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Viennale 07 - Empfehlungen zum Programm

Wie jedes Jahr entbehrt die Suche nach den besten Filmen im Programm der Viennale nicht eines gewissen Stressfaktors. Hier ein kurzer Überblick über spannende Positionen im internationalen Filmschaffen, die guten Gewissens empfohlen werden können.
© VIENNALE
„Hamilton“
(USA 2006, Regie: Matthew Porterfield): Joe mäht lieber Rasen als bei seiner jungen Familie zu sein, während seine Frau Lena erfolglos versucht ihn zu erreichen und sich mit Freundinnen die Zeit vertreibt. Damit weiß man schon alles über die Handlung des rund 50.000 Dollar „teuren“ Spielfilm-Debüts von US-Regisseur Porterfield. In langen, beiläufigen Einstellungen vermittelt er ein Gefühl von Einsamkeit und stiller Gewalt im Leben amerikanischer Suburb-Jugend. Independent-Kino im wahrsten Sinne des Wortes. (21.10., 18 Uhr im Stadtkino, 22.10., 23.30 Uhr im Künstlerhauskino).

© VIENNALE„I’m Not There“
(USA 2007, Regie: Todd Haynes): Er habe sich über das „bizarre Skript“ gewundert, erzählte Richard Gere in Venedig. Aber nachdem Bob Dylan in 300 Jahren einmal wichtiger sein werde als Picasso, zögerte er keinen Moment, in die Haut des Sängers/Songwriters zu schlüpfen – ebenso wenig wie Christian Bale, Heath Ledger und Cate Blanchett. Eine Starparade, ein verwirrendes Biopic, ein fragmentarischer Rückblick, ein versuchtes Fassen von Leben und Werk des US-Künstlers, teils anstrengend, aber absolut faszinierend. (24.10., 19.30 Uhr, Gartenbaukino und 25.10., 23.30 Uhr, Urania).

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„Yella“
(D 2006, Regie: Christian Petzold): In seinem achten Spielfilm erzählt Petzold („Die innere Sicherheit“, „Gespenster“) vom Aufbruch einer Frau ins Ungewisse. Yella (Nina Hoss) will weg von zu Hause, weg aus Ostdeutschland in den Westen, um beruflich durchzustarten. Zurück bleiben ihr trauriger Vater und ihr jähzorniger Ehemann Ben. Nina Hoss, die mit Petzold zur Viennale anreist, wurde für den Film bei der diesjährigen Berlinale als beste Schauspielerin mit einem Silbernen Bären ausgezeichnet. (31.10., 19.30 Uhr und 23 Uhr im Gartenbaukino).

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„Monkey Warfare“
(Kanada 2006, Regie: Reginald Harkema): „Fuck the System, Fuck the Man“ lautet das Credo des auf die 40 zugehenden Revoluzzers Dan. Mittlerweile ruhiger geworden, sucht er mit seiner alten Kampfgefährtin Linda im Müll nach Dingen, für die Sammler viel Geld zahlen. Als Dan die junge Susan trifft, führt er sie in das ein, was Pop vom Protest übrig ließ: Bands wie MC5 und Fan-Material von Ulrike Meinhof. Doch Susan gründet unerwartet bald ihre eigene revolutionäre Gang. Charmant-witziger heimlicher Hit der Viennale. (20.10., 21 Uhr und 21.10., 23.30 Uhr, jeweils im Künstlerhauskino).

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„Scott Walker – 30 Century Man“
(GB/USA 2006, Regie: Stephen Kijak): „Ich bin zum Orson Welles der Musikindustrie geworden“, sagte Scott Walker 1995, als sein Album „Tilt“ erschien. „Man will mit mir Mittag essen, aber niemand will den Film finanzieren.“ Zu dieser Zeit hatte Walker, geboren als Noel Scott Engel, bereits größten Ruhm mit den Walker Brothers in den 50er Jahren, eine düstere Chanson-Phase in den 60ern und eine Reunion der Walker Brothers in den 70ern hinter sich. Stephen Kijak begleitete nun 2006 die Aufnahmesessions zum jüngsten Album „The Drift“ – eine ungewöhnliche, spannende und einfühlsame Musik-Doku. (24.10., 23.30 Uhr und 25.10., 18.30 Uhr in der Urania).

© VIENNALE“4 Monate, 3 Wochen und 2 Tage“
(RO 2007, Regie: Cristian Mungiu): Eine Art europäischen Oscar hat der rumänische Regisseur Cristian Mungiu heuer in Cannes erhalten, sein Abtreibungsdrama wurde mit der Goldenen Palme ausgezeichnet. Mungiu hat die Qualen zweier 20-jähriger Frauen, die ihre Schwangerschaft auf illegalem Wege zu beenden versuchen, in einen politischen Kontext eingebettet – in das Rumänien der späten 80er Jahre, wo der Kommunismus unter Nicolae Ceausescu schon in den letzten Zügen liegt. (25.10., 16 Uhr im Künstlerhauskino, 26.10., 20.30 Uhr im Gartenbaukino).

© VIENNALE„Persepolis“
(F 2007, Regie: Marjane Satrapi, Vincent Paronnaud): Eine gleich dreifache Empfehlung für diesen in Cannes mit dem Preis der Jury ausgezeichneten Streifen, der von Frankreich für den Auslands-Oscar nominiert wurde: Die Zeichnerin hat ihre erfolgreiche Comics-Autobiografie meisterlich für die Leinwand adaptiert und gibt damit eine Ahnung, was Zeichentrickfilm jenseits von Disney und 3-D-Animation sein kann. Sie thematisiert mit ihren Erlebnissen während und nach der islamischen Revolution im Iran einen der wesentlichen Konflikte der Gegenwart. Und Wien spielt dabei keine geringe, allerdings unrühmliche Rolle. Letzteres leider mit ein Grund dafür, warum Satrapi nicht selbst zur Viennale kommt. (20.10., 23.30 Uhr, Künstlerhauskino, 28.10., 18 Uhr, Gartenbaukino).

© VIENNALE„L’ Avocat de la terreur (Terror’s Advocate)“
(F 2007, Regie: Barbet Schroeder): Gestapo-Scherge Klaus Barbie und Massenmörder Pol Pot, die algerische Freiheitskämpferin Djamila Bouhired und Terrorist Carlos – der aus Thailand stammende französische Anwalt Jacques Vergès kannte sie alle. Und weil er viele von ihnen auch verteidigte, erhielt er von der Presse den wenig schmeichelnden Beinamen „Der Anwalt des Teufels“. In dieser Dokumentation kommt er ausführlich und nicht uneitel zu Wort – und schafft es doch lächelnd und ruhig, seine entscheidenden Geheimnisse zu bewahren. Eine Nahaufnahme zwischen Empathie und Gänsehaut. (23.10., 13.30 Uhr, Künstlerhauskino, 24.10., 13 Uhr, Gartenbaukino).
(Bilder: © VIENNALE)

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