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Verzweifeltes Klammern

Alle in der Formel 1 warten auf Michael Schumachers Entscheidung. Christian Klien hat in der Königsklasse des Motorsports im Jahr 2007 keine Chance, will es aber nicht wahrhaben. Und wird es doch am Samstag kund tun.

Das Theater um die Nicht-Zukunft des Deutschen in der Topklasse nach 15 Jahren wird noch immer zum Geheimnis hochstilisiert. Sonntagabend wird Ferrari in Monza verkünden, dass Schumi zurücktritt und das Duo Räikkönen/Massa die rote Fahne 2007 hochhalten wird.

Viel weniger Leute warten auf Samstag. Dann darf Christian Klien bekannt machen, was er 2007 zu tun gedenkt. Donnerstag blockte er alle Fragen ab, ob er sich für ein Red-Bull-Angebot in der amerikanischen Champ-Car-Serie entscheiden werde oder für eine ungewisse Zukunft auf eigenen Füßen – auf denen der Hohenemser motorsportlich zuletzt im Kindesalter stand. In Wahrheit bleibt Klien keine Wahl, als das RB-Offert anzunehmen. Auch wenn es er und sein Vater Johannes nicht wollen. Aber sich Hoffnungen auf einen Platz in der Formel 1 2007 zu machen, ist Realitätsverweigerung.

Die letzten Cockpits werden in den bekannten Hinterbänklerteams verschleudert, und die wollen primär nicht Klien wegen seiner Fähigkeiten, sondern denjenigen, der die meiste Mitgift mitbringt. Weil Klien niemand außer Red Bull hinter sich hat – in den letzten Jahren brauchte er sich auch nie um Sponsoren umschauen – wird es auch keinen F1-Platz für ihn geben. Denn weitere Millionen aus Fuschl fließen für den Vorarlberger nur in Richtung USA, den wichtigsten Markt für das Unternehmen.

Wenn Klien seit dem 7. August, an dem er erfuhr, dass Mark Webber seinen Platz bei Red Bull Racing 2007 einnehmen werde, noch keine Entscheidung treffen konnte, dürfte die Entscheidungsfreudigkeit nicht groß sein. “Ich muss noch interne Dinge im Team klären”, deutete der 23-Jährige an. Will wohl heißen: Samstag wird Mateschitz in Monza erwartet, da wird noch einmal ein Vieraugengespräch stattfinden. An eine Meinungsänderung des Salzburger Unternehmers wird aber wohl nicht einmal die Familie Klien glauben.

Lehnt Klien das Champ-Car-Angebot ab, wird nicht nur sein bisheriger Schweizer Red-Bull-Kollege Neel Jani in den USA mit diesem Platz versorgt, sondern Klien wäre auch seine Red-Bull-Unterstützung los, wie RB-Konsulent Helmut Marko bereits andeutete. Und sich zum jetzigen Zeitpunkt “selbstständig” zu machen und auf eine Beschäftigung in der Formel 1 zu hoffen, wäre wohl völlig irreal. Der letzte Strohhalm Kliens ist wohl die Hoffnung, bei RBR wenigstens als Testfahrer weiter beschäftigt zu werden – ohne Freitageinsätze, die es 2007 nicht mehr geben wird, und vermutlich nach einer allgemeinen Testbeschränkung auch mit verminderter Chance, sich in der routinemäßigen “Drecksarbeit” unter der Woche und unter Ausschluss der Medien zu beweisen.

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