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Viel Applaus für Rendi-Wagners Rede zum 1. Mai

SPÖ-Parteivorsitzende Pamela Rendi-Wagner erntete nach ihrer Rede am 1. Mai am Wiener Rathausplatz Applaus.
SPÖ-Parteivorsitzende Pamela Rendi-Wagner erntete nach ihrer Rede am 1. Mai am Wiener Rathausplatz Applaus. ©APA/FLORIAN WIESER
Der 1. Mai war geprägt von der Führungsdebatte in der SPÖ. Vorsitzende Pamela Rendi-Wagner erntete für ihre Rede am Wiener Rathausplatz dennoch viel Applaus.
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Doskozil drängte am 1. Mai auf 2.000-Euro-Mindestlohn
Kundgebung der SPÖ zum 1. Mai

Die aktuelle, aber wackelnde Vorsitzende Pamela Rendi-Wagner mahnte die Genossen am Wiener Rathausplatz zu Geschlossenheit. Öffentlicher Protest gegen Rendi-Wagner blieb so gut wie aus. Ihre Konkurrenten blieben Wien fern und hielten Ansprachen in ihren Bundesländern. Andreas Babler will die SPÖ vom "Teelichterl" wieder zur "Flamme" machen, Hans Peter Doskozil beschwor Zusammenhalt.

Rendi-Wagner erntete für ihre Rede zum 1. Mai Applaus

2016 hatte die SPÖ einen traumatischen 1. Mai in Wien erlebt, als der damalige Parteivorsitzende und Kanzler Werner Faymann ausgebuht und ausgepfiffen wurde und wenig später zurücktrat. Mit damals war die Situation heuer - mitten in der laufenden Mitgliederbefragung über den künftigen Parteivorsitz - überhaupt nicht vergleichbar. Bei strahlendem Frühlingswetter zogen unter dem Motto "Stark. Stärker. Zusammen" traditionell die Abordnungen aus den Bezirken im Sternmarsch zum Rathausplatz, die Delegationen machten mit Transparenten und Plakaten auf ihre Anliegen aufmerksam, dazu wurde getrommelt, musiziert und Fahnen geschwenkt. Vereinzelt wurden die internen Querelen durchaus thematisiert: Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter machten sich etwa für "Parteidemokratie und Andi Babler" stark. Ein Transparent einer Jugendorganisation bescherte auch Bundesgeschäftsführer Christian Deutsch eine Erwähnung, wenn auch keine sonderlich freundliche: "Keine Deutschpflicht in Schulen und der Löwelstraße", wurde da gefordert.

"Zeit der internen Selbstbeschäftigung wird vorüber sein"

Rendi-Wagner bekam für ihre Rede bei der Schlusskundgebung aber Applaus, nur vereinzelt waren nicht zuordenbare Pfiffe zu hören. Um stark zu sein, müsse man geeint sein. "Die Zeit der internen Selbstbeschäftigung wird bald vorüber sein." Danach könne man sich wieder den politischen Mitbewerbern entgegenstellen - denn dies sei die eigentliche Aufgabe der SPÖ, stellte sie klar. "Wir müssen stark sein, wir müssen stärker sein." Geschlossenheit sei die Voraussetzung, um das "Vertrauen der Menschen wieder zu gewinnen". "Es muss das Ziel sein, dass dieses Land endlich wieder eine sozialdemokratisch geführte Bundesregierung bekommt." Wichtig sei, eine Neuauflage von Schwarz-Blau im Bund zu verhindern, sagte Rendi-Wagner. Einer Koalition mit der FPÖ erteilte sie erneut eine Absage.

"Wir sind die vielen, wir sind stärker und wir sind unschlagbar"

"Wir sind die vielen, wir sind stärker und wir sind unschlagbar", zeigte sich Rendi-Wagner zuversichtlich. Es gebe genug Probleme wie etwa die "schreckliche Teuerung", doch die Bundesregierung habe die roten Vorschläge dagegen nicht gehört, sondern stattdessen bloß "Milliarden Almosen verteilt", "in der Hoffnung, dass ihre Umfragewerte besser werden". Wohl auch als Spitze in Richtung ihres Kontrahenten Hans Peter Doskozil interpretiert werden kann ihr Bekenntnis, dass die Löhne "bei den Gewerkschaften in den besten Händen" seien. Der burgenländische Landeshauptmann bewirbt ja gerne seinen im Land umgesetzten Mindestlohn. Im Gegensatz zu den letzten Tagen, als Rendi-Wagner ihrem einstigen Förderer Christian Kern, der nun Doskozil unterstützt, Charakterlosigkeit vorgeworfen hat, gab es in ihrer Ansprache keine Angriffe auf die Mitbewerber.

