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Vieles neu in der Königsklasse

Mit neuen Regeln für Motor und Reifen startet die Formel 1 in der kommenden Woche in Bahrain in die Saison 2006. Die wichtigsten Änderungen: Neue V8-Motoren ersetzen die bisher verwendeten Zehnzylinder-Triebwerke.

Die Zehnzylinder-Triebwerke dürfen nur noch von der Scuderia Toro Rosso in gedrosselter Version eingesetzt werden und Reifenwechsel während der Rennen sind wieder erlaubt. Außerdem wird das Qualifying nach einem neuen Modus ausgetragen. Mit ausgiebigen Testfahrten bereiteten sich die Teams auf die Stunde der Wahrheit vor, wobei vor allem die Motoreningenieure besonders gefordert waren. Sie hatten die neuen, rund 200 PS weniger leistenden V8-Triebwerke in punkto Zuverlässigkeit auf Herz und Nieren zu prüfen, müssen doch die neuen Aggregate wieder zwei volle GP-Wochenenden überstehen, damit ein Fahrer in der Startaufstellung nicht um zehn Plätze nach hinten versetzt wird. Doch auch die Aerodynamiker hatten alle Hände voll zu tun: Weil die Autos weniger Leistung haben und dadurch weniger Luftwiderstand vertragen, mussten sie verstärkt in Richtung Effizienz arbeiten anstatt nur in Richtung Abtrieb.

Die Zuschauer an der Rennstrecke werden zwar von der neuen Motorenregel nicht viel mitbekommen, für Fahrer hat sie aber sehr wohl Konsequenzen. Weil die Autos spürbar weniger Leistung haben, müssen die Piloten runder fahren und versuchen, so viel Schwung wie möglich durch die Kurven mitzunehmen. Kleine Fehler werden noch schneller mit Zeitverlust bestraft, weil die neuen Motoren relativ wenig Drehmoment haben. Durch den geringeren Abtrieb ihrer Boliden müssen die Piloten vor den Kurven auch etwas früher bremsen, können dafür aber auch wieder etwas früher aufs Gas gehen. Die Kurvengeschwindigkeiten werden nach den ersten Eindrücken von den Testfahrten im Großen und Ganzen gleich bleiben, auf den Geraden dürften die Autos im Schnitt 10 bis 15 km/h langsamer werden.

Die zweite einschneidende Änderung in der Königsklasse des Motorsports betrifft die Reifen. Nach nur einer Saison hat der Internationale Automobil-Verband (FIA) die Regel, nach der Qualifying und Rennen mit ein und demselben Reifensatz bestritten werden mussten, wieder abgeschafft. Jetzt können die Fahrer auch wieder während des Rennens neue Gummis aufziehen lassen, müssen also keine folgenschweren Reifendefekte mehr riskieren, nur um ihre Chance auf eine gute Platzierung zu wahren.

Diese neue Regel ist nicht nur ein Schritt zu mehr Sicherheit, sondern macht die Rennen für die Zuschauer auch interessanter. Dass die Fans wieder mehr Boxenstopps erleben werden, ist so gut wie sicher, allein schon deshalb, weil die Teams durch die neue Regel wieder mehr Alternativen für Rennstrategien (zwei oder drei Stopps?) haben.

Nach einem völlig neuen Modus wird das einstündige Qualifying ausgetragen: In den ersten 15 Minuten sind alle Autos auf der Strecke. Die sechs langsamsten Teilnehmer scheiden aus und belegen die Startplätze 17 bis 22. Nach fünf Minuten Pause gehen die verbliebenen 16 Autos, deren im ersten Abschnitt gefahrene Zeiten gestrichen werden, erneut für 15 Minuten auf die Strecke. Erneut werden die sechs Fahrer mit den schlechtesten Zeiten aussortiert und auf die Startplätze elf bis 16 verteilt. Die danach noch zehn verbliebenen Piloten, deren im zweiten Abschnitt erzielten Rundenzeiten wiederum gestrichen werden, fahren in den letzten 20 Minuten des Qualifyings die Startplätze eins bis zehn fürs Rennen aus. Das neue Qualifyingformat löste unter Teams und Fahrern, nicht zuletzt wegen der damit verbundenen Tank- und Nachtankregel, zuweilen recht kontroverse Diskussionen aus. Während die zwölf vorzeitig ausgeschiedenen Wagen noch einmal auf- und gegebenenfalls vollgetankt werden können, dürfen die Top Ten nämlich lediglich den Benzinverlust während der finalen 20 Minuten ausgleichen. Deshalb halten es Experten für durchaus möglich, dass es nach der Premiere in Bahrain noch die eine oder andere Änderung geben könnte.

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