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Viel Lärm um nichts: Ruhige Debatte um Islamzentren

Der Koran war keineswegs ein Streitgrund.
Der Koran war keineswegs ein Streitgrund. ©Bilderbox
Gegen die Islamzentren selbst hatten die Favoritner kaum etwas auszusetzen. Laute Feste und Verstöße gegen die Ladenöffnungszeiten sorgten schon eher für Unmut. Auch die Polizei würde zu wenig tun.

“Die Zentren sind nicht das Problem, aber das Umfeld passt nicht.” Mit diesem Satz eines Teilnehmers lässt sich der Grundtenor der am Montagabend stattgefundenen Bürgerversammlung in der Wiener Ada-Christen-Gasse zusammenfassen, die von der FPÖ zum Thema Islamzentren in Favoriten beantragt wurde. Die Anrainer hatten an diesen Einrichtungen selbst allerdings kaum etwas auszusetzen, sondern beschwerten sich vorrangig über Lärmbelästigung und nicht eingehaltene Ladenöffnungszeiten seitens zugewanderter Mitbürger, wobei Behörden und Polizei zu wenig handeln würden.

Die gut zweistündige Debatte – moderiert von ORF-Redakteur Peter Resetarits – kam dabei einigermaßen schleppend in die Gänge. Insgesamt sieben im zehnten Bezirk angesiedelte “Islamzentren” hatten die Freiheitlichen auf den Antrag setzen lassen. Dabei handelt es sich um Gebäude, in denen oftmals Shops, Seminar- und Gebetsräume untergebracht sind. Anstatt Unmutsbekundungen zu den einzeln zur Diskussion gestellten Einrichtungen zu äußern, wurde in den ersten knapp 30 Minuten vielmehr lautstark über die Art der Veranstaltungsbekanntmachung sowie die Raumkapazität gestritten – was den Eindruck nahe legte, das allzu dringliche Probleme nicht vorhanden sein dürften.

Rund um die Uhr geöffnet

Erst allmählich fielen Wortmeldungen zum eigentlichen Thema. Mehrfach wurde von den rund 300 Besuchern, die sich im Favoritner Haus der Begegnung einfanden, beteuert, dass man nichts gegen Gebetshäuser habe und die andere Religion respektiere – aber: “Das umliegende Gebiet wird in Mitleidenschaft gezogen”, wie es ein älterer Herr ausdrückte. Er wohne nahe eines Islamzentrums in der Pernerstorfer Straße, wo Supermärkte und Cafes länger als erlaubt geöffnet hätten. “Das läuft clubmäßig ab”, so seine Kritik. Auch andere Teilnehmer berichteten von Geschäften, die teils rund um die Uhr offen hätten.

Ein Vertreter des Marktamtes wies darauf hin, dass seit Jahresbeginn bei 69 Kontrollen “einschlägiger Betriebe” bisher 33 Strafverfahren eingeleitet worden seien. Viele Geschäfte seien aber auch im Gastgewerbe tätig und deshalb von den strikten Zeitvorgaben ausgenommen: “Auch österreichische Bäckereien haben sonntags geöffnet.”

Darüber hinaus echauffierte sich eine Reihe von Anwesenden über Lärmbelästigung etwa durch nächtliche Hochzeitsfeiern oder “Hupkonzerte”. Auch Parkanlagen oder – wie eine Anrainerin betonte – das Gebiet rund um das Kulturzentrum in der Gudrunstraße würden verschmutzt. “Die Polizei tut nichts”, hieß es zuweilen. Der für den Bezirk zuständige Stadthauptmann Michael Lepuschitz verwies auf das geringe Beschwerdeaufkommen bezüglich islamischer Zentren. Seit Jahresbeginn habe es vier Verwaltungs- sowie vier Strafanzeigen gegeben.

Streit beigelegt

Großteils beigelegt werden konnten offenbar Auseinandersetzungen rund um eine Einrichtung in der Ettenreichgasse. Eine dort ansässige Wienerin berichtete von mehrtägigen Festen, die seit einiger Zeit jedoch der Vergangenheit angehörten. Man habe mit Hilfe eines Vermittlers zu einem beiderseitigen Kompromiss gefunden. Das dort noch anstehende “Problem” der sonntags geöffneten Koranschule wolle man nach dem Sommer lösen.

Bezirksvorsteherin Hermine Mospointner (SPÖ), der mehrmals Untätigkeit vorgeworfen wurde, sowie Vertreter muslimischer Vereine versicherten, Sorgen und Probleme der Anrainer ernst zu nehmen und diese innerhalb der Communities weiterzukommunizieren. Der Frage einer Favoritnerin, was denn “Karawanen von Kopftuchträgerinnen” im “riesigen Zentrum bei der Quellenstraße” eigentlich lernen würden, folgte eine Einladung gleich zweier Häuser für das gesamte Publikum, doch einmal die zur Debatte stehenden Räumlichkeiten zu besuchen. Der umstrittene Zubau des islamischen Zentrums in der Brigittenauer Dammstraße war übrigens kein Thema.

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