Keine Angriffe auf Mitbewerber durch Pamela Rendi-Wagner

Angriffe auf die Mitbewerber gab es sonst in ihrer Ansprache nicht. Am Sonntag hatte Rendi-Wagner freilich noch einmal Öl ins Feuer gegossen: In der "Presse am Sonntag" nach der Entfremdung von ihrem einstigen Förderer Christian Kern gefragt, der nun Doskozil unterstützt, antwortete Rendi-Wagner: Dazu habe sie "eine abgeschlossene Meinung", nämlich "dass Charakterstärke und Standfestigkeit nicht zu seinen herausragendsten Eigenschaften zählen". Wiens SPÖ-Chef Michael Ludwig ging auf die parteiinternen Konflikte nicht direkt ein - Unterstützung für Rendi-Wagner gab es aber sehr wohl: Er hoffe, dass man bald nach der nächsten Nationalratswahl die erste sozialdemokratische Bundeskanzlerin in Österreich haben werde, ließ er wissen.

Wiens Bürgermeister ging auf interne Konflikte nicht direkt ein

Wiens SPÖ-Chef Michael Ludwig ging auf die parteiinternen Konflikte nicht direkt ein - Unterstützung für Rendi-Wagner gab es aber sehr wohl: Er hoffe, dass man bald nach der nächsten Nationalratswahl die erste sozialdemokratische Bundeskanzlerin in Österreich haben werde, ließ er wissen.

Gegenspieler im parteiinternen Wahlkampf am 1. Mai nicht in Wien

Doch auch die Gegenspieler im parteiinternen Wahlkampf waren am Tag der Arbeit nicht faul: Traiskirchens Bürgermeister Andreas Babler hatte gleich drei Ansprachen auf dem Programm. Bei der Maifeier in Krems-Lerchenfeld bewarb er die Sozialdemokratie als "Alternative zum politischen System des Bittstellertums". Es sei ein "Comeback der Sozialdemokratie" notwendig, die Partei müsse gestärkt und geeint aufs Spielfeld gehen, zog Babler den Vergleich zum Fußball. In den vergangenen Jahren sei die SPÖ "nur mehr ein Teelichterl gewesen", meinte Babler, "wir müssen schauen, dass wir wieder eine Flamme werden". Die SPÖ finde keine authentische Sprache und treibe so anderen Parteien wie der FPÖ Wähler zu, kritisierte er.

SPÖ müsse aus dem Dornröschenschlaf aufwachen

Die SPÖ müsse nach einem Jahrzehnt mit "ein bisschen Dornröschenschlaf" wieder den Kampf für Rechte aufnehmen, findet Babler. So müsse man gegen "modernes Sklaventum" auftreten, forderte er etwa, dass unbezahlte Überstunden von Unternehmen in doppelter Höhe abgegolten werden müssten. Weiters warb er unter anderem für eine Arbeitszeitverkürzung und Vermögenssteuern als Koalitionsbedingung.

Doskozil bei einer Veranstaltung in Kobersdorf im Burgenland

Doskozil wiederum wird am frühen Nachmittag bei einer Veranstaltung in Kobersdorf im Mittelburgenland sprechen. Im Vorfeld drängte er auf die Umsetzung des von ihm forcierten Mindestlohns von 2.000 Euro netto. "Eine erneuerte Sozialdemokratie brennt wieder dafür, das Leben der arbeitenden Menschen in Österreich zu verbessern - am 1. Mai und an allen anderen Tagen im Jahr", betonte er in einer Aussendung. Abgesehen davon pochte er auf niedrigere Steuern auf Arbeit - so solle die SPÖ die "Steuersenkungspartei" für die arbeitende Bevölkerung sein - sowie auf leistbares Wohnen, und forderte einen "energischen Kampf gegen die Teuerung und die Zwei-Klassen-Medizin".

