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Viennale 10: Banksys nächster Coup

Was ist Realität, was ist Fiktion: Street-Artist Banksy.
Was ist Realität, was ist Fiktion: Street-Artist Banksy. ©Viennale
Definitiv eines der Highlights der heurigen Viennale: Der mysteriöse britische Street-Artist Banksy rechnet in der unterhaltsamen Mockumentary "Exit through the gift shop" mit dem Kunstmarkt ab.
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“Der Film passierte, als dieser Typ eine Doku über mich machen wollte. Aber der war viel interessanter als ich, also geht’s jetzt um ihn.” Banksy, weltweit berühmtester Vertreter der Street Art, kreierte mit seinem Streifen “Exit through the gift shop” ein weiteres Mysterium um seine Person. Als Amateurfilmer Thierry Guetta einen miserablen Street-Art-Film über ihn dreht, beschließt Banksy, das Ganze umzudrehen, Guetta zum Künstler zu machen und ihn dabei zu filmen. Die scheinbare Doku wird dabei zu einer intelligenten, unterhaltsamen Mockumentary über Kunst und Kommerz, Individualität und Hype. Am 25. und 28. Oktober ist der Film auf der Viennale zu sehen, am 10. Dezember startet er regulär in den österreichischen Kinos.

Mysterium für Medien und Polizei

Thierry Guetta, in Los Angeles ansässiger Franzose, stößt durch seinen Cousin, den bekannten Street Artist “Invader”, auf die zwischen Kunst und Kleinkriminalität schwankende Underground-Szene der Straßenkunst. Der Hobby-Filmemacher heftet sich an die Künstler, macht ihnen vor, eine Doku über ihre Szene drehen zu wollen. Doch einer fehlt ihm als Protagonist: Banksy. Weltweit hatte der Engländer mit seinen witzigen und zugleich politischen Motiven für Aufsehen gesorgt, sprayte u.a. Graffiti auf die israelische Grenzmauer an der West Bank und schmuggelte von ihm bearbeitete Gemälde in große Museen. Was einst für die Öffentlichkeit “Geschmiere” war, wurde plötzlich zu Kunst: Seine Graffitimotive und Skulpturen bringen am Kunstmarkt Millionenbeträge ein. Gleichzeitig blieb er undurchschaubares Mysterium für Medien und Polizei.

Eine Million Dollar innerhalb einer Woche

Als sich Banksy und Guetta kennenlernen, beschließen sie, eine Doku über die wahren Gedanken hinter der mittlerweile kommerziell erfolgreichen Street-Art zu drehen. Doch vom Ergebnis ist Banksy enttäuscht, nennt es eine “90-minütige, Albtraum-artige Trailer-Schau”. Der Brite dreht daraufhin den Spieß um, ermutigt Thierry, selbst Street-Artist zu werden und ihm die Regie zu überlassen. Die Konsequenz: Thierry wird als “Mister Brainwash” zum großen Hype, organisiert im Größenwahn eine riesige Ausstellung und verdient innerhalb der ersten Woche nach Eröffnung mit seinen an Banksy und anderen Künstler angelehnten Werken eine Million Dollar. Und Vertreter der Street-Art-Szene schütteln beschämt den Kopf. “Ich werde nie wieder Menschen dazu ermutigen, Kunst zu machen” ist Banksys Fazit.

Realität und Fiktion

“Exit through the gift shop” kommt anfangs als reine Doku daher, zeigt Ausschnitte aus Filmmaterial Guettas, gibt Einblicke in illegale und oft gefährliche Nacht-und-Nebel-Aktionen von Street-Art-Vertretern. Banksy, mit Kapuze und verzerrter Stimme versteckt wie immer, erzählt witzig und ironisch die Geschichte hinter dem Filmprojekt, andere Künstler und Guetta selbst kommen zu Wort, während der britische Schauspieler Rhys Ifans den Führer durch das Wirrwarr gibt. Doch schon bald verschwimmen die Grenzen von Realität und Fiktion und Banksys wahrer Coup kommt zum Vorschein: Anhand von Guetta (möglicherweise selbst nur ein Schauspieler) zeigt er auf, wie kommerzieller Hype einen Mann ohne jegliches Talent reich machen kann, wie Street Art am Kunstmarkt von (teils politischer) Kleinkunst zum millionenschweren Geschäft wird.

Doku mit erfundenem Inhalt

Banksy gelingt erneut das, wofür er berühmt ist: Auf der Berlinale war “Exit through the gift shop” von Medienrummel begleiteter Geheimtipp, weltweit stellen Kritiker infrage, ob auch nur ein Funken Wahrheit in dem Gesehenen steckt. Dem Briten gelingt eine Mockumentary in ihrer reinsten Form: ein Film, der mit den Codes und Konventionen des Dokumentarfilms arbeitet, dessen Inhalt aber mit hoher Wahrscheinlichkeit frei erfunden ist. Ob erfunden oder real, der Zuseher wird 90 Minuten lang durchgehend unterhalten, erhält Einblick in die mysteriöse Underground-Szene der Straßenkünstler und sieht sich mit dem Gedanken konfrontiert, inwieweit Kunst tatsächlich Kunst oder nur Hype ist.

“Exit through the gift shop” ist im Rahmen der Viennale am 25.10. um 23.00 Uhr im Gartenbaukino und am 28.10. um 23.30 Uhr im Künstlerhaus Kino zu sehen

banksy-film.de

www.viennale.at

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