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Vier Ziegen tot, Esel werden davon krank: "Tiere bitte einfach nicht füttern"

Stefanie Blum verlor durch Fremdfütterung vier Ziegen, immer wieder werden Tiere krank.
Stefanie Blum verlor durch Fremdfütterung vier Ziegen, immer wieder werden Tiere krank. ©VOL.AT/Mayer, Canva Pro
Stefanie Blum aus Höchst meldet sich mit einem emotionalen Appell bei VOL.AT. Man solle Weidetiere nicht füttern. Sie verlor selbst vier ihrer Ziegen, nachdem diese mit giftigen Thujen-Schnitten gefüttert wurden.

"Wir haben einen kleinen Hofladen, eine kleine Bäuerei mit Tieren. Ziegen, Esel, Schweine, Hühner, Hasen, Rinder", erzählt Stefanie Blum beim VOL.AT-Besuch auf dem Lettenhof in Höchst.

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Giftige Thujen an Ziegen verfüttert

Oft gebe es bei ihnen das Problem mit dem Fremdfüttern. Das gehe so weit, dass den Eseln Rasengras oder Brot hingeworfen werde oder die Ziegen sogar mit Krapfen gefüttert würden. "Wir hatten auch schon, dass den Ziegen immergrüne Hecken und Thujen reingeworfen wurden", verdeutlicht sie. "Hochtragend musste ich sie einschläfern lassen oder sie waren schon tot." Das sei extrem schade. "Ich finde es einfach toll, wenn man fremde Tiere nicht füttert", betont sie daher.

Der Lettenhof von Armin und Stefanie Blum in Höchst. ©VOL.AT/Mayer

Von der Kolik bis hin zum Tod

Man wisse als Außenstehender auch nicht, was das jeweilige Tier brauche, gibt die Landwirtin zu verstehen. "Ein Esel braucht was Anderes als eine Kuh, als ein Rind, als ein Schaf", erklärt sie gegenüber VOL.AT. "Gras ist nicht gleich Gras. Und Brot und Äpfel – man meint es zwar gut, aber es ist dann doch mit viel Kolik, Durchfall, Bauchweh verbunden, bis hin zum Tod." Wer bei ihren Tieren vorbeikomme, könne gerne stehenbleiben und sie beobachten. "Bitte schaut euch Tiere an, erfreut euch, wenn ihre sie anschauen könnt, aber gebt ihnen nichts zu fressen", lautet Blums Appell an alle Passanten.

Stefanie Blum bei ihren Eseln auf der Weide. ©VOL.AT/Mayer
Die Ziegen auf der Weide. Unter sie mischte sich beim VOL.AT-Besuch auch der kleine Hund der Familie Blum. ©VOL.AT/Mayer

"Es tut halt einfach weh"

Vor Corona sei es ganz schlimm gewesen. Eine Weile lang habe jemand immer Gartenabfälle zu den Ziegen gebracht. "Die meisten Thujen sind hochgiftig", erklärt sie das Problem dieser unsachgemäßen Pflanzenabfall-Entsorgung bei den Ziegen. "Unsere hochgezüchteten Tierchen wissen zum Teil halt auch nicht mehr, was darf ich fressen, was darf ich nicht fressen", verdeutlicht die Höchsterin im VOL.AT-Gespräch. Die hochtragenden Tiere hätten die Thujen daher gefressen. "Es wären wirklich nur noch ein paar Wochen gewesen. Dann musste ich sie einschläfern, oder sie waren schon tot", so Blum.

Vor Corona verloren die Blums vier Ziegen, nachdem sie mit giftigen Pflanzen-Schnitten gefüttert wurden. ©VOL.AT/Mayer
Die Tiere sind sehr zutraulich und an Menschen gewöhnt. ©VOL.AT/Mayer

"Es ist schade, wenn dir auf einmal vier Ziegen sterben, wenn du nur 15 hast. Es tut halt einfach weh." Man habe zu jeder Ziege einen Bezug, züchte mit Liebe zum Tier. Auch die Mutter ihrer zwei erwachsenen Esel sei in Feldkirch verstorben, weil man ihr Eibe gefüttert habe. "Das ist ja nicht ein „Es fällt tot um“, sondern es hat einen qualvollen Kampf bis es stirbt", gibt Stefanie Blum zu verstehen. "Muss das sein? Nur damit man einem Tier mal was gefüttert hat."

Dieses Schild hängt am Zaun. Trotzdem werden die Tiere weiterhin von Passanten gefüttert. ©VOL.AT/Mayer

"Bitte nicht(s) füttern"-Schild am Zaun hilft kaum

Auch ein Hinweisschild am Zaun helfe hier kaum. "Ich habe wirklich das „Bitte nicht(s) füttern“-Schild dort und sie haben trotzdem Brot gefunden", erklärt die Landwirtin. Letztes Jahr sei immer das Wasser der Esel leer gewesen, obwohl normalerweise ein Trog pro Tag rieche. Sie habe sich darüber gewundert. "Bis ich das Brot im Wasser gefunden habe", meint sie. "Klar, dass sie ans Brot kommen, werfen sie die Wanne um. Dann haben sie kein Wasser." Sie verfüttere an ihre Tiere zudem gar kein Brot, weil es ihnen nicht guttue. Dieses bekommen am Lettenhof nur die Schweine.

Video: Stefanie Blum im Gespräch

Ziegen nichts durch den Zaun halten

"Es reicht auch schon den jungen Geißen, was durchs Gitter halten", verdeutlicht die Landwirtin. Sie hätten im Zaun Intervallstrom. Also einmal Strom, einmal nicht. "Dann erschrecken sie, fahren zurück, hängen mit den Hörnern ein und die Leute rennen weg", schildert Blum. Das letzte Mal habe sie Glück gehabt und gesehen, dass es passiert sei. "Ich bin gleich rausgerannt, aber es hat nichts geholfen. Es ist am nächsten Tag trotzdem tot im Gehege gelegen. Wahrscheinlich einfach Herzrhythmusstörungen", so die Höchsterin. Es sei kein "scharfer" Strom am Zaun, aber wenn ein Tier noch so jung sein, brauche es nicht viel. "Es wäre grade so eine schöne Geiß gewesen. Die Geiß von meiner Tochter wars, es war halt schade", meint sie.

Man sollte nichts durch den Zaun bei den Ziegen halten – sie könnten mit ihren Hörnern hängenbleiben. ©VOL.AT/Mayer

"Einfach nicht füttern"

"Einfach nicht füttern. Ich sage es immer wieder gerne", betont Blum. "Es geht nicht nur mir so", gibt sie zu verstehen. Allen Bauern, die die Tiere auf der Weide hätten, gehe es genauso. Zäune würden kaputt gemacht, abgefackelt, ausgerissen, durchgeschnitten. "Man hat schon Rösser gefüttert, die dann gestorben sind und verletzt waren oder schwer krank. Es kostet viel Geld und ist einfach unnötig", erklärt sie. Die Tiere seien neugierig, meint sie abschließend. "Sie kommen ja eh auch, wenn man ein wenig geduldig ist und mit ihnen redet." Wer Weidetiere entdeckt – ob Kuh, Esel oder Ziege – kann beim Spazieren-gehen gerne stehen bleiben oder das Rad für eine Weile abstellen. Füttern sollte man die Tiere aber ihretwegen nicht. Das sollte man den Landwirten überlassen.

(VOL.AT)

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