutstropfen für den Sprecher der Stadt: Dass es keine Nachahmer vonseiten der anderen Gemeinden und Städte in Kärnten gibt. Dass eine Nachahmung wohl dringend geboten sei, zeige sich daran, dass sich nicht nur Villacher für die "Sommerspritzer" anstellen, sondern sogar Leute aus dem Bezirk Spittal an der Drau. Geschätzt wird, dass insgesamt bis zu 2.000 Personen noch bis zum Finale der Aktion am 17. September im Villacher Rathaus immunisiert werden. Eine Zahl, die sich wohl deutlich auf die Impfquote in und um Villach auswirken wird.

(APA/red)

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