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Vier Wochen vor der BP-Wahl: Derzeit kein Kandidat als Favorit

Hofer und Van der Bellen stehen kurz vor der Wahl.
Hofer und Van der Bellen stehen kurz vor der Wahl. ©APA
Der Countdown läuft: In vier Wochen werden die Österreicher zum dritten Mal an die Urnen gerufen, um den Nachfolger Heinz Fischers zu wählen. Ende der Woche starten beide Kandidaten den Intensivwahlkampf. Wer das Rennen macht, ist nach wie vor offen.
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Ob letztlich der am 22. Mai knapp erfolgreichere Alexander Van der Bellen oder FPÖ-Kandidat Norbert Hofer nach der BP-Wahl in die Hofburg einzieht, ist offen.

Hofer bzw. die FPÖ haben sich jedenfalls mit ihrer erfolgreichen Anfechtung der Stichwahl beim Verfassungsgerichtshof die Türe noch einmal geöffnet. Manche Meinungsforscher sehen jetzt – nach den Terroranschlägen samt Migrationsdebatte im Sommer – bessere Chancen für den 45-jährigen Dritten Nationalratspräsidenten. Andere halten es für möglich, dass Van der Bellen noch einmal viele nicht unbedingt grün-affine Wähler für sich gewinnen kann, die eine “blaue Hofburg” verhindern wollen, er könnte zudem vom “Brexit”, also dem Thema EU-Mitgliedschaft profitieren.

Derzeit kein BP-Kandidat in klarer Favoritenrolle

Auch der Blick auf die ersten beiden Wahlrunden gibt keinen Aufschluss über die Favoritenrolle am 2. Oktober: Van der Bellen lag monatelang in den Umfragen vorne, dann wurde Hofer im ersten Wahlgang klar Erster (der sechs Kandidaten) mit einen Vorsprung von 586.753 Stimmen auf Van der Bellen – der letztlich als knapper Sieger (mit 50,35 Prozent) aus der nun aufgehobenen Stichwahl hervorging.

Jedenfalls müssen sich beide noch einmal mit aller Energie in den Wahlkampf stürzen. Die große Aufgabe ist, auch jene Wahlberechtigten zu motivieren, die des Stimmenabgebens schon müde sind. Offiziell bemühen sich beide Kandidaten erst ab Ende der Woche darum: Van der Bellen lädt Freitagnachmittag im Sigmund-Freud-Park bei der Wiener Universität zum Wahlkampfauftakt, Hofer – flankiert von FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache – am Samstag bei der Welser Messe.

Wahlkampf im Endspurt

Nach Wien kommt Hofer dann für die Abschlusskundgebung, FP-traditionell Freitag vor der Wahl am Viktor-Adler-Markt. Auch Van der Bellen beendet an diesem Freitag seinen Wahlkampf in Wien – das ihm ja in der ersten Stichwahl, wie auch Graz, mit einem Rekordergebnis zum Sieg verhalf.

Dass der Wahlkampf im Gang ist, ist nicht zu übersehen, hängen doch schon an allen Ecken die Plakate. “Österreich braucht Sicherheit” und “Macht braucht Kontrolle” teilt Hofer darauf mit – der zweite Slogan ist den Österreichern aus der Kampagne Thomas Klestils 1992 bekannt. Van der Bellen blieb beim bereits in den ersten zwei Runden erprobten Begriff “Heimat” – und wird auf den Plakaten als “Staatsmann” mit klarer Pro-EU-Haltung inszeniert. Auch beim dritten Anlauf wird er wieder von Personenkomitees unterstützt, allen voran einer Initiative “Es bleibt dabei”, in der sich u.a. der Karikaturist Gerhard Haderer oder Forum-Alpbach-Präsidenten Franz Fischler für den Ex-Grünen-Chef stark machen.

Hofer und Van der Bellen “auf Tour”

Die Kandidaten selbst waren schon in den letzten Wochen in vielen Ecken Österreichs zu sehen. Sie mischten sich als Ballonfahrer oder Bergwanderer unters Volk – wobei es für den 72-jährigen Van der Bellen auch darum ging, zu demonstrieren, dass er fit genug ist für das Amt. Angesichts kursierender Krankheitsgerüchte sah sich der bekennende Raucher dazu veranlasst, ärztliche Befunde vorzulegen, die belegen, dass er gesund ist und keinen Krebs hat.

Besonders für Van der Bellen, der nicht als Kandidat der Grünen, sondern als Unabhängiger mit eigenem Team antritt (und nach der ersten Stichwahl die Mitgliedschaft ruhend stellte), ist die Wahlwiederholung eine große finanzielle Herausforderung. Er sammelt wieder Spenden und hatte gegen Ende August schon rund 1,2 Mio. Euro beisammen. Hofer bzw. die FPÖ hielten sich über die Kosten bisher bedeckt, Hofer sprach wiederholt von unter zwei Mio. Euro für die Dritt-Kampagne.

Es geht um jede Stimme

Dass es im Hofburg-Wahlkampf diesmal tatsächlich gilt, um jede Stimme zu werben, ist spätestens seit dem Briefwahl-Krimi bei der ersten Stichwahl klar: Hofer hatte im vorläufigen Endergebnis vom Wahlsonntag noch 144.006 Stimmen Vorsprung. Die schmolzen im Lauf der Briefwahlauszählung am Montag – und letztlich lag Van der Bellen um 30.863 Stimmen vorne, war also mit 50,35 Prozent der gewählte Bundespräsident.

Dies allerdings nur, bis die FPÖ die Stichwahl erfolgreich anfocht – u.a. wegen Schlampereien bei der Briefwahlauszählung. Am 1. Juli hob der Gerichtshof erstmals eine gesamte Bundeswahl auf und ordnete die Wiederholung an.

Dies stieß umgehend eine Debatte über Wahlrechtsänderungen an, von einem Zentralen Wählerregister über die Modalitäten der Briefwahlauszählung bis zur Verhinderung der verfrühten Bekanntgabe von Resultaten. Eine Reform ist geplant, aber noch in Verhandlung. Somit sind die Bestimmungen für die Wiederholung der Stichwahl noch die alten – und nicht nur das: Laut Gesetz sind auch nur jene 6,382.507 Österreicher wahlberechtigt, die beim ersten Wahlgang am 24. April 16 Jahre alt waren, und zwar jeweils dort, wo sie zum Stichtag 23. Februar ihren Hauptwohnsitz hatten. Wer übersiedelt ist und im nächstgelegenen Wahllokal abstimmen will, braucht deshalb eine Wahlkarte.

“Leitfaden” und strenge Vorgaben

Auch ohne Gesetzesänderung ist aber eines neu am 2. Oktober: Um keinen weiteren Grund zur Beanstandung zu geben, hat das Innenministerium den alten “Leitfaden” für die Wahlbehörden überarbeitet und erweitert. Auf 49 Seiten werden die Aufgaben der Wahlbehörden genau dargestellt – und zwei vom VfGH vorgegebene “Verbote” unterstrichen: Keine Wahlbehörde darf vor dem Wahlschluss bereits vorliegende Einzelergebnisse weitergeben, auch nicht die Bundeswahlbehörde. Deshalb erfahren die Österreicher die ersten Hochrechnungen nicht mehr wie gewohnt um Punkt 17.00 Uhr, sondern erst 10 bis 15 Minuten später.

Auch auf gewohnte Bilder müssen die Österreicher verzichten: Die Kandidaten dürfen nicht mehr bei der Stimmabgabe im Wahllokal fotografiert oder gefilmt werden.

(APA)

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