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"Viele meiner Freunde dachten damals, dass ich spinne"

Günter Oberscheider wechselte für den Talk die Seiten und stellte sich den Fragen von Redakteurin WANN & WO-Saskia.
Günter Oberscheider wechselte für den Talk die Seiten und stellte sich den Fragen von Redakteurin WANN & WO-Saskia. ©Sams
Moderator und Ländle TV-Geschäftsführer Günter Oberscheider (55) im Talk über Lampenfieber, Faschingsgilden und den großen Zusammenhalt in seiner Familie.

Von Saskia Heel (Wann&Wo)

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WANN & WO: Gehen wir ein paar Jahre in deinem Leben zurück. Du standest mit 14 Jahren zum ersten Mal auf der Bühne und hast einen Faschingsball moderiert. Was hat dir in deiner Kindheit und Jugend das Selbstbewusstsein gegeben, dir das zuzutrauen?

Günter Oberscheider: Ganz klar meine Eltern und ganz besonders mein, mittlerweile leider verstorbener, Vater. Er war gemeinsam mit meiner Mutter Gründer der Faschingsgilde „Schollasteacher“ in Koblach und hat mich sehr geprägt.

WANN & WO: Seitdem ist viel passiert und du führst auch laufend Interviews. Dein beruflicher Werdegang war aber ganz anders geplant?

Günter Oberscheider: Das stimmt. Ich habe ganz klassisch die Volks- und Hauptschule und danach das Poly besucht. Im Anschluss daran habe ich Sportartikelverkäufer gelernt und bin in die Versicherungsbranche eingestiegen. Aber gebrannt habe ich immer für die Bühne. Am Anfang habe ich neben meinem eigentlichen Job verschiedenste Events wie zum Beispiel das Motocrossrennen in Möggers, organisiert und auch moderiert, bis dann eines zum anderen geführt hat.

WANN & WO: Wie ist es dann dazu gekommen, dass du aus der Versicherungsbranche in die Event- und TV-Branche gewechselt hast?

Günter Oberscheider: Ich habe mir eines Tages gedacht: „Wenn ich mit einem Job, der mir keinen Spaß macht, so viel verdiene, dass ich eine Familie ernähren kann, dann kann ich das mit einem, der mir Spaß macht, allemal.“ Ich habe mich dann mit der Eventfirma GO Events selbstständig gemacht und bin somit in einen ganz neuen Lebensabschnitt gestartet.

WANN & WO: Welche Rolle hat dein Umfeld, besonders deine Familie und deine Frau dabei gespielt?

Günter Oberscheider: Eine sehr große. Ich hatte immer das Glück, dass ich Menschen um mich hatte, die mich ab und zu einmal in die richtige Richtung „geschubst“ haben und an mich glaubten.

WANN & WO: Gab es auch andere Reaktionen auf deine Entscheidung den sehr guten Job bei der Versicherung hinter dir zu lassen und dich auf Unbekanntes einzulassen?

Günter Oberscheider: Oh ja die gab es. Viele, auch einige meiner besten Freunde, dachten damals, ich spinne (lacht). Vor allem als ich dann 2007 Ländle TV übernommen habe. Ich würde sagen, ich war einfach positiv naiv. Es hätte in Vorarlberg wohl 50 andere gegeben, die für den Job bestimmt viel besser geeignet gewesen wären, aber die haben sich vermutlich, weil sie sich in dem Business viel besser auskannten als ich, viel zu viele Gedanken gemacht. Ich habe mich einfach getraut und mir gedacht „Wenn’s nicht klappt, dann klappts halt nicht.“

WANN & WO: Ist dir die Entscheidung, Ländle TV zu übernehmen, schwer gefallen?

Günter Oberscheider: Eigentlich nicht. Obwohl ich zunächst einmal das Angebot abgelehnt habe. Aber nach langen Überlegungen und Verhandlungen habe ich mich dann doch dafür entschieden. Und habe es noch keine Sekunde lang bereut.

WANN & WO: Angefangen habt ihr mit drei Mitarbeitern, mittlerweile beschäftigt ihr inklusive der Mitarbeiter vom Medienzoo 20 Menschen und noch einige Freelancer. Wie hat sich das Führen des Unternehmens mit dem Wachstum verändert?

Günter Oberscheider: Das kann man kaum noch vergleichen. Das Führen eines Teams stellt einen vor ganz andere Herausforderungen. Zu Beginn hatten wir einen Büroraum mit 16 Quadratmeter, den wir immer ausräumen mussten, wenn wir etwas drehen wollten. Heute haben wir 290 Quadratmeter und erreichen 1,5 Mio. technische Haushalte. Mit den Anfängen hat das nicht mehr viel zu tun. Nach wie vor ist mir aber der Zusammenhalt im Team das Wichtigste. Ich muss es als Chef schaffen, das Feuer meiner Mitarbeiter für das Produkt, dass wir machen, entfachen zu können.

WANN & WO: Welche Rolle spielt Lob dabei?