Peter Kaiser sieht in Befragung der SPÖ-Mitglieder eine Chance

Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser, der auch stellvertretender SPÖ-Bundesparteivorsitzender ist, sah unterdessen in der Mitgliederbefragung jedenfalls eine "Chance, der Empfehlung von 150.000 Mitgliedern zu folgen, um dann am 3. Juni, im Rahmen des Bundesparteitages eine Entscheidung über den Vorsitz zu fällen. Damit wir mit 4. Juni 2023, als SPÖ, geschlossen Politik für die arbeitenden Menschen unseres Landes machen". "Gerade in Fragen der Vermögens- und Verteilungspolitik muss dringend nachgeschärft werden," meinte Kaiser.

Rufe nach eienr Vermögenssteuer von den Grünen am 1. Mai

Rufe nach Vermögenssteuern kamen zum 1. Mai auch von den Grünen: Vizekanzler und Grünen-Chef Werner Kogler forderte in einem Video, das am Samstag veröffentlicht worden ist, eine "Millionärssteuer" für "Millionenerben". Wenn jemand eine "fette Villa" oder "astronomische Aktienpakete" erbe, zahle er nämlich derzeit "nix - null, niente, nada" für die Gemeinschaft, ortet der Grünen-Chef eine "himmelschreiende Ungerechtigkeit". Der ÖVP-Wirtschaftsbund warf Kogler "Klassenkampf" vor. Die Grünen blieben trotzdem dran, Sozialminister Johannes Rauch meinte am Montag, mit den Einnahmen könnten die Einkommen jener angehoben werden, "die viel für unsere Gesellschaft leisten, aber wenig verdienen", etwa im Pflegebereich und der Kinderpädagogik. Die Grüne Jugend pochte überhaupt auf Vermögenssteuern als Koalitionsbedingung: Eine neue Regierung unter grüner Beteiligung solle es nur mit Vermögenssteuern geben.

Deftige Sprüche der FPÖ in Oberösterreich

Deftige Sprüche gab in indes wie jedes Jahr bei den Blauen in Oberösterreich zu hören, wo FPÖ-Chef Herbert Kickl wieder den Kanzleranspruch stellte. Keine der anderen Parteien und auch nicht der Bundespräsident werde die FPÖ stoppen können, meinte Kickl im Bierzelt auf dem Urfahranermarkt vor rund 5.000 Besuchern, die des öfteren "Herbert, Herbert"-Chöre anstimmten. Das Land brauche einen freiheitlichen Bundeskanzler, den er als "Volkskanzler" sehe, so Kickl, der der Bevölkerung diene und nach oben trete. Kickl verortete sich und seine Partei in der Mitte, "lasst euch von niemandem einreden, ihr seiet der Rand der Gesellschaft", ermutigte er seine Anhänger.

Alle Mitbewerber bekamen ihr Fett ab

Alle Mitbewerber bekamen ihr Fett ab: Außer der FPÖ gebe es in Österreich ohnehin nur noch eine Einheitspartei, "alle waren sie für den Bundespräsident Van der Bellen, alle haben sie beim Coronawahnsinn mitgemacht, alle rutschen sie auf den Knien nach Brüssel". Nun hätten sie "Muffensausen", wenn sie auf die Umfragen für die Nationalratswahl schauen würden, "wo die freiheitliche Partei konsequent an erster Stelle liegt". "Zuerst sperren wir die Asylantenheime zu und dann machen wir den Wahnsinn mit der ORF-Abgabe rückgängig", machte Kickl kein Hehl aus seinen Plänen. Auf "linkslinken Firlefanz und Klimbim wie die Genderei und den Kult um die Regenbogenfahne" verzichte die FPÖ.

Kickl lobte Haimbuchner

Außerdem lobte Kickl Landesparteichef Manfred Haimbuchner: "Manfred hat eine indirekte Bewerbung als Innenminister abgegeben." Haimbuchner hatte zuvor im Interview mit der "Presse" gemeint: "Ich bin ein Anhänger von Pushbacks." "Machen wir's dem Orban nach, bauen wir die Festung Österreich", erhielt Kickl viel Beifall für seine Ausländerpolitik.

(APA/Red)

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