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Vier von zehn Österreichern ziehen Sterbehilfe in Betracht

Laut einer Umfrage würden vier von zehn Österreichern eine Sterbehilfe in Betracht ziehen.
Laut einer Umfrage würden vier von zehn Österreichern eine Sterbehilfe in Betracht ziehen. ©APA/BARBARA GINDL (Sujet)
In der Karwoche gedenkt man in Österreich traditionellerweise dem Leiden und Sterben Jesu. Und damit rückt häufig auch die eigene Sterblichkeit ins Bewusstsein: Eine Umfrage zum assistierten Suizid in Österreich.
Assistierter Suizid für Schwerkranke ab nächstem Jahr möglich

Welche Wünsche wir für unsere letzten Lebensmomente auf Erden haben, wie wichtig dabei Palliativ-Betreuung ist und inwieweit ein assistierter Suizid für die Österreicher*innen in Frage kommt, hat das digitale Markt- und Meinungsforschungsinstitut Marketagent in einer Studie gemeinsam mit der HOSPIZ Bewegung Baden untersucht.

Vier von zehn Österreichern ziehen einen assistierten Suizid in Betracht

38 Prozent der Österreicher würden die Möglichkeit eines assistierten Suizids jedenfalls oder eher schon in Anspruch nehmen. Umgekehrt lehnen dies 17 Prozent aus ethisch-religiösen oder sonstigen Gründen ab, zeigt eine am Mittwoch veröffentlichte Online-Umfrage von Marketagent. 37 Prozent antworteten, dass sie sich in dieser Frage nicht sicher sind und intensiver darüber nachdenken müssten. Sieben Prozent lehnten eine Antwort ab.


©Hospiz Bewegung Baden

Für die im Auftrag der Hospizbewegung Baden erstellte Studie wurden Anfang März 1.005 Personen im Alter von 14 bis 79 Jahren im Rahmen eines Online Access Panels befragt. Die rechtliche Situation in Sachen assistierter Suizid ist rund zwei Drittel der Österreicher zumindest nach eigener Einschätzung einigermaßen bekannt: 27 Prozent antworteten auf eine entsprechende Frage mit "Ja", 37 Prozent mit "Ja, ich glaube schon".

Nicht jedem ist ein einfacher, schneller Tod gegönnt

Nicht jedem von uns ist dabei ein einfacher, schneller Tod im hohen Alter gegönnt. Häufig sind die letzten Lebensmonate und -wochen von schweren Krankheiten geprägt. Sollte sie dieses Schicksal ereilen, betrifft die größte Angst der Österreicherinnen und Österreicher aber nicht die eigenen Schmerzen (50%), sondern die Tatsache, anderen womöglich zur Last zu fallen (54%).

Mehrheit der Befragten ist für letzte Lebenszeit zuhause

Denn die Mehrheit der Befragten (65%) wünscht sich, die letzte Lebenszeit zuhause verbringen zu können. "Unsere Ergebnisse legen nahe, dass die Pflegelast hierzulande zumeist auf den Schultern der Angehörigen liegt - sowohl die emotionale Last als auch die faktische Betreuung und Pflege. Zwei Drittel der Befragten geben an, dass sie davon ausgehen, im Pflegefall von Familienangehörigen betreut zu werden", erläutert Thomas Schwabl, Geschäftsführer von Marketagent.

90 Prozent wünschen sich professionell medizinisch betreut zu werden

Auch wenn sie ihre letzten Tage und Wochen lieber zuhause verbringen möchten, ist es mehr als 90% der Befragten wichtig, bis zum Schluss professionell medizinisch betreut zu werden. Dieser scheinbar unmögliche Spagat zwischen vertrauter Umgebung und umfassender medizinischer Versorgung kann durch ambulante Palliativbetreuung möglich gemacht werden. "Mobile Palliativteams betreuen und begleiten unheilbar kranke Menschen und ihre Angehörigen zuhause. Im Mittelpunkt steht die bestmögliche Linderung von belastenden Symptomen und Begleiterscheinungen. Durch das enge Zusammenspiel von Familie, Ärztinnen und Ärzten und ambulanten Pflegediensten ist ein Tod in vertrauter Umgebung möglich", so Ing. Andrea Klune von der HOSPIZ Bewegung Baden. Kein Wunder, dass die Wichtigkeit dieser Einrichtungen für die Bevölkerung außer Frage steht. Jeweils 7 von 10 sind der Überzeugung, dass mobile und stationäre Hospiz- und Palliativbetreuung sehr wichtig sind.

Strafbarkeit der Sterbehilfe in Österreich verfassungswidrig

Ein Urteil des Verfassungsgerichtshofes (VfGH) in Jahr 2020 hatte die Neuregelung des assistierten Suizids, der davor verboten war, nötig gemacht. Laut dem nun geltenden Sterbeverfügungsgesetz können dauerhaft schwer oder unheilbar Kranke, die Beihilfe zum Selbstmord in Anspruch nehmen wollen, eine sogenannte Sterbeverfügung errichten. Aufklärungsgespräche mit Ärzten sind verpflichtend. Zwei Mediziner müssen unabhängig voneinander bestätigen, dass die sterbewillige Person entscheidungsfähig ist und freiwillig aus dem Leben scheiden möchte, einer davon muss über eine palliativmedizinische Ausbildung verfügen. Die Errichtung der Sterbeverfügung erfolgt durch einen Notar.

Vier von zehn Österreichern würden von Sterbehilfe Gebrauch machen

Ob sie selbst von dieser Möglichkeit Gebrauch machen würden, ist für viele Österreicherinnen und Österreicher noch unklar. Rund 4 von 10 sind sich diesbezüglich nicht sicher und müssten intensiv darüber nachdenken. Genauso viele ziehen die Möglichkeit des assistierten Selbstmordes aber durchaus in Betracht. Für jede*n Zehnte*n wäre dieser Weg hingegen mit den eigenen ethischen/ religiösen Wertvorstellungen nicht vertretbar.

(APA/Red)

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