Günter Oberscheider: Klar, Lob ist immer wichtig. Aber ich sage meinen Mitarbeitern auch immer „Wenn ich nichts sage, dann ist alles gut“ (lacht). Wenn was nicht so funktioniert, dann muss darüber gesprochen werden.

WANN & WO: Inwiefern hat dir deine Zeit als Vereinsobmann, der du 26 Jahre lang bei der Faschingsgilde „Schollasteacher“ in Koblach warst, bei der Aufgabe als Geschäftsführer geholfen?

Günter Oberscheider: Sehr. Wobei es in einem Verein schon schwerer ist, die Leute zu motivieren, da sie alles ehrenamtlich machen. Aber gerade wenn es um Zusammenhalt geht, hat mir das Vereinsleben geholfen.

WANN & WO: Auch bei dir und deiner Familie wird Zusammenhalt sehr groß geschrieben. Deine Frau und deine Tochter arbeiten mit dir im Unternehmen bzw. werden es eines Tages übernehmen. Macht dich das stolz?

Günter Oberscheider: Ja, dass meine Tochter Bianca quasi in meine Fußstapfen tritt, erfüllt mich natürlich mit Stolz. Aber auch meine Frau und meine zweite Tochter Nina genießen meine ganze Bewunderung. Meine Frau hat immer im Hintergrund gearbeitet und mir den Rücken freigehalten. Meine jüngere Tochter Nina hat sich für einen ganz anderen Berufsweg entschieden und das finde ich auch wunderbar. Ich liebe meine Familie einfach und meine Enkelkinder Laura und Noemi sind sowieso meine allergrößten Schätze.

WANN & WO: Gab es auch Momente, in denen du ans Aufgeben dachtest? Wenn ja, wie hast du dich da wieder herausgezogen?

Günter Oberscheider: Auch solche schweren Momente gab es in den vergangenen Jahrzehnten. Auch wenn nach außen immer alles locker wirkt, als privater Regionalfernsehsender hatten wir es nicht immer leicht. Wir wussten ja anfangs gar nicht, was da auf uns zukommt. Man kannte in Vorarlberg halt die klassischen Sender und wir mussten uns da erst einmal beweisen. Die Kunst ist es, sich immer wieder neu ins Bewusstsein zu rufen, dass das, was wir da machen, etwas Tolles ist. Wenn das gelingt und alle an einem Strang ziehen, dann kann man es auch in schweren Zeiten schaffen. Ich habe mehr erreicht, als ich mir je hätte ertäumen lassen.

Kurz gefragt

Was war dein bestes Faschingskostüm bisher?

Puh … da gibt es schon ein paar lustige Kostüme, an die ich mich noch erinnere. Aber ich glaube, dass ich mich einmal als Werner Gächter (Altbürgermeister von Koblach) verkleidet habe sowie ein Lied geschrieben und interpretiert habe, ist echt gut angekommen (lacht).

Wenn ich als Moderator ein Black-Out habe, dann …?

… versuche ich das meistens mit Humor zu kaschieren. Ein gutes Beispiel dafür wäre „Oh, an deinem Hemd klebt wohl der Faden, den ich gerade verloren habe“.

Was war dein Traumberuf als Kind?

Pfarrer (lacht). Und zwar aus dem Grund, weil meine Schwester mich öfter geärgert hat und dann habe ich immer gesagt: „Eines Tages kniest du vor mir und willst eine Hostie. Dann bekommst du sie nicht.“ Wie Kinder halt nun einmal so sind.

Wohin gehst du, wenn du einmal deine Ruhe brauchst und dich zurück ziehen möchtest?

Ich habe von meinem verstorbenen Vater eine alte Mühle in Kärnten übernommen und ausgebaut. Das ist mein absoluter Rückzugsort geworden – mein eigenes kleines Paradies.

Hast du ein Rezept gegen Lampenfieber?

Nein, das kenne ich leider auch nach all den Jahren noch nicht. Aber falls jemand eines weiß, kann er sich gerne bei mir melden (lacht).

Wen würdest du gerne einmal interviewen?

Ich hätte gerne einmal mit Freddie Mercury geredet, aber das ist ja leider nicht mehr möglich. Ich würde sagen mit Tina Turner.

Lieber auf der Bühne oder auf der Interview-Couch?

Es gibt bzw. gab für beides die richtige Zeit. Aber mittlerweile fühle ich mich als Interviewer wohler.

Wenn du mit einem Playback-Lied auftreten müsstes, welches würdest du wählen?

Am liebsten mit einem eigens umgeschriebenen. Wobei „The Show Must Go On“ schon auch gut passen würde. Mein Vater hat immer gesagt, die Welt wird sich immer weiterdrehen, egal was passiert.

Zur Person

  • Name: Günter Oberscheider
  • Geburtsdatum/Wohnort: 27. Mai 1964, Koblach
  • Beruf: Moderator, GF Ländle TV
  • Familienstand: Verheiratet, zwei Töchter, zwei Enkelkinder
  • Hobbys: E-Mountainbiken, Skifahren, Fernsehen

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